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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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zur Kirche gegangen, meine
Mom und mein Stiefvater waren sonntags morgens gewöhnlich damit beschäftigt,
ihre »Religion« auszuschlafen. Aber in den letzten paar Monaten bin ich ein
paarmal hingegangen. Es ist eine alte Kirche, und es riecht darin wie in einem
Museum - auf angenehme Weise, als wollte sie sagen: Ich habe eine Menge
durchgemacht und stehe immer noch. Auch die Bleiglasfenster tun mir irgendwie
gut. Wenn ich Sie wäre, würde ich vermutlich sagen, das Bild aus all diesen
zerbrochenen Stücken, die zu so etwas verdammt Schönem zusammengesetzt wurden,
tröstet mich. Zum Glück bin ich nicht so tiefsinnig.
    Normalerweise
ist die Kirche leer, Gott sei Dank, aber selbst, wenn da noch jemand ist,
spricht oder sieht mich nie einer an. Nicht dass ich überhaupt jemandem in die
Augen schauen würde.
     
    Als ich
wieder zu mir kam, nachdem der Psycho mich bewusstlos geschlagen hatte, tat
mein ganzer Körper weh, und es dauerte lange, bis ich den Kopf genug anheben
konnte, um mich umzusehen. Eine Welle von Übelkeit überkam mich. Die rechte
Seite meines Brustkorbs tat weh, sobald ich einatmete. Ein Auge war so gut wie
zugeschwollen, und mit dem anderen konnte ich nur noch verschwommen sehen und
die Umrisse erkennen. Er war nirgendwo zu sehen. Entweder schlief er auf dem
Boden, oder er war draußen.
    Das
Badezimmer rief, aber ich wusste nicht, ob ich es bis dorthin schaffen würde.
Außerdem fürchtete ich, dass er mich dabei erwischen könnte, wie ich
außerplanmäßig pinkelte. Ich musste wieder ohnmächtig geworden sein, denn ich
konnte mich an nichts mehr erinnern, bis ich aus einem Traum erwachte, in dem
ich mit Luke und unseren Hunden am Strand entlanglief. Als mir einfiel, wo ich
wirklich war, weinte ich.
    Meine
Blase brannte - wenn ich noch sehr viel länger wartete, würde ich ins Bett machen.
Gott allein wusste, welches Vergehen ihn mehr aufregen würde. Es war undenkbar,
dass ich das Kleid wieder anzog, also kroch ich nackt zum Badezimmer. Alle
paar Sekunden hielt ich inne, wartete darauf, dass die schwarzen Punkte aus
meinem Blick verschwanden, und kroch wieder ein paar Zentimeter vorwärts, wobei
ich die ganze Zeit wimmerte. Das hätte ihm gefallen.
    Ich war
wie gelähmt bei dem Gedanken, er könnte hereinkommen, während ich auf der
Toilette saß, also hockte ich mich über den Abfluss der Badewanne. Den Kopf an
die Wand gestützt, versuchte ich gerade so viel zu atmen, dass es nicht weh
tat, und betete, dass ich nicht hier und jetzt starb. Schließlich kroch ich
zurück ins Bett und wurde erneut ohnmächtig.
    Mein Kopf
schmerzte, aber es war eher ein dumpfes Pochen, wie ein Hintergrundgeräusch.
Ich wusste immer noch nicht, wo der Psycho war, und fürchterliche Bilder davon,
wie er Christina entführte, schoß mir durch den Kopf. Ich betete, dass mein
Versuch, ihn zu manipulieren, ihn nicht geradewegs zu ihr geschickt hatte.
    Ich war
mir nicht sicher, wie lange ich immer wieder das Bewusstsein verlor, aber ich
glaube, es musste mindestens einen Tag so gegangen sein. Als ich wieder ein
wenig zu Kräften gekommen war, schleppte ich mich zur Tür. Sie war immer noch
abgeschlossen. Verdammt. Ich hielt meinen Kopf unter den Wasserhahn, wusch das
klebrige Zeugs, das ich für Blut hielt, fort und trank. Sobald das kalte Wasser
meinen Magen erreichte, musste ich mich an die Spüle klammern und kotzen.
     
    Als ich mich
schließlich bewegen konnte, ohne dass mir schwindelig wurde, durchsuchte ich
die Hütte erneut. Mit den Fingern tastete ich jede Ritze und jeden Bolzen ab.
Ich stellte mich auf den Küchentresen und trat so kräftig gegen den
Fensterladen, dass ich schon dachte, ich hätte mir einen Bänderriss
eingehandelt. Meine Füße haben nicht einmal einen Abdruck hinterlassen. Ich war
schwer verletzt und konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas gegessen
hatte, aber ich wäre das Risiko eingegangen, mich in den Bergen
durchzuschlagen. Allerdings gab es keine Möglichkeit, aus dieser verdammten
Hütte rauszukommen.
    Um den
Überblick nicht zu verlieren, seit wie vielen Tagen ich schon gefangen war,
rückte ich das Bett von der Wand fort und drückte einen Fingernagel in das
Holz, bis eine leichte Kerbe entstanden war. Wenn durch das kleine Loch in der
Badezimmerwand Licht eindrang, beschloss ich, dass es Morgen war, und wenn es
dunkel war, wartete ich, bis es wieder hell wurde, und machte eine weitere Kerbe.
Zwei Markierungen, seit er mich allein gelassen hatte.
    Um mich an
irgendeinen

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