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Stiefkinder der Sonne

Stiefkinder der Sonne

Titel: Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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kommen würden, das war ihm völlig schleierhaft. Es war ein verrücktes Unternehmen, aus einem verrückten Grund von zwei verrückten Leuten in einer verrückten Welt begonnen. Die Chancen für einen Erfolg – selbst wenn man Erfolg nur als Überleben definierte – waren praktisch gleich Null.
    Sie waren erst spät aus Ambergreave aufgebrochen, da es noch mehr zu erledigen gab, als sie ursprünglich angenommen hatten. Sie wären vielleicht früher aufgebrochen, wenn Liz nicht die halbe Nacht geschrien hätte. Die Alpträume hatten kurz nach Mitternacht angefangen. Als sie zu schreien anfing, schlug er ihr ins Gesicht; sie aber öffnete nicht einmal die Augen. Es war so, als sei sie in Trance, unwiederbringlich verloren in den Schrecken ihrer privaten Welt. Der erste Anfall dauerte etwas länger als eine Stunde. Als Liz daraus erwachte, lehnte sie es ab, darüber zu sprechen. Sie sah ihn nur mit wirren Augen an, als sei er ihr völlig fremd. Greville stand auf und machte für sie beide etwas Warmes zu trinken. Dann bekamen sie beide ein wenig Schlaf – bis zum nächsten Anfall. Der dauerte nicht ganz so lange, aber vor der Morgendämmerung hatte sie noch zwei Ausbrüche der gleichen trancehaften Hysterie. Als sie endlich aufstanden, hatten beide rote Augen und waren bereits erschöpft.
    Nach einem hastigen und sehr reichhaltigen Frühstück – sie hatten weit mehr Nahrungsmittel, als sie mitnehmen konnten – ruderte Greville an Land und überprüfte das Auto, während Liz damit beschäftigt war, Waffen, Munition und Vorräte zusammenzustellen.
    In der Nacht hatte es stark gefroren, und die Scheiben des Lieferwagens waren zugefroren. Greville brauchte mehr als eine Stunde, bis er sie vom Eis befreit, die Reifen, den ölstand und die Batterie überprüft und den Motor warmlaufen lassen hatte. Zuerst hatte er geglaubt, der Motor würde nicht anspringen – die Batterie schien nicht mehr genug Saft zu haben, um den Anlasser zu drehen. Schließlich, nachdem er es eine halbe Stunde lang probiert hatte, gelang es ihm, ihn in Gang zu setzen. Er ließ eine Zeitlang den Fuß auf dem Gas, bis der Motor warm war, schaltete dann die Zündung wieder ab und ruderte zurück auf die Insel.
    Liz hatte den größten Teil ihrer Schätze aus dem Keller geholt und sie in einem Haufen auf den Fußboden gelegt. Sie hatten viel zuviel, um alles mitzunehmen, und so kostete sie die Auswahl weitere Zeit.
    Als sie endlich zum Aufbruch bereit waren, hatten sie beide wieder Hunger; also setzten sie sich zwischen die Überreste ihrer kleinen Festung, um eine letzte Mahlzeit zu verzehren.
    Greville sah sich düster in dem Haus um, das sein privater, sicherer und sehr bequemer Zufluchtsort gewesen war. Früher einmal hatte es sich wie ein Heim dargestellt, und er hatte es so empfunden. Er glaubte nicht, daß er es je wiedersehen würde. Was auch immer auf der phantastischen Expedition passieren würde, in die sie sich da stürzten, ganz umkehren würden sie nicht mehr können, davon war er überzeugt. Der Geist Augustus Rowleys konnte nun in Frieden ruhen – bis zur nächsten Heuschreckenplage.
    Als sie endlich aufbrachen, stand eine rote Wintersonne hoch am wolkenverhangenen Himmel. Für Greville hatte sie die Farbe von Blut – ein entmutigendes Vorzeichen. Trotzdem grinste er Liz ermunternd zu und startete den Motor. Es ging los.
    Dann fing alles an schiefzugehen. Greville hatte sich nicht klargemacht, wie schnell die Welt, in der sie lebten, zerfiel. Zwei von den Straßen, die er sich für den ersten Tag ausgesucht hatte, waren blockiert – eine von einem großen Baum, der quer darüber gefallen war, und die zweite von einem großen Loch, das mit Gras und Unkraut so gut getarnt war, daß er beinahe hineingefahren wäre.
    Greville war von diesem Loch beeindruckt. Er stieg aus dem Auto aus, um es sich anzusehen. Das Gras, das es bedeckte, sah so aus, als sei es schon sehr lange dort, und die toten und sterbenden anderen Pflanzen – Nesseln, Kreuzkraut und Natterwurz – sahen aus, als seien sie schon seit dem Anfang der Welt da. Er kam zu dem Ergebnis, daß das Loch von Sprengstoffen herrührte, und zwar von einer ganzen Menge.
    Er fragte sich, warum eine so ruhige Landstraße soviel Aufmerksamkeit verdient hatte. Er fragte sich das eine ganze Zeitlang. Nachdem er aber noch zwei Tage weitergefahren und auf mehrere von diesen Löchern gestoßen war, glaubte er die Antwort zu kennen.
    Die Straßen, die er sich ausgesucht hatte, führten nur

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