Sternenfaust - 149 - Apokalypse
wenig unsanft an den Schultern und schob sie energisch beiseite. Sie schien gar nicht darauf zu achten. Sie sah in den Himmel.
»Die sagen, die automatischen Abwehranlagen können die Gesteinsbrocken abwehren«, rief Luke, doch nun klang auch er sehr besorgt und ängstlich.
Die sagen viel , dachte Matthew. Die sagen, dass alles in Ordnung ist. Dass alle gerettet werden.
Er beugte sich über die Fahrertür ins Innere des Gleiters, berührte das Sensorfeld für das Handschuhfach, das kurz an den Rändern grün aufleuchtete und dann zur Seite klappte.
Darin war eine Art elektronischer Safe.
Hektisch gab Matthew die Zahlen ein, vertippte sich, schlug gegen das rote Error-Zeichen und gab die Zahl erneut ein.
Nun öffnete sich die Kammer dahinter, und der Griff eines Nadlers kam zum Vorschein.
Entschlossen zog Matthew an dem Griff, wartete bis der automatische Handflächenscan den Zugriff genehmigte und holte die Waffe aus der Halterung.
»… ist es wirklich am Besten«, hörte Matthew seine Frau sagen, während er die Anzeige des Nadlers auf maximale Betäubung einstellte.
In dem Moment stockte sie.
»Dad!«, rief Luke in Panik und wollte ihn am rechten Oberarm berühren, was Matthew energisch abwehrte.
»Was tust du da?«, rief Amanda.
Matthew starrte seiner Frau ins Gesicht und sagte: »Glaub mir, ich weiß, was ich tue.« Er hatte leise, aber mit so viel Entschlossenheit gesprochen, dass Amanda jegliche Gesichtsfarbe zu verlieren schien.
Instinktiv griff sie nach Luke, als wolle sie ihn beschützen – was unfreiwillig komisch aussah. Der Junge war zwar ausgesprochen hager, er war aber einen Kopf größer als seine Mutter.
Matthew blickte sich hektisch um. Sein Herz trommelte. Als er sah, wie sich ein Gleiter näherte, der offenbar auf die Parklücke neben ihnen zusteuerte, hechtete er los. Die Waffe verbarg er hinter seinem Rücken.
»Matthew«, murmelte seine Frau noch einmal, und diesmal hatte es fast weinerlich geklungen.
»Sieh nur!«, rief Luke und deutete nach oben.
Es war, als würde eine Masse an Sternschnuppen auf die Erde niederregnen.
Hieß es nicht immer, man könne sich bei Sternschnuppen etwas wünschen? , dachte Matthew zynisch. Und nun waren diese romantischen Erscheinungen die Vorboten des Untergangs, die Botschafter der Apokalypse.
Der fremde Gleiter setzte zur Landung an. Er senkte sich, die Lichter wurden schwächer, und nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Seitentür.
Eine Mann Mitte vierzig stieg langsam und behäbig aus.
Matthew stürzte auf ihn zu.
»He, Sie da!«, rief er noch im Laufen. »Geben Sie mir Ihren Universal-Key für den Gleiter!«
»Was?«, rief der Mann völlig verwirrt. »Ich …«, stammelte er dann, als er erkannt hatte, dass da ein Nadler auf ihn gerichtet war. Er schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte.
Der Fremde trug das typische Business-Outfit von durchschnittlichen Büroleuten. Ein Elasto-Synthek-Jackett, anthrazit mit dunklen, violetten Streifen und darunter ein kragenloses, beigefarbenes Hemd mit winzigen Karomustern.
»Den verdammten Universalschlüssel«, rief Matthew.
»Dad!«, hörte er die fast weinerliche Stimme von Luke hinter sich. »Die sagen schon wieder, es bestehe keine Gefahr. Die automatischen Abwehranlagen und sogar ein HD-Raumer und Dreadnoughts des Star Corps sorgen …«
In diesem Moment drückte Matthew ab. Der Nadler sirrte fast unhörbar auf.
Eine Wolke aus winzigen, mit Neuro-Zyt getränkten Partikeln strömte auf den fremden Mann ein und betäubte ihn augenblicklich.
»He, was tun Sie da?«, schrie ein junger Passant, der das ganze beobachtet hatte. Er erstarrte und setzte zu einem weiteren Ruf an: »Hilfe, er hat eine …«
Erneut drückte Matthew ab.
»Was soll das alles, Matthew?«, hörte er Amanda hinter sich, die nun vollkommen hysterisch klang.
Hektisch durchsuchte Matthew die Taschen des Fremden. Er hatte doch sicher einen Universal…
Natürlich nicht. Wer fuhr heute schon noch mit einem Universal-Key spazieren? Wahrscheinlich reagierte das Mistgefährt nur auf die Lebenszeichen und neuralen Imprints des Fremden, den er gerade eben schlafen geschickt hatte.
Das bedeutete: Nichts würde diesen verdammten Gleiter in Bewegung setzen.
So brachte das alles nichts.
»Achtung«, hörte Matthew über sich. »Hier spricht der zivile Sicherheitsdienst der Solaren Welten!«
Es waren Schalldrohnen unterwegs. Das Apokalypse-Programm verbreitete die Nachrichten überall. Es übertrug sie auf
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