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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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umständlichste Art zu sterben ist, die ich mir vorstellen kann –, dann müssen wir uns eine Route aussuchen, die die größte Sicherheit mit der größten Geschwindigkeit verbindet. Wenn ich nur daran denke, daß ich für so einen hirnverbrannten Ausflug Benzin gespart habe!“
    Liz starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Dann ließ sie die Pistole fallen und fing an zu weinen. Greville tat so, als bemerke er es nicht. Er fand die Karte – eine uralte Straßenkarte, übel mitgenommen und mit zwei großen Lücken – und breitete sie auf dem Bett aus. Dann suchte er sich einen Stift und machte sich daran, ein kompliziertes System von Strichen zu ziehen, die die Hauptstraßen kreuzten und alle Städte vermieden.
    Er war noch mit der Planung einer Route beschäftigt, die weniger als zweihundert Meilen lang war – vorsichtigerweise hatte er pro Gallone fünfundzwanzig Meilen veranschlagt, als Liz ihm in das Schlafzimmer folgte.
    Sie trug die Pistole nicht mehr. Sie trug auch keine Kleider mehr. Sie zitterte ein wenig. Sie hob die Karte von dem noch ungemachten Bett und kletterte hastig zwischen die Bettücher.
    „Sonst habe ich nichts“, sagte sie grinsend.
    „Außerdem – was kannst du von einer Fickmaschine schon anderes erwarten?“
    Greville zog sich langsam sein Hemd aus. „Wir brechen morgen früh auf“, sagte er. „Früh. Es ist mir eigentlich ziemlich egal, ob es Jane wirklich gibt oder nicht. Es ist mir auch ziemlich egal, ob wir nach Manchester kommen oder nicht, aber ich werde mein Bestes tun … So oder so, es mußte so kommen.“
    „Ja“, murmelte Liz. „Es mußte so kommen.“
    Merkwürdigerweise liebten sie sich trotz ihres physischen Drangs nicht. Es waren zu viele Geister in den Räumen. Da war Jane, und da war Francis, und vor allem war da der traurig bedrückende Geist einer kleinen Zuflucht, die es bald nicht mehr geben würde.
    Bis zu diesem Augenblick, dachte Greville, hatte er diese Hütte auf der Insel in dem See bei Ambergreave nie richtig gewürdigt. Es war der einzige Ort, an dem er gelernt hatte, was es heißt, am Leben zu sein. Es war der einzige Ort, an dem er je geliebt hatte, weil es der einzige Ort war, an dem er es gewagt hatte, sein gesamtes Ich zu unterwerfen.
    Er lag da mit Liz in den Armen und berührte sie nur aus Freude an der Berührung. Es machte nichts aus, daß Jane und Francis am Fuß des Bettes standen. Es machte nichts aus, daß die Menschheit am Ende war und daß sein eigener Tod um die Ecke auf ihn lauerte.
    Das einzige, was etwas ausmachte, war die Tatsache, daß zwei Menschen einander nahe genug kommen konnten, um sich anzusehen und sich zu verstehen und nicht Angst voreinander zu haben. Der Mensch, so überlegte er, war zu ewiger Einsamkeit verurteilt, obwohl er dafür nicht programmiert war. Der Mensch – jeder Mensch – war ein geschickter Imitator, aber dann und wann war es nicht mehr notwendig, jemanden oder etwas zu imitieren. Es reichte zu leben.
    Er sah Liz an, die ruhig an seiner Seite lag, und hatte das Gefühl, als sähe er sie zum ersten- und letztenmal. Er schaute auf die sanften Kurven ihrer Brüste, die feste Rundung ihres Bauchs und auf den kleinen braunen Wald, der zwischen ihren Beinen wuchs.
    Hier, dachte er, ist das Leben. Hier ist das uralte Lied. Hier ist die wortlose Antwort auf all die wortreichen Spitzfindigkeiten, die die Menschen dazu benutzt haben, um sich selbst und andere zu zerstören, seit es Menschen gibt.
    Dann sah er aus dem Fenster in das graue Novemberlicht, auf die reglosen Blätter mit ihrem Strahlenkranz aus tausend Kristallen, auf die schlafenden Zweige des Apfelbaums, und wieder schaute er auf das traurige lange Licht der Straflosigkeit.
    Er wollte Liz nicht lieben. Er wollte sie nur an sich drücken und beten.
    Die einzige Schwierigkeit war, daß er zu stolz, zu leer und zu einsam zum Beten war.
     

23
     
    Sie hatten fast drei Tage dazu gebraucht, um bis Leicester zu kommen. Greville hatte die optimistische Berechnung angestellt, daß sie mit ungefähr hundertzwanzig Meilen Fahrt bis Leicester auskommen würden, was etwas mehr als die Hälfte des Wegs war.
    Sie hatten statt dessen fast zweihundert Meilen gebraucht; wenn das so weiterging, reichte das Benzin nur für den Hinweg, wenn er unterwegs nicht noch irgendwo erfolgreich plündern konnte. Wahrscheinlich, so überlegte er es sich als bitteren Trost, würde es sowieso bei dem Hinweg bleiben. Was Liz erreichen wollte, wenn und falls sie je nach Manchester

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