Sternengötter
Dann würde er diese interessante Welt verlassen und seine offenkundig sinnlose und unmögliche Suche nach dem umherwandernden Tar-Aiym-Artefakt fortsetzen.
Storra sprach gerade mit ihm und murmelte etwas darüber, dass sie ein besonderes Mahl für seinen letzten Abend bei ihnen zubereitet hatte, als er auf halbem Weg zwischen dem Haus mit dem Kuppeldach und der Scheune stehen blieb. In seinem Geist war alles friedlich, ruhig und entspannt gewesen – bis jetzt. Zum ersten Mal, seit er die Oberfläche von Arrawd betreten hatte, schien der emotionale Äther, auf den sein Talent zugriff, ernsthaft gestört zu sein. Die allgemeine Ruhe, die er jeden Morgen, nachdem er erwacht war, stets aufs Neue genoss, wurde nun zum ersten Mal gestört. Sein Talent spürte Zorn, Ablehnung, Furcht und Wut. Die ernsten Emotionen, die ihn normalerweise umgaben und von Storra, seinen Patienten und den anderen, die im Haus arbeiteten, ausgingen, wurden plötzlich von einer Wolke aus Hass, Angst, Panik und Sorge überschattet.
Was ihn jedoch am meisten beunruhigte, war die Tatsache, dass er das Zentrum all dieser Gefühle zu sein schien.
Storras Fühler neigten sich ihm entgegen, und ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an, als sie von ihm gen Osten und wieder zu ihm zurück blickte. »Was ist, Flinx – stimmt etwas nicht?«
Er antwortete nicht, sondern starrte nur weiterhin in die Ferne. Schon bald erschien eine einzelne Gestalt und rannte in ihre Richtung. Sie stürzte so schnell den Hang herunter, dass sich Flinx schon um die Sicherheit des Läufers Sorgen machte. Keuchend stellte sich Ebbanai neben seine Gefährtin. Die Blicke, die er in Flinx’ Richtung warf, waren vielsagend, aber Flinx brauchte sie nicht mehr zu deuten, da er bereits wusste, was auf ihn zukam.
Brüllend, schreiend, betend und sich untereinander streitend hatte der Mob das Tor durchbrochen, den kleinen Hügel erklommen und marschierte nun wie eine wütende Welle aus Bedürftigen den Abhang hinunter. Sie gingen auf das Haus zu, drehten dann aber nach rechts ab, als einige unter ihnen den dort stehenden Besucher entdeckten. Da ihre Zuversicht im Angesicht der nahenden Menge schwand, suchte Storra ebenso wie ihr Gefährte hinter Flinx Zuflucht.
Pip hob von seinen Schultern ab und flog gen Himmel, als die tobende Menge zum Stillstand kam. Nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten, wusste keiner von ihnen, was sie jetzt tun sollten. Obwohl sie verzweifelt auf seine Hilfe hofften, wurde ihnen jetzt klar, dass sie nicht wussten, wie sie ihn dazu zwingen konnten, sie ihnen auch zu gewähren. So wogten sie vor und zurück, nach rechts und links und drückten und schoben, während sie einander leise Worte zumurmelten.
Flinx sah sie direkt an. Sein Kopf tat nicht weh, aber sein Magen rebellierte. Er war die Ursache für all das. Indem er Gutes getan hatte, waren unsinnige Erwartungen geschürt worden. Je mehr Dwarra er geholfen hatte, desto mehr waren gekommen, um ihn ebenfalls um Hilfe zu ersuchen. Sie würden sich nicht abweisen lassen. Ebenso wenig wie die Dutzende, vielleicht sogar Hunderte weitere, die in diesem Augenblick die lange Reise zu der entlegenen Halbinsel und seiner sagenumwobenen Heimstatt unternahmen.
Er sah es jetzt ganz deutlich vor sich. Für jeden Einheimischen, dem er geholfen hatte, für jeden Verletzten, den er heilen konnte, gab es ein Dutzend oder mehr, bei denen er keine Wahl hatte, als sie unbehandelt zurückzulassen. Mit der Zeit würde sich ihre Enttäuschung in Bitterkeit verwandeln. Bei seiner Abreise ließ er einige zurück, die ihn verehrten, aber noch viel mehr, die großen Hass auf ihn empfanden. In seinem Verlangen, ihnen zu helfen, hatte er sich verrechnet.
Du Narr, wies er sich selbst zurecht, als er sich anschickte, zu der Menge zu sprechen. Erfahren, aber immer noch sehr jung. Er hätte es kommen sehen müssen. Bran Tse-Mallory und Truzenzuzex wäre ein solcher Fehler niemals unterlaufen. Das kommt davon, wenn man versucht, anderen zu helfen, die nicht in der Lage und reif genug sind, die Art und Grenzen dieser Hilfe zu erkennen, dachte er zynisch.
Nun, was geschehen war, war geschehen. Er würde abreisen, komme, was wolle. Er musste gehen, um eine Lösung für ein unendlich größeres und bedrohlicheres Problem zu finden. Er hatte für so viele Einheimische wie möglich getan, was er konnte, nur um letzten Endes trotzdem falsch eingeschätzt zu werden.
»Hilf uns«, flehte ihn eine verkrüppelte Frau an vorderster Front der
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