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Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter

Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter

Titel: Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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vergaß?
    »Deiner Schwester wird nichts geschehen«, erklärte er überzeugt. »Gott hat sie gesegnet und sie zu Seinem Werkzeug erklärt.«
    »Ich hörte, Ihr wart früher ein Lebennehmer auf den Schiffen. Ihr seid mit dem Gnadendorn herumgegangen und habt verwundete Krieger getötet, damit sie nicht zu einer Belastung des heiligen kridanischen Reiches werden. Vermisst Ihr diese Zeit?«
    Der Tugendwächter zuckte zusammen. Es waren dreiundfünfzig Kridan gewesen, die er in seiner Laufbahn zum Sterben aufgerufen hatte, damit sie nicht zu einer Belastung der Gemeinschaft wurden. Das auserwählte Volk vertrug nur ein paar verkrüppelte Kriegshelden.
    Kales-Sun ging auf die Eierlegerin zu und legte seine Hände vertraulich um ihren Bauch – eine gleichermaßen sexuell erregende wie erniedrigende Geste, denn laut dem Protokoll hatte Kiri-Tan nicht das Recht, seine Hände von sich zu stoßen. Dafür stand er in der Hierarchie zu weit über ihr. »Hör zu, Eierlegerin. Ob ich mich nach dem Krieg sehne, oder nicht, hat dich nicht zu bekümmern. Du kümmerst dich nur um deine Schwester und sorgst dafür, dass sie morgen im Tempel ist. Und nun geh, ehe ich dich bitte, mir gefügig zu sein.«
    Kiri-Tan wandte sich angewidert um und ging in ihr Gemach.
    Dem Tugendwächter kamen wenig tugendhafte Gedanken. Doch er verbot sich rasch, ihnen nachzuhängen.
    Ob ich den Krieg vermisse, stolze Wächterin Kiri-Tan? Er berührte den Gnadendolch, den er immer bei sich trug, wohl verborgen unter seinem Gewand. Oh ja, ich vermisse ihn. Denn nichts hat mir mehr Freude bereitet, als die wahre Treue eines Kridan zu sehen, der bereit war, lieber zu sterben als dem kridanischen Reich zur Last zu fallen …
     
    *
     
    Wanda Ndogo hatte sich mit der Erlaubnis des Raisa in einen der Nir-Tan begeben. Das waren winzige abgetrennte Meditationszellen im Tempel Mat-Lor. Ihre Meditationszelle befand sich in dem Raum, in dem Saha-Fera sich auf ihre Predigten vorbereitete.
    Wanda musste nicht lange warten, bis Saha-Fera eintrat. Die Botschafterin hatte das Aufnahmegerät dabei, das Kassil-Nur ihr geschenkt hatte. Es klebte an ihrem Handgelenk. Außerdem hatte sie eine Drohne in einer Raumecke neben einem heiligen Zierschwert drapiert, die ihr Bildmaterial liefern würde. Sie selbst konnte zwar durch einen schmalen Schlitz zwischen zwei blassblauen Vorhanghälften in die Mitte des Raumes sehen, doch ein elektronisches Überwachungsgerät war auf jeden Fall sicherer.
    Saha-Fera wirkte entrückt. Wanda überlief ein Schauer. Die dunkelgrünen Augen der Kridan glänzten unnatürlich. Sie wirkte fiebrig. Ihre Schritte waren schwerfällig und plump, als würden Gewichte über den Krallen hängen.
    Sie sieht krank aus. Wie eine Kridan, die eigentlich in ihr Bett gehört.
    Wanda empfand mit einem Mal Wut auf den Tugendwächter, der die junge Kridan betreute und ihr Tag für Tag die Predigten zumutete. Obwohl Saha-Fera dabei war, einen Krieg zu provozieren, war sie einfach kein Geschöpf, dem man zürnen konnte.
    Wenn irgendein unsympathischer Großkotz den Schnabel aufgerissen hätte, um den Kridan etwas über den Krieg und Gottes Erwählung zu erzählen, hätte vermutlich niemand zugehört. Aber diese Kridan ist liebenswert und … authentisch …
    Wanda bemühte sich kein Geräusch zu machen, während sie die junge Eierlegerin beobachtete. Die Kridan sank nach hinten auf die Knie und begann mitten im Raum zu meditieren. Sie kam überhaupt nicht auf die Idee, den Raum nach potenziellen Eindringlingen zu durchsuchen. Das hatte sie im Grunde auch nicht nötig, da ihre Schwester, Kiri-Tan, den Raum kurz vor Wandas Eindringen genauestens inspiziert hatte. Ohne den Schutz durch den Raisa und das Benutzen eines geheimen Ganges, den Kassil-Nur ihr mit Nierenschmerzen gezeigt hatte – bei den Kridan saß das Gefühl in den Nieren – wäre Wanda dieser Streich nicht gelungen.
    Saha-Fera klackerte leise Gebete und Lieder vor sich hin. Sie gingen allesamt um eine Heilige namens Diaria. Wanda verstand nicht alles, was die Kridan krächzte. Sie war ein wenig müde. Der abgedunkelte Raum machte sie schläfrig. Im Gegensatz zu Kalpren Suresh hatte sie seit der Ankunft auf Kridania nicht richtig schlafen können, obwohl ihr Gemach im Palast keine Wünsche offen ließ. Wanda machte sich furchtbare Sorgen über die Situation.
    Wach bleiben , ermahnte sie sich selbst, als sie plötzlich aus ihrem Dämmerzustand gerissen wurde.
    Über ihr erstrahlte ein violettes Licht! Es

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