Sterntaler: Thriller (German Edition)
damit?«
»Ich will sie mir noch mal ansehen. Irgendein Detail darauf ist mir irgendwie bekannt vorgekommen.«
Der Kollege versprach, ihr die Bilder zu schicken.
»Arbeitest du am Wochenende?«, fragte Spencer, als sie fertig telefoniert hatte. In seiner Stimme klang keinerlei Vorwurf mit, nur ein gewisses Erstaunen.
Sie schüttelte entschieden den Kopf. »An diesem Wochenende habe ich frei.«
Sie hatte die Tüte mit den Materialien im Büro liegen lassen. Nun erinnerte sie sich an die Disketten und daran, dass sie vergessen hatte, sie durchzusehen. Die mussten wohl warten.
Sie sahen einander an, und Fredrika lächelte. Geige konnte sie auch noch später spielen.
»Hat der Professor irgendwelche besonderen Wünsche?«
An der Farbe des Himmels konnte er erkennen, dass der Abend kam. Alex Recht sah auf seine Armbanduhr, und tatsächlich, es war fast halb sieben, und in den Fluren des Polizeipräsidiums war fast niemand mehr unterwegs.
Der Widerwille, nach Hause zu gehen, war unüberwindbar. Die Kinder hatten ihn gefragt, ob er denn weiter allein in dem Haus in Vaxholm wohnen wolle. Ob es nicht besser wäre, in eine Wohnung näher am Zentrum zu ziehen.
Er wollte am liebsten gar nicht darüber nachdenken. Es war für Lena und ihn selbstverständlich gewesen, dass sie im Alter einmal in eine Wohnung in der Stadt ziehen würden. Doch jetzt war Alex allein, und damit hatte das Projekt alle Anziehungskraft verloren. Wenn er aus dem Haus auszöge, wüsste er nicht mehr, wer er war.
Die Tochter verstand ihn darin besser als der Sohn. »Es ist doch nur ein Haus, verdammt. Verkauf den Scheiß.« Sein Sohn war, als er aus Südamerika zurückgekehrt war, vollkommen unleidlich gewesen. Seine Freundin hatte Schwierigkeiten mit der Aufenthaltsgenehmigung gehabt, er hatte die schwedische Bürokratie verflucht. Und er fand, dass Alex zu viel arbeitete. Er hatte über seine Mutter geflucht, die nicht mehr gesund wurde, und seine Schwester verabscheut, die in einer soliden Beziehung mit einem Mann lebte, den die restliche Familie seltsam fand.
»Hör auf, mit uns anderen zu streiten, und konzentriere dich lieber auf dein eigenes Leben«, hatte Lena, bevor sie starb, zu ihm gesagt. »Es ist nicht unsere Schuld, dass es dir so schwerfällt, erwachsen zu werden.«
Das hatte zu einer Veränderung geführt. Es wurde weniger gestritten, und als die Familie sich zum Gedächtnisgottesdienst in der Kirche versammelte, spürte Alex, dass sein Sohn zumindest halbwegs zur Ruhe gekommen war.
Schon bei dem bloßen Gedanken an den Gottesdienst hätte er am liebsten losgeheult.
Er wandte sich seinem Computer zu und rief die Ermittlungsdatei auf, die jeden einzelnen Ermittlungsschritt dokumentierte. Keine Spur des Unbekannten, der nach Rebecca Trolles Verschwinden Bilder von ihr in ein Sexprofil eingestellt hatte. Aber Fredrika hatte gebeten, Kopien der Bilder nach Hause geschickt zu bekommen. Warum?
Alex las weiter. Es hatten noch weitere Verhöre mit Rebeccas Kommilitonen und Freunden stattgefunden. Dabei war nichts Neues herausgekommen. Sein Blick fiel auf ein paar Zeilen, die offensichtlich in aller Eile eingetragen worden waren. Eine Kommilitonin hatte sich im Verhör daran erinnert, dass Rebecca mit ihrem Tutor so unzufrieden gewesen war, dass sie sich heimlich an einen Professor der Universität Uppsala gewandt und ihn um Hilfe gebeten hatte. Die Kommilitonin war sich nicht sicher, ob es zu einer Zusammenarbeit gekommen war, doch sie meinte, dass die beiden miteinander telefoniert hätten. Die Kommilitonin konnte sich allerdings nicht erinnern, wie der Professor aus Uppsala geheißen hatte.
Alex griff nach der Kopie von Rebeccas Kalender und blätterte sie nachdenklich durch. Die Abkürzungen, die sie nicht hatten identifizieren können, waren mit Rot umkringelt.
» HH «.
» UA «.
» SL «.
» TR «.
Könnte einer davon der neue Tutor gewesen sein? Wenn Alex jünger gewesen wäre, hätte er sich jetzt auf die Website des Instituts für Literaturwissenschaft in Uppsala begeben und nachgeprüft, ob einer der Angestellten die Initialen HH , UA , SL oder TR hatte. Aber er war nicht mehr jung, und deshalb schrieb er eine Notiz für Ellen Lind und bat sie, der Sache nachzugehen, wenn sie am Montag wieder da war.
Es war nicht schön, jeden männlichen Angestellten einer schwedischen Universität zu verdächtigen, andererseits…
Momentan konnte er keine Spur unberücksichtigt lassen.
Als er gerade gehen wollte, um zu Hause die
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