Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich
aufgehört zu zählen.«
Ein schwacher Mentalstrom erreichte ihn. Und plötzlich wusste Taro, warum er von dem Eponen schon länger keine Bilder mehr empfangen hatte. Der Epone musste seine Kräfte sparen und benötigte seine ganze Energie für die Heros-Sprünge.
Die Priester-Lehrer hatten nichts dazu gesagt, wie Eponen verlorene Kräfte regenerierten und wie lange sie dafür brauchten. Taro hoffte, dass Cyx sich rasch erholen würde. Und noch mehr hoffte er, bei der richtigen Welt angekommen zu sein.
»Hier leben Ankrilen?«, fragte er.
Die Antwort seines Eponen bestand in einem neuerlichen Satz – über eine diesmal recht überschaubare Distanz.
Und so fand sich Taro unversehens auf dem Planeten wieder, zu dem Cyx ihn geführt hatte.
*
Kaum hatte Cyx seinen Reiter auf der Oberfläche abgesetzt, näherten sich von allen Seiten Gestalten, die ebenfalls über Eponen geboten.
Die Eponen entließen die Gestalten, und Taro sah sich von undeutbaren Mienen umgeben.
Er versuchte, die aufkeimende Furcht im Zaum zu halten. Das gelang ihm. Und so richtete er das Wort an die Wesen, die aussahen wie Karolaner, nur dass ihnen – jedem Einzelnen von ihnen – ein Charisma anhaftete, wie es Taro zuvor höchstens beim Weisen von Kor’Aron bemerkt hatte.
»Seid ihr Ankrilen?« , fragte er mit der universellen Mentalsprache. Er wusste nicht, ob die Fremden seine Lautsprache verstanden.
»Und du – willst du einer werden?« , erwiderte der Mann, in dessen Richtung er in diesem Moment zufällig blickte. »Die wichtigste Voraussetzung bringst du ja schon mit.« Er zeigte hinüber zu Cyx, der reglos wie eine Skulptur an der Stelle verharrte, wo er Taro aus seinem Sphärenkörper entlassen hatte. Die anderen Heros-Eponen imitierten dieses Verhalten, das möglicherweise typisch war, wenn Geschöpfe dieser Art auf Befehle ihrer Gebieter warteten.
»Deshalb komme ich nicht, ich bedaure« , erwiderte Taro unter den sezierenden Blicken der Ankrilen.
»Warum dann?«
»Aus Not. Großer Not.« Er übermittelte ihnen mental die Bilder, die zeigten, was auf Karol geschehen war.
»Ein ganzer Cluster?« , fragte der Ankrile mit spürbarer Betroffenheit. »Der Tenebrikoner hat einen ganzen Cluster entvölkert? So stark sind sie jetzt schon? Und so unverfroren, am helllichten Tag über eine Siedlung herzufallen? Wurde keine Gegenwehr geleistet? Was ist mit den lokalen Eponen-Reitern – oder denen der benachbarten Cluster? Wir kennen Karol. Bisher galt der Planet als wehrhaft.«
Taro hatte das Gefühl, unter den Einwänden und Fragen des Ankrilen immer mehr zu schrumpfen. Was sollte er auf solche Vorhaltungen erwidern? Er wünschte, die Eponen-Reiter der Umgebung wären zu Hilfe gekommen und hätten den Tenebrikoner daran zu hindern versucht, entweder die Bewohner von Kor’Aron in sich aufzunehmen – oder wenigstens daran, mit ihnen wieder von Karol mit unbekanntem Ziel zu verschwinden.
Selbst nach der Tragödie hatte sich keiner blicken lassen, und zum ersten Mal kam Taro der Gedanke, dass vielleicht gar nicht nur Kor’Aron überfallen worden sein könnte, sondern auch andere Cluster, El’Vun zum Beispiel, wohin er Nier geraten hatte, sich zu wenden.
Taro erbebte vor Entsetzen.
Offenbar blieb seine Sorge den Ankrilen nicht verborgen.
»Das können wir nach unserem eigenen Wissensstand nicht völlig ausschließen« , erklärte derjenige, der sich seit Beginn des Gespräches mit ihm unterhielt. »Doch es besteht auch die Möglichkeit, dass sie den Überfall nicht bemerkt haben. Inzwischen dürfte das anders sein. Wie lange warst du unterwegs zu uns?«
Nicht einmal diese Frage konnte Taro sicher beantworten. Aber einer der Ankrilen löste sich aus der Gruppe und schritt majestätisch zu Cyx. Offenbar trat er in mentalen Kontakt mit ihm, obwohl Cyx auf Taro geprägt war. Das schien den Ankrilen nicht daran zu hindern, in Erfahrung zu bringen, worauf es ihm ankam.
Er kehrte zu den anderen zurück und beriet sich kurz mit ihnen.
Dann deutete er auf Taros Umhang und fragte: »Woher hast du das?«
Taro entschied sich, keine Ausflüchte zu suchen. Er teilte alles mit, was er wusste.
»Der Weise ist gestorben?« , hörte er die traurige Feststellung in seinem Geist. Sie schienen ihn also zu kennen, was wiederum nicht ganz überraschend für Taro war.
»Ich sage die Wahrheit.«
»Und du weißt, worum es sich dabei handelt?«
»Mein Epone gab mir den entscheidenden Hinweis, um es zu verstehen.«
»Dein Epone? Er
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