Sternenwind - Roman
tun.«
»Soweit ich feststellen kann«, sagte Joseph, »reden sie miteinander. Es gibt kaum Aktivitäten in Artistos.«
Also konnte er etwas sehen. »Weißt du, was sie reden?«
Er bedachte mich mit einem verärgerten Blick. »Ich hatte noch keine Zeit zum Zuhören. Ich hatte Unterricht im Gleiterfliegen. Aber ich könnte es tun.« Er scharrte unbehaglich mit den Füßen und hatte einen schuldbewussten Gesichtsausdruck. »Willst du bis morgen früh warten, um den Datenstrom wieder fließen zu lassen?«, fragte er.
»Nein. Du hast ihnen etwas gegeben, dann hast du es ihnen weggenommen. Gib es ihnen zurück.«
Liam meldete sich zu Wort. »Vielleicht sollte Joseph die Daten lieber jetzt einschalten. Aber wir könnten noch etwas warten und sie erst in ein paar Stunden kontaktieren, damit sie die beiden Ereignisse nicht direkt miteinander in Verbindung bringen.«
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und blickte vom Hangar zu der verkohlten Ebene, zum letzten Rest der Flammen, die ich erkennen konnte, eine dünne orange-rote Linie zwischen uns und Artistos. Ich schüttelte den Kopf. »Das klingt verlockend, aber ich glaube, es ist wichtiger, dass wir sie anrufen. Ich möchte mich nicht mitten in der Nacht melden, weil das zu verzweifelt wirken könnte. Wenn Nava mir ihr Wort gibt, wird sie es halten.«
Joseph trat zu mir, um sich ein wenig auf mich zu stützen. Körperlicher Kontakt war für ihn immer noch hilfreich. Ich konnte ihm immer noch helfen. Ich blinzelte meine plötzlichen Tränen zurück. Es war ein leiser Hoffnungsschimmer. In nur einer Woche war er über mich hinausgewachsen, hatte sich vom introvertierten, gebrochenen Jungen in jemanden verwandelt, der größere Fähigkeiten besaß, als ich mir jemals hätte träumen lassen.
War er schon viel zu weit gegangen?
Sein Kopf lag an meiner Schulter. Seine Haut war immer noch weich und wie die eines Kindes, seine langen Wimpern lagen dunkel auf seinen Wangen. Ein zärtliches Gefühl überwältigte mich. Vielleicht bemerkte auch Liam Josephs und meine Schwäche, denn er kam herüber und stellte sich auf meine andere Seite, um mir Halt zu geben. Er roch nach Rauch und Gebra und ganz leicht nach Maisbrot. Ich atmete tief ein.
Mir schien, dass wir sehr lange so dastanden, ich mitten zwischen Joseph und Liam. Akashi beobachtete uns, Kayleen stützte Paloma, Jenna und Alicia standen einzeln.
Sterne übersäten den Nachthimmel. Schicksal war noch nicht aufgegangen, und der kleine blasse Hoffnung stand kurz davor, ins Meer zu stürzen. Eine kühle Brise wehte mir das Haar aus dem Gesicht und trug den Geruch des Meeres und den verkohlten Gestank des Graslands heran.
Ich wollte, dass Joseph sich beeilte, damit ich sprechen konnte, bevor ich den Mut verlor.
Schließlich hob er blinzelnd den Kopf. »Gut, alles funktioniert wieder, und sie wissen, dass alles wieder funktioniert, sogar besser als je zuvor.« Er schwankte leicht und sah sehr blass aus.
Liam schob sich an mir vorbei und half ihm, sich auf den Boden zu setzen – so, dass Joseph seinen Kopf auf Liams Beine legen konnte.
Joseph blickte zu mir auf. »Viel Glück, Schwester«, flüsterte er, dann schloss er die Augen und war weggetreten.
Ich blickte Jenna finster an. Hatte sie ihn schlafen lassen, seit sie ihn aus unserem Lager mitgenommen hatte? »Jemand soll ihm eine Decke holen.«
Alicia lief hinüber zu unseren Sachen vor dem Hangar und holte zwei. Eine rollte sie zu einem Kopfkissen zusammen. Es wirkte sehr zärtlich, wie sie Joseph zudeckte und mit einer Hand über seine Wange strich.
Ich erschauerte und stellte den Ohrempfänger auf die Artistos-Frequenz ein. Der Anruf würde an die Wissenschaftlergilde gehen, die unter Therese und Steven gleichzeitig als Hauptquartier des Stadtrats fungiert hatte. Seit wir aufgebrochen waren, hatte sich daran nichts geändert. »Artistos, hier spricht Chelo. Ich möchte eine Verbindung mit Nava.«
Stille.
Ich wiederholte den Anruf.
Dann wurde Giannas Stimme hörbar. Sie klang hell und … erleichtert. »Chelo? Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, uns geht es gut. Vorläufig. Wie sieht es bei euch aus?«
»Wir haben wieder Zugriff auf alle Netze. Die Leute sagten, du hättest sie abgeschaltet. Beziehungsweise Joseph. Ich habe gesagt, dass er so etwas nie tun würde. So etwas würde er doch nie tun, oder?«
Ich dankte ihr stumm für die Unterstützung. Trotzdem ging ich nicht darauf ein, weil ich es nicht erklären konnte.
»Ich habe gehört, dass
Weitere Kostenlose Bücher