Sternenfaust - 136 - Flammenschert (2 of 2)
… 23«, zählte Stephen Baxter herunter. Er stand auf der podestartigen Bodenerhöhung, die sich an die Rückwand des Hauptkontrollraums schmiegte. Die hier befindlichen Terminals komprimierten die Daten der dreißig Arbeitsstationen zu anschaulichen Grafiken. Wer hier arbeitete, hatte die volle Kontrolle über die Generatorketten des Fixstroms – von den Plasmakollektoren bis hin zu den S-Paik-Emittern, den modifizierten Wandlereinheiten.
»19 … 18 … 17 …« Baxter blickte über die Arbeitsstationen hinweg zum Panorama-Schirm, der einen Großteil der Stirnwand einnahm. Das riesige Display gab die Videosignale einer Drohne wieder, die sich mehr als 300.000 Kilometer von Waste Chunk entfernt im Weltall befand. Die Blicke aller im Raum waren auf ein nahezu kreisrundes, glühend orangefarbenes Phänomen gerichtet, dessen Rand sich als langsam fließende Welle bewegte. Elf Kilometer durchmaß dieser Eingang in einen Tunnel, der sich auf unvorstellbare Weise durch die Raumzeit bohrte.
»14 … 13 … 12«, zählte der von Hegel III stammende Ingenieur weiter herunter. Der letzte Verband der 565 Schiffe zählenden Star Corps-Armada war vor acht Minuten im Fixstrom verschwunden: Dies bedeutete wiederum, dass sich dieser Verband seit drei Minuten am Zielort befand, was auch durch das Flaggschiff der Operation Harmagedon , die S.C.S.C. STERNENFAUST, per HD-Nachricht bestätigt worden war. Die 300.000 Kilometer von Waste Chunk entfernten Wandler-Module verfügten noch über genügend Energie, um ihre S-Paik-Emissionen für weitere vier Minuten aufrechtzuerhalten. Doch Yasuhiro von Schlichten hatte sich für einen kontrollierten Zusammenbruch des Fixstroms entschieden.
Der Professor saß in einem bequemen Terminalsessel, während Baxter sich für den Countdown von seinem Sitz erhoben hatte.
»9 … 8 … 7 …«
Professor von Schlichten genoss den Anblick des ruhig fließenden Fixstrom-Eingangs. Nicht ein einziges Mal während der jetzt 28-minütigen Existenzdauer hatte es einen kritischen Moment gegeben. Der Fixstrom war sein Werk – das Werk Yasuhiro von Schlichtens. Die Ptolemäer unter der Leitung Stephen Baxters hatten zwar weitere wichtige Daten der Toten Götter entschlüsseln können, aber ohne ihn – Yasuhiro von Schlichten – wäre die Konstruktion einer Fixstrom-Generatoranlage nicht möglich gewesen.
»3 … 2 … 1 … aus.«
Das orangefarben glühende Maul des Fixstroms fiel in Sekundenbruchteilen in sich zusammen. Applaus kam von den dreißig Arbeitsstationen, die sich zwischen Kontroll-Podest und Panorama-Schirm befanden. Applaus, der sogar stärker war als im vergangenen Monat, in dem der erste erfolgreiche Fixstrom-Versuch unternommen worden war. Die Wissenschaftler und Ingenieure erhoben sich von ihren Sitzen und drehten sich zu Baxter und von Schlichten um. Ihr Beifall wollte nicht enden. Denn dieses Mal hatte der Fixstrom auch seinen immensen praktischen Nutzen bewiesen: Es war gelungen, eine komplette Flotte hindurchzuschicken, die nichts weniger bewirken sollte, als Elend und Vernichtung von den Solaren Welten fernzuhalten. Stephen Baxter blickte den Professor freundlich an und gab ihm dezent zu verstehen, dass er doch aufstehen möge.
Gott, was für ein Brimborium … ich wusste doch immer, dass ich richtig liege , dachte von Schlichten.
»Kommen Sie, Professor«, sage der untersetzte Ingenieur und zog von Schlichten sachte aus seinem Sessel. Ein wenig widerwillig erhob sich der Professor, nickte den Applaudierenden zu und hob in einer abwehrenden Geste die Hände. Allmählich erstarb der Beifall.
Jetzt wollen sie ein paar Worte von mir … na gut, die können sie haben.
»Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren, für die so lautstark vorgebrachte Anerkennung meiner Arbeit. Einer Arbeit, von der ich immer überzeugt war, dass sie zu den gewünschten Resultaten führen wird. Doch meine Leistung, die Sie soeben mit Ihrem Beifall gewürdigt haben, wäre ohne Ihre unermüdliche Mitarbeit wohl nicht möglich gewesen. So dürfen wir uns gegenseitig gratulieren und stolz sein auf eine wissenschaftlich-technische Errungenschaft von epochaler Bedeutung. Und wir dürfen stolz darauf sein, unserer Heimat einen Dienst erwiesen zu haben, wie er größer wohl nicht sein kann. Es ist uns zum zweiten Mal gelungen, einen Fixstrom aufrecht zu erhalten – und zwar für genau 29 Minuten. Ich bin mir sicher, dass wir ihn auch 33 Minuten lang hätten bestehen lassen können, ohne dass es zu einer
Weitere Kostenlose Bücher