Sternenfaust - 157 - Invasionsstufe Eins (2 of 2)
eigenen: ein paar Prellungen und Verbrennungen dritten Grades. Auch die inneren Verletzungen schienen eher marginal zu sein, was die Exo-Mediziner, die zur Unterstützung Dr. Tregardes von der Erde angereist waren, in Erstaunen versetzte. Denn der Allgemeinzustand der beiden Wanagi war äußerst schlecht, und die Frage stand im Raum, wo die Ursache hierfür lag, wenn doch die Verletzungen so unbedeutend waren.
»Ich bin Ihnen immer noch böse, Ratspräsident.«
Vince blickte sich um. Dr. Tregarde betrat soeben den Kontrollraum. Mit ein paar Schritten war er heran, nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Vince.
»Eine solche Detonation löst gewöhnlicherweise einen Schock aus. Und so weit unsere Medizin auch sein mag, so sage ich immer: Gegen Müdigkeit hilft nur Schlaf, gegen Erschöpfung nur Ruhe.«
»Ruhe und Schlaf werde ich nutzen, sobald sich die Gelegenheit bietet. Und wenn das nächste Mal bewohnte Planeten aus dem Nichts im Sonnensystem auftauchen und Abgesandte fremder und uns weit überlegener Aliens durch unsere Schuld im Sterben liegen, werde ich sicher müde abwinken und ein Nickerchen einlegen.«
Savanna grinste, und nun ging es Vince schon viel besser. Er sah wieder auf den Monitor, der zeigte, wie zwei mächtige Medoscanner von der Decke herabgelassen wurden, bis sie nur wenige Zentimeter über Ayora Anosh’ni und Tom Ho’ichema verharrten.
»Mir ist unbegreiflich, was mit den beiden Wanagi los ist«, wechselte Dr. Tregarde das Thema. »Sie haben keine schweren Verletzungen davongetragen, und dennoch ist ihr Zustand kritisch.«
»Ich habe – bevor ich die Kollegen von der Erde um Unterstützung bat – einen kompletten Check vorgenommen«, sagte Dr. Tregarde. »Die Fremden sind nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich vollkommen menschengleich. Sie verfügen über sämtliche menschlichen Organe, und ihr Metabolismus unterscheidet sich durch nichts von unserem. Die leichten Verletzungen sowie die Schockwirkung reichen keinesfalls, einen derart kritischen Zustand zu erklären.«
»Haben Sie gar keine These, Doktor Tregarde?«, wollte Savanna wissen.
»Ich habe eine vage und allgemeine Vorstellung, Miss Dionga, die uns allerdings im Augenblick nicht weiterhilft. Wie uns Ayora Anosh’ni und Tom Ho’ichema mitteilten, sind die Wanagi Formwandler. Mit ihren polymimetischen Fähigkeiten haben sie eine menschliche Gestalt angenommen. Doch eine Formwandlung kann niemals so weit gehen, dass die Essenz des gestaltwandelnden Wesens hierbei aufgelöst wird, denn ansonsten gäbe es keine Möglichkeit der Rückkehr. Was diese Essenz nun eigentlich ausmacht – Geist, Persönlichkeit, energetische Muster –, ist unbekannt. Dennoch muss es so sein, dass auf einer besonderen Existenzebene die Mimesis nicht vollständig durchgeführt wird – dort könnte sich so etwas wie das energetische Muster des Ursprungswesens befinden. Letztlich ginge es also um die Identität , die im formwandlerischen Vorgang bewahrt wird.«
»Das heißt, wir haben es gar nicht mit vollständigen Menschen zu tun, auch wenn die Unterschiede medizinisch nicht erkennbar sind«, meinte Vince.
»Richtig«, erwiderte Dr. Tregarde. »Weil diese Unterschiede auf einer anderen, uns möglicherweise nicht zugänglichen Ebene liegen. Wenn man sich jetzt noch vorstellt, dass die immense Schockwirkung einer Detonation den fremden Identitätskern zu einer Wechselwirkung mit der angenommenen Physis veranlasste, könnte dies den schlechten Gesundheitszustand der beiden erklären.«
»Erklären schon, aber bringt uns diese Theorie weiter?«, wollte Savanna wissen. »Ich meine, damit haben wir nur eine Erklärung dafür, weshalb wir den beiden nicht helfen können.«
»Vielleicht«, meinte Dr. Tregarde fahrig und schwieg. Doch dann sagte er plötzlich: »Sie entschuldigen mich, bitte.« Der Mediziner stand auf und verlies den OP-Kontrollraum.
»Ich kann nur hoffen, dass dem Doktor ein genialer Geistesblitz gekommen ist«, sagte Vince langsam. »Ich komme mir vor wie ein Stümper. Da vertrauen sich diese beiden Wanagi uns an, lassen sich mit einem Shuttle zur Erde bringen, lassen langwierige Checks mit sich anstellen und bieten uns die Freundschaft ihres Volkes an. Und was machen wir, die Menschen? Wir bomben diese gutmütigen Fremden ins Koma! Anstatt den Fremden hätten wir lieber unseren eigenen Sicherheitsstandards misstrauen sollen.«
»Höre ich da ein wenig Selbstmitleid?«, sagte Savanna mit fester Stimme. »Was passiert ist,
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