Stich ins Herz - Robb, J: Stich ins Herz - Origin in Death (Death 21)
unschuldigen Blick. »I ch habe keine Ahnung, was du meinst. Auf alle Fälle freue ich mich, dass du sie und Ian zu dem Essen eingeladen hast, und es tut mir leid, dass sie nicht kommen können. Aber zurück zu dem eigentlichen Grund für mein Erscheinen. Ich habe nach meiner Konferenz ein bisschen für dich rumgestochert.«
»D u hattest heute früh schon eine Konferenz?«
»E ine Holo-Konferenz mit Schottland. Sie sind uns fünf Stunden voraus, und ich habe mich zeitlich an sie angepasst. Aber das war nicht weiter schlimm, denn ich musste auch mit meiner Tante in Irland sprechen und war deshalb sowieso schon auf.«
Was die Erklärung dafür war, dass er nicht an seinem normalen Platz in der Sitzecke des Schlafzimmers gesessen hatte, als sie selbst um sechs Uhr aufgestanden war.
»H ast du das Geld gefunden?«
»I ch gehe davon aus.« Er machte eine Pause und verzog den Mund zu einem Lächeln, als Peabody mit einem voll beladenen Tablett aus der Küche kam.
»I ch habe auch für Sie frischen Kaffee mitgebracht, Dallas.«
»W as heißt, du gehst davon aus?«, fragte Eve ihn ungeduldig, doch er ließ sich Zeit und schenkte ihnen allen erst in aller Ruhe ein. »I ch habe ein paar größere Schenkungen und Jahresrenten gefunden, die durch verschiedene Kanäle des Icove’schen Imperiums geflossen sind. Auf den ersten Blick wirken sie wie die großzügigen Spenden eines echten Menschenfreunds. Wenn man aber etwas weiter gräbt und genauer hinsieht, kommt einem die Geschichte doch ein bisschen seltsam vor.«
»I nwiefern?«
»I m Verlauf der letzten fünfunddreißig Jahre sind fast zweihundert Millionen durch diese Kanäle geflossen, die nicht von seinen offiziellen Einkünften abgegangen sind. Wenn jemand so viel Kohle weggibt, sollte das zumindest kleine Löcher in seine Taschen reißen. Aber das ist nicht passiert.« Er trank einen Schluck Kaffee.
»D as heißt, dass er noch eine andere, verborgene Einnahmequelle hatte.«
»S o sieht’s zumindest aus. Ich gehe davon aus, dass das, was ich bisher gefunden habe, nicht alles ist. Schließlich habe ich die Spur eben erst aufgenommen und noch nicht allzu weit verfolgt. Aber ist es nicht interessant, dass ein Mann mit einem fragwürdigen Einkommen dieses Geld in aller Stille, das heißt anonym, für wohltätige Zwecke spendet statt sich davon ein hübsches kleines Land zu kaufen oder so?«
»A nonym?«
»E r hat sich große Mühe gegeben zu verschleiern, dass er der großzügige Spender war. Hat jede Menge Zwischenschritte eingelegt. Hat die Kohle so oft zwischen irgendwelchen Treuhandgesellschaften, gemeinnützigen Organisationen, Stiftungen und Unternehmen hin und her geschoben, bis sich ihre Spur beinahe verlor.« Er zuckte mit den Schultern. »I ch nehme nicht an, dass du eine ausführliche Erklärung zum Thema Steuersparmodelle möchtest oder brauchst. Belassen wir es deshalb einfach dabei, dass er exzellente Finanzberater hatte und sich dazu entschlossen hat, diese Gelder wieder loszuwerden, ohne sich dafür auf die Schulter klopfen zu lassen oder wenigstens die steuerlichen Abzüge von derart hohen Schenkungen beim Finanzamt geltend zu machen. Was allerdings auch etwas schwierig geworden wäre, da schließlich das Einkommen, aus dem die Gelder stammten, nicht gemeldet war.«
»E r hat also Steuern hinterzogen.«
»I n gewisser Weise, ja. Obwohl selbst das Finanzamt Probleme gehabt hätte, ihm was abzuknöpfen, weil schließlich das gesamte Geld wohltätigen Zwecken zugeflossen ist. Aber wirklich sauber war die ganze Sache ganz eindeutig nicht.«
»D ann müssen wir also rausfinden, woher die Gelder stammten, die er so großzügig weitergeleitet hat.« Eve griff nach ihrer Kaffeetasse und stapfte damit durch ihr Büro. »E s gibt immer eine Spur.«
»N icht immer.« Roarke sah sie lächelnd an, und sie bedachte ihn mit einem bösen Blick.
»J emand, der weiß, wie man Spuren löscht, müsste auch in der Lage sein, Spuren zu finden, die es einmal gegeben hat.«
»D as glaube ich auch.«
»V ielleicht fangen wir von hinten an«, schlug Peabody den beiden vor. »A n den Orten, an denen das Geld gelandet ist.«
»I ch brauche die Namen der, sagen wir, fünf größten Nutznießer«, sagte Eve zu Roarke. »S chick sie mir am besten einfach aufs Revier.«
»M ache ich. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass der bei weitem größte Gewinner dieses Spiels eine kleine, private Schule war.«
»B rookhollow?« Eve spürte das leichte Prickeln, das ihr
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