Sternenfaust - 105 - Notlandung auf Rudra VII
zu hinterlassen, in sich zusammenfiel. Die Verwirbelungen wurden kleiner und hörten schließlich ganz auf. Der Sand lag wieder spiegelglatt da, es sah aus, als hätte sich die Atmosphäre auf diesem Planeten nie bewegt.
In diesem Moment fiel ihm zu seiner großen Erleichterung ein, dass er ja mehrere Stunden geschlafen hatte. Da würde es wohl einen weiteren Sandsturm gegeben haben, so einen wie den, dessen Zeuge er gerade geworden war, der auch die danach entstandenen Spuren wieder verwischt hatte.
Und warum habe ich den dann nicht gehört? So ein Sandsturm heult doch wie verrückt, besonders in solchen Felsformationen wie denen, die es um das Zelt herum gibt.
Weil du hier auf einem Mond bist, der eine sagenhaft dünne Atmosphäre hat , fiel ihm eine Sekunde später wieder ein. Da hat so ein Sturm keine Kraft. Und der Sand ist ja eigentlich keiner, er ist ja eher ein ganz feiner Staub. Wenn die nicht mit ganz großer Kraft gegen die imprägnierte Zelthülle geworfen werden, dann hört man so etwas auch nicht.
Wieder ärgerte er sich, dass er sich von solchen Kleinigkeiten hatte ins Bockshorn jagen lassen. So konnte das nicht weitergehen. Hoffentlich war die Rettungsmannschaft von der STERNENFAUST schon unterwegs. So viele Monde hatte Rudra dann auch nicht, als dass es noch allzu lange hätte dauern können.
Aber wir können uns nur darauf verlassen, dass man uns sichtet. Und das wird nicht einfach. Die Sicht ist trügerisch bei fremden Gestirnen und Himmelskörpern.
Morten Jackville sah wieder herunter auf das Zelt und stutzte. Irgendwas stimmte da nicht. Er überlegte ein paar Sekunden, bis ihm einfiel, was da nicht zu stimmen schien. Er sah das Licht der Signalbake nicht.
Wo hatte er die Signalbake noch einmal aufgestellt? Da die Bake so konstruiert war, dass sie ihr pulsierendes, blaues Licht nicht nur zu einer Seite, sondern in einem 360 Grad-Winkel abgab, hätte er sie auch von hier aus sehen müssen. Oder stand das Zelt davor? Wahrscheinlich.
Ich werde hier noch verrückt , dachte Morten ärgerlich. Ich möchte wissen, was hier auf dem Mond abgeht, dass ich in einer Minute schon nicht mehr weiß, was ich in der davor gemacht habe.
Frustriert machte er sich wieder auf den Weg hinunter zum Zelt. Sein Funkgerät, das in den Anzug integriert war, hatte ebenfalls eine Reichweite von rund 1000 Kilometern. Nicht weit genug, um die STERNENFAUST herbeizurufen, aber dennoch hätte er mehr hören müssen als das weiße Rauschen, dass darauf lag. Den automatischen Notruf der Funkbake hätte er auf jeden Fall in den Lautsprechern seines Helmes hören müssen.
Okay, also kein Funk, auf keinen Fall. Aber zumindest die Signalbake muss funktionieren. Und ich müsste das Ding von hier aus sehen, denn ich habe es neben dem Eingang platziert und den sehe ich von hier aus. Und er weist direkt über die Ebene.
Also, runter zum Zelt mit dir, Morten, und nachsehen, was mit dieser blöden Bake los ist.
Beim Zelt angekommen, ging Morten gar nicht erst hinein, um sich von der anstrengenden Kletterei zu erholen. Er hatte wieder das Antigrav nicht genutzt, er wollte es schonen und außerdem war er hier auf Rudra VII sowieso leichter als auf der Erde. Es war wichtiger herauszufinden, was mit der Lichtbake los war, denn sie war wohl wirklich ausgegangen.
Der etwa fußballgroße Leuchtkörper war dunkel und schien tot zu sein, denn er ließ sich nicht wieder aktivieren. Die Batterien dürften wohl kaum so schnell aufgebraucht sein, dachte er wütend, als er sich in den Sand setzte, um das Ding auseinander zu nehmen und nachzusehen, was denn nun damit schief lief.
Na, vielleicht finde ich es raus, welches Kabel hier locker sitzt oder was sonst kaputt ist. Vielleicht finde ich so auch raus, was mit dem Jäger los ist? Vielleicht – wenn wir ganz großes Glück haben – dann kriege ich den Jäger vielleicht sogar wieder ans Laufen!
Frisch motiviert setzte er sich an eine Stelle, an der es wohl noch eine ganze Weile hell bleiben würde – wenn schon nicht von Rudra selbst, dann wenigstens von seiner wesentlich weiter entfernten Sonne –, klemmte sich den durchsichtigen Fußball zwischen die Knie und begann, den winzigen Stromkreislauf auseinander zu nehmen. Wenigstens konnte er sich so die Zeit vertreiben.
Schon bald lagen die kleinen Einzelteile ordentlich vor ihm aufgereiht im Sand. Morten betrachtete sein Werk. Jetzt hieß es nur noch, die ganzen Teile wieder in der richtigen Reihenfolge zusammenzusetzen, dann würde
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