Sternenfeuer

Titel: Sternenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum

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Tag erhielten. Schließlich hatte PoleStar Konkurs angemeldet, war vom Wetter-Direktorat übernommen und als eine »Anstalt des öffentlichen Rechts« weiter betrieben worden.
    »Ich sehe es«, sagte Lisa, während sie auf den schwach leuchtenden Fleck am Himmel starrte.
    »Es ist der große Spiegel«, erwiderte Pavel. »Das Habitat-Modul ist natürlich noch zu klein, um es aus dieser Entfernung zu sehen.«
    »Aber wieso glüht er nicht wie zu Hause?«
    »Weil wir nicht im Sonnenstrahl sind. Der ganze Widerschein, den wir vom Spiegel sehen, ist die Dunkelheit des Alls. Ein Spiegel im All ist praktisch unsichtbar.«
    »Ich will es Ihnen mal glauben.«
    Fünfzehn Minuten später drangen sie in den Lichtstrahl ein, der zurzeit die Nacht über Alaska erhellte. Der Ubergang war dramatisch. Eben noch war rein gar nichts zu sehen. Und im nächsten Moment erschien eine zweite Sonne am Himmel vor ihnen. Diese war auch eine glühende gelbe Billardkugel - allerdings mit einem Unterschied: Die zweite Sonne war zu hell, als dass man direkt auf sie zu schauen vermocht hätte. Weil Lisa sie aber mit peripherer Sicht betrachtete, hatte sie den Eindruck, dass sie die Form änderte, während sie langsam über die Oberfläche des umkreisenden Spiegels driftete.
    Sie sprach Pavel darauf an. Er erklärte ihr, dass der Spiegel eine Lage aus einer dünnen reflektierenden Folie war, die über einen fast hundert Kilometer durchmessenden Rahmen aus filigranen Verstrebungen gespannt war. Es war das größte (und zerbrechlichste) Objekt, das die Menschheit je erschaffen hatte. In seiner Eigenschaft als Orbital-Kraftwerk hatte der Spiegel eine viel stärkere Wölbung gehabt als heute, um die Hitze der Sonne auf einem Kollektor-Satelliten zu konzentrieren. Die aktuelle Form war fast flach und nur so stark gewölbt, um zu gewährleisten, dass der Lichtstrahl auf jedes Gebiet der Erde fokussiert wurde, das sie anstrahlten.
    Hinter der reflektierenden Fläche des Spiegels war das winzige kugelförmige Habitat-Modul. Sie sahen, dass es in dem Maße größer wurde, wie die zweite Sonne mit ihnen Schritt hielt. Als sie wieder aus dem Strahl austraten, hatte das Habitat eine Wölbung auf einer Seite ausgeprägt. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Wölbung sich in eine zweite Kugel von der halben Größe des Habitats auflöste.
    »Es ist ein Forschungsschiff!«, rief Lisa. »Ich frage mich nur, welches.«
    »Die Magellan.«. Mehr sagte Pavel nicht.
    Lisa stellte fest, dass das Andocken an eine nicht rotierende Struktur im All ein Kinderspiel im Vergleich zu den Manövern war, die erforderlich sind, um sich einer rotierenden Station zu nähern. Das einzige Manöver kam im letzten Moment, als die hanteiförmige Fähre beidrehte, um die hintere Luftschleuse an der großen Luftschleuse am »Äquator« des Habitat-Moduls auszurichten. Ihre Ankunft wurde durch eine Abfolge dumpfer Schläge bekannt gegeben, als welche sie in die Fänge der Station gerieten.
    Es folgte ein allgemeines Knacken in den Ohren, als der Pilot des Orbitalschiffs die Dichte der Atmosphäre so weit verringerte, um sie dem 40 Jahre alten Habitat anzugleichen. Lisa Arden und Dieter Pavel gingen mit ihrem Gepäck zur Luftschleusen-Vorkammer, blieben allerdings zurück, bis die runde Luke nach innen schwang. Dahinter erstreckte sich ein kurzer Tunnel, der mit Ausrüstung angefüllt war und in einer Entfernung von etwa vier Metern durch einen hellen Kreis begrenzt wurde. Lisa erhaschte einen Blick auf einen Unterleib und die dazugehörigen Beine, bis Dieter Pavel ihr die Sicht versperrte, sich in den Tunnel zog und mit dem Kopf voran darin verschwand.
    Sie wartete, bis Pavel sich im Tunnel befand, und folgte ihm dann. Am anderen Ende der Röhre wurden sie von einem Empfangskomitee erwartet. Es bestand aus zwei Personen. Die ältere war ein kahlköpfiger Mann von etwa fünfzig Jahren, dessen Haarausfall sich sogar bis zu den Augenbrauen erstreckte.
    »Seid gegrüßt, ihr Frischlinge!«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Herzlich willkommen in der PoleStar. Mein Name ist Hancock Mueller, Stationskommandant. Ich bin Ihr Gastgeber - wenn Sie einen Wunsch haben, rufen Sie in meinem Büro an, und wir werden sehen, was wir für Sie tun können. Bitte seien Sie nachsichtig mit uns. Wir bekommen nämlich nicht oft Besuch in diesem Orbit. Weil Sie und das Forschungsschiff fast gleichzeitig gekommen sind, sind wir im Moment etwas überfordert.«
    Mueller »schwamm« zu der Stelle, wo Pavel sich an