Sternenfaust - 171 - Die Ritter der GRAFSCHAFT
sogar über diese Faszination gesiegt. Dies sind alles nur Attrappen. Dennoch wurde ihm wohl eine dieser Attrappen zum Verhängnis, wie auf der Aufzeichnung zu sehen war.«
»Was bedeutet, dass sich dieser Jemand vorher Zugang zu diesem Gebäude verschaffen konnte.« Cody ließ seinen Blick über die Waffen wandern.
»Das liegt auf der Hand«, erwiderte der Chef der GalAb. »Bisher haben wir aber – wie nicht anders zu erwarten – keine verwertbaren Spuren entdeckt.«
Die Frustration schwang deutlich in der Stimme des Mannes mit, der für viele Monate mit Cody an Bord der STERNENFAUST gedient hatte.
»Die zweite Waffe auf dem obersten Regal stimmt in einigen Details nicht mit ihrem Gegenstück aus der realen Welt überein«, stellte Cody fest.
Commodore Frost trat neben ihn. »Wie meinen Sie das?«
Bevor Cody antworten oder reagieren konnte, erklang ein Surren, gefolgt von einem stechenden Schmerz an seiner Halsschlagader.
Eine lachende Stimme hallte durch den Raum.
»Was ist hier los?«, rief Al Khaled.
Auf den Monitoren erschien eine digitale Zeitanzeige. Dreißig Sekunden, die nach unten zählten.
»Raus hier!«, rief Commodore Frost.
Hektik brach aus. Die Agenten, Marines, Ärzte, alle wollten zum Ausgang.
Cody taumelte. Feuer brannte auf seiner Haut, durchdrang seinen Hals, wurde übermächtig.
Die Schwärze kam schnell, abrupt, erbarmungslos.
*
16. Juli 2263
(vor neuneinhalb Jahren)
»Und, wie sind die Prüfungen gelaufen?«
Sandrine versuchte eine ernste Miene aufzusetzen, was ihr jedoch nur schwer gelang. In der Gegenwart von Cody war es fast unmöglich, sich zu verstellen. Sein übertrieben ernstes Gesicht reizte sie regelrecht zum Lachen.
»Was für eine Frage!« Sie begann zu grinsen. »Jede Klausur mit einem Sehr gut bestanden. Abgesehen von Integral-Mathematik. Aber wer ist darin schon gut?«
Cody lächelte unmerklich.
»Niemand ist perfekt. Nicht einmal du, Cody.«
Immerhin vergrößerte sich sein Lächeln ein wenig. Sandrine seufzte innerlich. Die Momente, in denen er lächelte, waren rar gesät. Seine introvertierte Art machte es wirklich schwer zu erkennen, was er wirklich wollte.
Sie saßen beide im sogenannten Relax-Bereich von Cosmic-Fit . Sandrine bewegte ihren Fuß und war wieder einmal beeindruckt, wie schnell ihn Doktor Kensington wieder hinbekommen hatte.
»Wie sieht es mit dir aus?«
»Mit mir?« Nun schien es Cody zu sein, der aus der Erinnerung zurückkehrte.
»Ja, mit dir .« Sie tippte ihm auf die Brust. »Gab es da nicht große Pläne, von wegen Star Corps of Space Defence?«
»Sicher.« Er zog seinen Syntho-Drink zu sich und nippte zaghaft an der milchigen Flüssigkeit. »Aber ich werde meine Bewerbung wohl noch um ein Jahr verschieben.« Als er ihren Blick bemerkte, fügte er schnell hinzu: »Familiäre Gründe.«
Sandrine verzichtete darauf, nachzufragen. Wenn es um seine Familie ging, war Cody ein wahrer Geheimniskrämer. Immerhin hatte sie mittlerweile in Erfahrung gebracht, dass er auf dem südlichsten Kontinent von Wega V geboren worden war. Wenn das Gespräch auf jene Welt fiel, auf der er mit seinen Eltern und Großeltern eine glückliche Kindheit verlebt hatte, bekamen seine Augen stets einen träumerischen Glanz. Wobei er meist von seinem Großvater erzählte. Mit seinem elften Lebensjahr war dieser Traum jedoch zerbrochen. Ein Unfall hatte das Leben seiner Mutter und seiner Großeltern auf brutale Weise beendet. Ein Teenager von sechzehn Jahren hatte sich in den Steuercomputer eines Gleiters gehackt, das Fahrzeug von der Automatik abkoppelt und dann einen Unfall verursacht. Danach wusste sie nur noch, dass sein Vater mit ihm zur Erde zurückgekehrt war, kurze Zeit später aber ebenfalls starb. Hierzu wollte er ihr keine Details erzählen, und natürlich drängte sie ihn auch nicht.
War er deshalb so in sich gekehrt? War es Verbitterung?
Nein, verbittert wirkte er auf sie nicht.
»Wenn du mit dem Star Corps noch warten willst, bin ich die Letzte, die es dir ausredet.« Sie lächelte Cody offen an. »Ich würde unsere Treffen vermissen.«
Cody nickte nur und trank sein Glas in einem tiefen Zug leer.
Ein ›ich auch‹ hätte dich wohl umgebracht? Sandrine seufzte.
Mirah und sie hatten sich über das »Problem Mulcahy« unterhalten. Dabei hatte die Fitnesstrainerin einmal mehr Cassandra zitiert, ihre Lieblingsprotagonistin aus »Space Soap«: »Ich warte nie. Warten ist für Verlierer.«
Das Studio leerte sich zusehends. Über
Weitere Kostenlose Bücher