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Sternenfeuer

Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Sache soll etwas anderes kaschiert werden, nicht wahr?«
    Vasloff vermochte Marks Kopfnicken aus seiner Position nicht zu erkennen. »Direktor Bartok hat die Helium-3-Geschichte als Tarnung für unsere Vorbereitungen inszeniert.«
    »Vorbereitungen wofür?«
    »Wir entsenden eine Flotte zum Krebs-Nebel, der etwa siebentausend Lichtjahre von hier entfernt ist.«
    »Siebentausend Lichtjahre! Das ist aber ziemlich weit für ein astronomisches Experiment, nicht wahr?«
    Mark lachte glucksend bei Vasloffs unbeabsichtigtem Scherz. »Kommt auf das Experiment an. Wir wollen uns auf die Suche nach der Zzumer-Sonne machen.«
    »Wonach?«
    Mark erläuterte ihm kurz das Programm für die Suche nach einem der Sterne der Broa-Souveränität. »Die meisten von Sar-Say's Ciemälden zeigen fremde Himmels-Impressionen, doch eins zeigt einen Nachthimmel mit einem nahen planetarischen Nebel, den Sar-Say als >Himmels-Blume< bezeichnete. Wir glauben, dass es sich bei dieser Himmels-Blume vielleicht um den Krebs-Nebel handelt.«
    »Die Sternenforschung schickt eine Expedition mitten in die Broa-Souveränität? Das ist doch nicht Ihr Ernst!«
    »Mein voller Ernst, Mr Vasloff.«
    Es folgte ein Prusten, dem sich wiederum ein Schwall russischer Flüche anschloss. Nach einer Weile brach die Schimpfkanonade ab, und es herrschte Ruhe in der unteren Koje.
    Mark wollte ihm erst den Plan der Expedition erläutern, verzichtete dann aber darauf. Dafür wäre später auch noch Zeit. Stattdessen richtete er die Aufmerksamkeit auf den am Schott montierten Bildschirm, der die Ansicht von einer oberen Kamera übertrug. Über ihnen gingen die Leuchtkörper der Reihe nach aus. Als das Dock schließlich im Zwielicht lag, schienen acht helle Linien vom Zenit auszustrahlen. Sie wurden immer breiter, bis die Ruptured Whale schließlich in Sonnenlicht gebadet wurde.
    Eine unbekannte Stimme drang aus dem Lautsprecher: »Kuppel eingefahren. Bereit zum Abheben.«
    »Sehr gut«, ertönte die Stimme des Kapitäns der Whale. »Generatoren anfahren. Bereit zum Abheben.«
    Für eine Weile schien sich gar nichts zu tun. Dann wanderte der Rand des Landedocks über den Bildschirm hinaus. Es war keine Bewegung wahrzunehmen, als die Ruptured Whale langsam in den schwarzen Himmel emporstieg.
    Mark wurde durch Vasloffs gepresste Stimme unter sich aufgeschreckt. »Hören Sie mir zu, Mark. Die Broa haben Ihre Schwester getötet. Sie sind böse Wesen, und es ist geradezu kriminell von der Koordinatorin, dieses Risiko einzugehen. Wir vertreten hier eine gemeinsame Sache. Sie müssen mir dabei helfen, sie davon zu überzeugen, diese Expedition zu stornieren.«
    »Wollen Sie denn nicht die Wahrheit erfahren?«
    »Aber bedenken Sie doch nur das Risiko, Mensch!«
    »Das Risiko ist minimal. Es wurde alles sorgfältig geplant. Wir werden eine Fernerkundung vornehmen und uns keinem Zielsystem auf weniger als ein Lichtjahr nähern, solange wir noch keine Gewissheit haben. Wir haben dieses Schiff so umgebaut, dass wir rein- und rauskommen, ohne Verdacht zu erregen.«
    »Verdammt, Mark, das ist nicht die Art von Entscheidung, die von ein paar Bürokraten und Wissenschaftlern getroffen werden kann. Das betrifft die ganze menschliche Rasse. Wir sollten uns wenigstens die Zeit nehmen, darüber abzustimmen.«
    »Tut mir leid, Michail, aber die Flotte wird längst abgeflogen sein, wenn sie die Mitteilung machen. Sie können immer noch abstimmen, wenn wir zurückfliegen.«
    Es war eine ganze Minute verstrichen, seit das Schiff sich von seiner Landestation erhoben hatte. Nun änderte sich die Bildschirmdarstellung, und sie betrachteten die Basis aus der Vogelperspektive. Sie sahen das offene Lomonnosow-Weltraumdock einen Kilometer unter sich; das Innere war teilweise in Sonnenlicht getaucht. Der Rest lag in tintiger Schwärze. Während Mark den Blick über die Szenerie schweifen ließ, drückte eine Hand ihn sanft in die Koje, und die kraterübersäte Mondlandschaft fiel schneller zurück. Bald war der Mond wieder rund und schrumpfte mit jeder Minute. Vor ihnen lag ein trüber Lichtpunkt, bekannt unter dem Namen Neptun.
    Mark Rykand hatte sich geirrt. Es war durchaus ein Unterschied, ob man in der oberen oder unteren Koje lag. Sie waren bereits vor über einer Woche von Luna gestartet, doch diese sanfte Hand lag noch immer auf seiner Brust. Als die Raumfahrt noch in den Kinderschuhen gesteckt hatte, hatte sie zwischen zwei Extremen geschwankt: ein paar Minuten ritt man auf einem donnernden

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