Sternenfaust - 143 - LOODOON (1 of 2)
ohne jedes Anzeichen von Raumfahrt?«
»Du kommst aus dem All?«
»Ja, daher komme ich.«
»Du bist hier gelandet?«
»Ja, selbstverständlich bin ich das.«
»Du hast Glück gehabt.«
»Was meinst du damit?«
»Hör zu, Schääk. Auf diesem Planeten ist ein Gott. Ein Gott, der alles kaputtmacht, was synthe … syntheda …«
»Synthetisch?«
»Der alles kaputtmacht, was synthetisch ist. Fast alle hier kommen aus dem All. Schon viele Tausend Jahre lang kommen sie aus dem All. Sie machen einen Besuch oder stürzen ab und kommen nicht mehr weg. Sind hier gefangen. Machen Kinder und werden mehr. Viel Zeit vergeht und die Kinderkinder gewöhnen sich an Loodoon. Sie werden ein Teil von Loodoon. Sie vergessen ihre Heimat. Wigoren müssen zu Rancorhead. Andere gehen zu den Wiedergängern. Werden zu Mindeatern. Oder müssen kämpfen und sterben. Viele haben Unglück. Manche haben Glück. Wigoren haben kein Glück. Grunker haben nur selten Glück. Einige werden Necklacer mit Ketten. Wer zu Several Thunder geht, ist für das Böse. Wer zur Mother geht, auch.«
»Viele Namen, die mir nichts sagen.«
»Ist nicht wichtig, Schääk. Ist nicht wichtig.«
»Warum nicht?«
»Weil du gleich tot sein wirst.«
»Warum bist du hier eingesperrt?«
»Für dich!«
»Für mich? Ich begreife nicht …«
»Das ist eine lange Geschichte. Mein Solar ist nicht so gut.«
»Du sprichst perfekt.«
»Aber es strengt an. Ich sage es dir, wenn du überlebst. Sonst musst du es nicht wissen, Schääk.«
»Überlebst? Was meinst du?«
»Gleich weißt du es. Grunker haben nur manchmal Glück. Deshalb: Habe Glück!«
»Verdammt, wobei? Was meinst du damit?«
»Hörst du? Sie kommen! Gleich bist du tot oder du hörst meine Geschichte.«
*
Das erste, was Yefimov, Tregarde, Mary und den Marines, den Gefährten von der STERNENFAUST, auffiel, waren die Schaufelräder. Riesige Räder, die nicht weiter als einen Meter ins Wasser tauchten und haushohe Dampfer durch die Enge des Flusses trieben. Aus dicken Schloten quoll schwarzer Rauch, und am Ufer hörte man die Gesänge der Heizer, die im Kesselraum schufteten.
In den weißen Segeln der wenigen Boote brach sich das ungesunde Gelb der späten Sonne. Der Tag neigte sich zur Nacht, obwohl nach menschlicher Berechnung erst fünf Stunden vergangen waren, seitdem das Shuttle gelandet war.
Am Kai herrschte reges Treiben.
Unzählige Rassen kamen zusammen und jemand, der ein Hafenmeister zu sein schien, brüllte Befehle durch einen Trichter, der einem Megafon ähnelte. Männer in schwarzen Anzügen schienen nur Millimeter über dem Pflaster zu schweben, und wenn sie lächelten, zeigten sie fingerlange Reißzähne. Wesen mit kürbisgroßen Köpfen zischten sich an, ihre Mäuler breit und mit doppelreihigem Gebiss ausgestattet. Eine Frau in rosafarbenen Kleidern wurde von irgendwelchen Kerlen in Torwege gezwungen, wo sie mit den Schatten verschmolzen. In Leder gekleidete Kerle drehten die Motoren ihrer breiten Untersätze bis zum Anschlag und Ruß schoss aus den Auspuffrohren. Ein Pferd mit sechs Beinen stieg, und ein kleines Mädchen in zerlumpter Kleidung konnte sich nur durch einen beherzten Sprung vor den niederkrachenden Hufen in Sicherheit bringen. Beiboote stießen an Land, kleine Segler wurden vertäut. Rau wirkende Seeleute in glitzernder Tracht polterten lachend und dröhnend über den Steg. Ein schmaler Junge wurde mit einem Tritt ins Wasser befördert. Sofort brodelte es und seine gurgelnden Schreie verklangen nach wenigen Sekunden. Das Wasser färbte sich rot.
Händler boten ihre Waren feil, hässliche Weiber ihre Gunst. Ein haariger Kerl, der über und über mit rot glühenden Ketten behängt war, brüllte mit donnernder Stimme auf den Vertreter einer insektengleichen Rasse ein, der von einem seiner vielen Beine auf das andere trat, um letztendlich von einem gezielten Schlag getötet zu werden, was zur Folge hatte, dass junge Männer und Frauen in Gelächter ausbrachen und der Leiche die restlichen Beine brachen, indem sie zum Takt einer donnernden Musik darauf herumsprangen.
Die Musik rührte von einer schwarzhäutigen Gruppe her, die bizarre Instrumente bediente. Trommeln mit Stahldeckeln sorgten für den Rhythmus, auf gitarrenartigen Brettern wurde an Stahlsaiten gezupft, deren Töne über Trichter verstärkt wurden, alles überlagert von grellen trompetenartigen Tönen, welche wie das Leidenslied der Stadt über dem Hafen schwebten, gefolgt von einem leiernden Gesang,
Weitere Kostenlose Bücher