Sternenstaub
vor?«
»Mal sehen«, meinte Finn knapp. »Das Ding in Brand stecken, ’ne Sprengung. Sobald wir Iason da rausgeholt haben, versteht sich.«
Ich erschrak. »Und Tony?«, warf ich ein. »Vielleicht ist er auch in Kraterstadt!«
»Sobald wir Iason befreit haben, sprengen wir die Stadt in die Luft«, sagte Skyto jetzt wieder geschäftsmäßig.
Das konnte er doch nicht machen! »Ihr wollt Tony opfern?« Auch Finn zögerte. Ich würde Skyto nie einschätzen lernen, nie. »Und du glaubst, du verstehst mich?«, sagte ich voller Abscheu.
»Ja, Mia. Aber ich bin nicht du.«
Entgeistert trat ich einen Schritt zurück. Und noch einen. Noch einen. »Nein, das bist du nicht.«
»Okay«, sagte Finn.
Ich starrte ihn an. »Wie kannst du dich darauf einlassen?« Ich spuckte die Worte fast, so geschockt war ich. Ohne eine Antwort wich er meinem Blick aus.
»Mia«, Skyto blitzte mich durch seine vorgefallenen Strähnen an, »auch wenn du es nicht nachvollziehen kannst. Vorrang haben meine Wächter. Sie beenden diesen Krieg, nicht der Junge. Wir wissen nicht mal genau, ob dein kleiner Freund überhaupt noch lebt.«
Die Klarheit, mit der er das sagte, weckte in mir den Wunsch, ihm an die Kehle zu springen.
Er merkte es und sein warnendes Flimmern hielt mich auf. »So ist mein Sinn. Ich rette Leben, und ich vernichte sie, wenn es sein muss.«
Ich stand auf und klatschte mit den Händen deutlich hörbar gegen meine Oberschenkel. »Ja, klar. So ist dein Sinn, und nur der zählt, egal was die Folgen sind!«
Jetzt riss auch Finns Geduldsfaden. »Sag mal, du kapierst es einfach nicht. Wie lange willst du Sky eigentlich noch vorwerfen, dass er Loduuner ist?«
»In Ordnung! Aber ich bin nun mal Irdin.«
Finn trat einen Schritt zurück, als würde er dem Graben ausweichen, der sich zwischen uns auftat. Aber dann fing er sich wieder. Seine Augen sandten mir ein bedrohliches Funkeln, als er auf mich zukam und den Kopf zu mir hinabsenkte. Warnend streckte er den Zeigefinger vor. »Eins kannst du mir glauben«, zischte er. »Wäre ich imstande, mich zu verlieben, dann würde ich einen riesen Bogen um euch Irden machen!«
»Ach ja?«, schnaubte ich. »Dann nimm besser die Beine in die Hand und lauf, denn wenn du mich fragst, hast du dich längst in Lena verliebt!«
Er weitete mahnend die Augen.
»Ich vergaß! Du bist ja schon ans andere Ende der Welt geflüchtet.«
Unterschiedlichste Gefühlsregungen huschten über sein Gesicht, aber schließlich besann er sich, wie es seine Clanzugehörigkeit vorschrieb. »Mia, wenn Klara uns in Kraterstadt eingeschleust hat, kommt sie zu dir. Vielleicht weiß sie ja, ob Tony in einem Lager ist.«
Noch so ein Wahnsinn, das mit Klara. Ich fuhr mir mit gespreizten Fingern durchs Haar. Oh, wenn ich Lokondra nur eine Nachricht zukommen lassen könnte.
Ajas trat mit Hope auf dem Arm aus dem Haus, die beide Arme um seinen Hals geschlungen hatte und sich glücklich an ihn schmiegte. Die beiden warteten auf Jola, die gerade herauskam und mit dem Kinn zum Waldrand deutete.
»Sie wollen Iason entgegengehen«, übersetzte Finn mir ihre Mundbewegungen. »Einer muss es ihnen sagen.«
Keine leichte Aufgabe.
Skyto nickte. Das war es, was ich so an ihm mochte oder hasste, aber was mich in jedem Fall faszinierte. Er stellte sich gnadenlos jeder Situation. Immer.
»Ruf jetzt die Wächter«, wies er Finn an. »Wir brechen in einer Stunde auf.«
Ein letzter Befehl, ehe er ging. Finn und ich sahen ihm nach.
Sobald Skyto bei Ajas war, und die beiden erste Worte miteinander wechselten, schickte Iasons Dad Hope ins Haus. Wenig später sah ich ihn vor seinem Jadis auf- und abgehen und wild mit den Händen gestikulieren. Ich kämpfte gegen meine aufsteigenden Tränen an. Jola sank auf der Bank nieder und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Wo war ihre Zuversicht? Ihr stärkender Mut?
Und einen Wimpernschlag lang überfiel mich wieder der Gedanke, wie ich all das beenden könnte.
Finn trat ganz dicht vor mich und nahm mein Gesicht in die Hände. »Bitte, Mia, verhalte dich ruhig. Tu es für Iason.«
Da war dieses Pochen hinter meinen Augen, während ich ihn ansah. Woher wusste er?
»Denkst du, ich merke nicht, was in dir vorgeht?« Er kannte mich einfach zu gut. Er nahm die rechte Hand von meinem Gesicht. »Wir haben ein Auge auf dich«, sagte er, und es klang wie eine Warnung. Dann verschwand auch seine Berührung an meiner linken Wange. Sein Körper verblasste und tauchte auf einem etwa hundert Meter seitlich
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