Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
Vom Netzwerk:
nur wenige Meter entfernt. Ihre Augen fixierten die Klinge. Zu Waverlys Rechter waren ein paar Männer auf die Bühne gekommen, hielten aber Abstand, zumindest für den Augenblick.
    In der ersten Reihe saß Amanda und bedeckte ihren Mund mit den Händen.
    Mather versuchte sich loszureißen, aber Waverly war zu stark.
    »Was willst du damit erreichen?«, zischte Mather durch zusammengebissene Zähne.
    Waverly ignorierte sie und sagte ins Mikrofon: »Falls jemand von euch herausfinden will, wie sehr ich mir Anne Mathers Tod wünsche – kommt nur näher. Ich zeige es euch.«
    Ihre Worte legten sich wie ein Bann über den Raum, und die darauf folgende Stille war absolut. Von dieser Reaktion ermutigt, drehte Waverly sich mit funkelnden Augen nach links und dann nach rechts. »Zurück mit euch!«, rief sie.
    Josiah und die anderen Musiker sprangen mit erhobenen Armen zurück. Die Männer zu Waverlys Rechter gehorchten etwas langsamer.
    Sie beugte sich zum Mikrofon vor, aber noch ehe sie sprechen konnte, rief Mather: »Bleibt alle ruhig! Ihr seht, wie verwirrt das Mädchen –«
    Waverly drückte das Heft des Messers gegen den Hals der Frau und nahm ihr die Luft zum Atmen.
    Mather verstummte.
    Jetzt war es an Waverly, eine Rede zu halten.
    »Ich möchte, dass mir alle Mädchen von der
Empyrean
zuhören«, sagte sie und suchte die Gesichter ihrer Schiffskameradinnen in der Menge. Sie waren wie kleine Sterne in einem trostlosen Himmel. »Die
Empyrean
ist nicht zerstört worden. Ihr wusstet, dass Mather von Anfang an gelogen hat. Was ihr nicht wisst, ist, dass einige unserer Crewmitglieder auf diesem Schiff gefangen gehalten werden.«
    Ein ungläubiges Murmeln lief durch die Menge, und Waverly erhob ihre Stimme. »Mädchen! Wenn ihr eure Familien wiedersehen wollt, lauft zur Backbordseite und zu Samantha –«
    Noch bevor sie den Satz überhaupt zu Ende bringen konnte, standen alle Mädchen, schlugen Hände zurück, die sie festhalten wollten, bissen in sie hinein und konnten sich leicht befreien. Die älteren Mädchen rannten zu den jüngeren, um ihnen zu helfen, rissen sie aus ihren Pflegefamilien, während die kleinsten nach Armen und Beinen traten, bis sie schließlich frei waren. Hunderte von Füßen stampften zur Backbordseite der Halle.
    Es funktionierte!
    Die Erwachsenen fingen an, ihnen nachzugehen, aber die Mädchen waren stark und schnell und entkamen ihnen mit Leichtigkeit.
    Waverly stieß einen heulenden Schrei aus, der die Erwachsenen lang genug stoppte, dass die Mädchen aus der Halle schlüpfen konnten. Als sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte, wandte sich Waverly erneut an die Menge, die ungeordnet und unförmig, verwirrt und verängstigt war. Und zumindest im Moment leicht zu kontrollieren. Aber nur für den Moment. Der Plan hatte vorgesehen, sofort zu gehen. Anne Mather zur Atmosphärenaufbereitung mitzunehmen und sie als Druckmittel zu benutzen, um die Wachen dazu zu zwingen, die Gefangenen freizulassen. Aber als sie all diese Leute ansah, wusste Waverly, dass es keine Möglichkeit gab, so viele so lange einzusperren. Sie würden einen Weg nach draußen finden und die Mädchen aufhalten. Es sei denn, es gelang ihr, sie zu überzeugen, die Mädchen gehen zu lassen.
    »Ihr seid gute Menschen«, sprach sie in das Mikrofon. Sie hörte einen Ruf von rechts und sah, dass Samantha am letzten offenen Schott stand. Sie formte
Was machst du?
mit dem Mund, aber Waverly ignorierte sie. »Ihr seid gute Menschen, aber ihr habt zugelassen, dass unaussprechliche Verbrechen in eurem Namen begangen wurden. Anne Mather hat unser Schiff angegriffen, unsere Familien zerstört, unsere Eizellen ohne unser Einverständnis gestohlen und all diese Mädchen von ihren Eltern getrennt. Eure Pastorin ist eine Lügnerin. Sie hat euch die ganze Zeit angelogen.«
    Mather schüttelte den Kopf, aber Waverly drückte ihr wieder auf die Luftröhre, und sie verstummte.
    Viele Leute starrten Waverly schockiert an, andere wütend, wieder andere schuldbewusst.
    Die meisten jedoch in Unglauben. Sie glaubten ihr nicht.
    Aber einige glaubten ihr offensichtlich. Einige kannten die Wahrheit.
    »Die meisten von euch wissen nichts von den Überlebenden der
Empyrean
an Bord«, rief Waverly. Mathers Schweiß hatte begonnen, auch den dünnen Stoff ihrer eigenen Kleidung zu durchdringen, und juckte nun auf der Haut. »Einige von euch wissen Bescheid.«
    »Sie hat recht!«, schrie jemand von hinten in die Stille hinein – eine Frau mit

Weitere Kostenlose Bücher