Sternenfinsternis (German Edition)
besten Wege wieder den geregelten Gang zu gehen. Das war ein ›Höllenritt‹, wie sich unser Lucas so schön ausgedrückt hatte. Da unsere Trägheitsdämpfer nicht für derartige Beschleunigungen ausgelegt sind, wurden wir ganz schön durchgeschüttelt. Leider haben wir auch einige Verletzte zu beklagen, doch zu unserem und deren Glück, handelt es sich nur um Schürfwunden, Prellungen und leichte Brüche. Also nichts, was unser medizinisches Institut nicht wieder hinbekommen könnte. Was die Sachschäden angeht, sieht es leider nicht ganz so gut aus. Doch das Wichtigste ist, dass es uns hier ansonsten gut geht.«
»Dieser Meinung bin ich ebenso«, entgegnete Nokturijè beruhigt.
»Der Rat lässt fragen, ob es Hinweise dafür gibt, wie lange wir uns nun in dem Hyperstream aufhalten werden, um die Flotten darüber informieren zu können, wann es losgeht.«
Nokturijè begann erneut, Daten an dem holographischen Tisch abzurufen.
»Ich hatte bereits ein wenig Zeit, das System weiter zu analysieren und bin auf einen weiteren Countdown gestoßen, der dort vorher noch nicht war. Ich nehme an, dass dieser sich auf die Dauer des Aufenthaltes im Stream bezieht, denn eine andere Erklärung dafür habe ich nicht.«
»Und welche Zeitspanne wurde hier festgelegt?«, fragte der Syka interessiert und zugleich angespannt.
»122 Frags«, beantwortete sie seine Anfrage.
Cameron, der sich unterdessen einen Sitzplatz nicht unweit der Mè gesucht hatte, begann zu rechnen.
»Das sind zwei Wochen!«, stellte er erschüttert fest. »Was sollen wir zwei Wochen in diesem Hyperstream anfangen? Wild onanierend durchs Schiff rennen?«, fuhr er aufgebracht fort.
»Auch, wenn ich die letzte Frage des Colonels als Möglichkeit der Beschäftigung für äusserst unpassend ansehe, finde auch ich, und da stimmen die anderen Ratsmitglieder mir zu, dass dies eine sehr lange Zeit ist. Doch ich sehe keine andere Option, als diese Tatsache als gegeben hinzunehmen. Jeder muss nun letztlich für sich entscheiden, wie er diese Spanne sinnvoll nutzt. Wir für unseren Teil werden wohl unsere vollste Aufmerksamkeit der taktischen und strategischen Ausarbeitung schenken. Ich werde mich kurz vor dem Austritt aus dem Hyperstream wieder mit euch in Verbindung setzen. Gesetzt dem Fall, dass mich nicht ein anderer Grund dazu bewegt, vorher mit euch wieder in Kontakt zu treten.«
»In Ordnung«, bestätigte Nokturijè.
»Noch eine Sache. Wäre es dir möglich, meine Liebe, uns erneut den Counter auf unser System zu übermitteln? Dies würde die zeitliche Koordination erheblich vereinfachen.«
»Sicherlich! Daten wurden bereits übertragen.«
»Ich danke dir und ich wünsche euch eine produktive Zeit. Jaro Ende.«
»Danke. Nokturijè Ende!«
Cameron, der sich noch immer innerlich über die zwei Wochen aufregte, spürte, wie Nokturijès Blicke auf ihm ruhten. Er sah die grinsende Mè verwundert an.
»Was ist denn?«
»Wild onanierend durchs Schiff rennen?«, fragte sie ihn, mit einem neckischen Lächeln auf den Lippen.
Cameron kniff die Augen zusammen, als ob er auf diese Weise in Erfahrung zu bringen versuchte, was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging.
»Mir kam bereits zu Ohren, dass die männlichen Wesen euer Spezies Vergnügen daran empfinden, an sich selbst herumzuspielen, doch ich denke, dass wir die Zeit sicherlich auch sinnvoller nutzen können, als sich selbst ein gutes Gefühl zu beschaffen. Zumal dieses Vergnügen gewiss nur von kurzer Dauer sein dürfte.«
Drei Tage befanden sie sich inzwischen im Hyperraum - Jaro Tem und die übrigen Ratsmitglieder waren in dieser Zeit jedoch nicht untätig. Stunden über Stunden aufs Neue, gingen sie per Holoschaltung, gemeinsam mit den taktischen Offizieren jedes Schiffes alle Eventualitäten durch. Auf diese Weise hofften sie ausnahmslos alle taktischen Fehler, welche sich ihnen im Gefecht auftun könnten auszumerzen.
Die gesicherten Daten, welche Nokturijè ihnen aus dem Schiffssystem der Sphäre über deren Schwachstellen zukommen ließ, spielten dabei eine überaus bedeutende Rolle.
Lucas nahm anfangs auch noch an den äusserst trockenen Gesprächen teil, nicht nur aus dem Grund, dass Letuijè dort zugegen war, doch seit er wieder auf der Bastille war, nach allem, was er auf der Sphäre erlebte, schien nichts mehr so zu sein wie zuvor.
Lucas begann sich abzukapseln und verbrachte zunehmend mehr Zeit in seinem Zimmer des Liin. Wenn er jedoch mal seinen Raum verließ, begab er sich in eine
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