Stille Nacht: Ein Fall für Hubertus Hummel (German Edition)
und traten vor den Gasthof. Die Sonne überflutete den kleinen Vorplatz.
Ihnen war schummrig von dem zu schnell getrunkenen Bier.
Sie blickten auf den gegenüberliegenden Brauereitrakt. Der Büroturm funkelte im Sonnenlicht. Auch das Bärenmosaik, das in den Achtzigerjahren am ehemaligen Sudhaus angebracht worden war, glitzerte.
»Wir müssen nach Donaueschingen zu den Edelmännern, Huby«, sagte Klaus.
Vielleicht würde es bald vorbei sein mit der Herrlichkeit der Schwenninger Brauereikunst.
8. DONAUQUELL
Gegen fünfzehn Uhr befand sich das Duo auf der B 27 in Richtung Donaueschingen. Beiden knurrte zwar der Magen vor Hunger, aber der Fall hatte nun absoluten Vorrang. Zumal sich Holger Baumann, der Pressesprecher der Edelmann-Brauerei, per Handy doch noch kurzfristig zu einem Treffen an der Donauquelle neben dem Donaueschinger Fürstenschloss bereit erklärt hatte.
Zwar hatte er sehr reserviert auf Klaus’ Anruf reagiert, sich aber daran erinnern lassen müssen, dass er Riesle noch ein paar Gefallen wegen diverser PR-Tipps schuldete, die er dem Edelmann-Sprecher bei Spielen des Schwenninger ERC gegeben hatte.
Klaus parkte den Panda auf Höhe des Schlosstraktes. Als sie die Stufen zum allgemein begehbaren Park hinabstiegen, erblickten sie bereits Baumann, der sich ans Geländer des Donauquellrondells gelehnt hatte und hastig an einer Zigarette zog. Zur Linken hatte man einen schönen Blick auf den ausgedehnten Schlosspark, der im Licht der wärmenden Nachmittagssonne auch verschneit sehr herrschaftlich und elegant wirkte.
»Hallo, Holger«, rief Riesle ihm zu.
Als Baumann Hummel erblickte, verfinsterte sich seine Miene. »Ach, du hast wieder deinen Freund dabei, der neulich grundlos die Pferde scheu gemacht hat«, bemerkte er. »Ich bekomme ohnehin schon Scherereien, wenn herauskommt, dass ich mich mit dir treffe, Klaus. Bei uns ist momentan wirklich der Teufel los …«
Riesle näherte sich Baumann und erklärte ihm, warum sich sein Freund beim Skispringen auf den Privatsekretär des Brauereichefs gestürzt hatte.
Hummel hielt sich einen Moment lang abseits und ließ seinen Blick umherschweifen, zumal er das letzte Mal als Kind an der Donauquelle gewesen war.
An der Wand, die von der Pfarrkirche mit ihren Zwillingstürmen überragt wurde, hingen Grußtafeln in verschiedenen Sprachen.
Hummel las eine aus Ungarn: »Gott segne den Ort ihres Ursprungs.« Ob es sich hier überhaupt um die echte Donauquelle handelte, darüber stritt sich noch heute die Baarstadt Donaueschingen mit der Schwarzwaldstadt Furtwangen. Letztere beanspruchte die Quelle des fast dreitausend Kilometer langen Flusses für sich, da sich der Ursprung des längeren Zubringerflusses Breg in ihrem Einzugsgebiet befand.
»Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg«, murmelte Hubertus vor sich hin und lächelte. Seine Mutter hatte ihm einst diesen Reim beigebracht.
Für die Donaueschinger jedoch war die Donauquelle eindeutig im Schlosspark. Dort entsprang ein kleines Bächlein, das Wasser wurde in dem künstlich angelegten Rondell gesammelt und ergoss sich ein paar Meter weiter in die Brigach. Viele Schwarzwaldtouristen zog es hierher.
Ein romantischer Platz, irgendwie.
»Gut, der Mord passierte also vergangenen Freitagabend.« Holger Baumann war immer noch ins Gespräch mit Klaus vertieft. »Einen Moment. Ich zeig’s dir.«
Der Edelmann-Pressesprecher zog sein iPhone hervor und tippte darauf herum. »Freitagnachmittag hatten wir die Vorstellung unseres neuen Mischgetränks. Solltest du unbedingt mal probieren, Klaus. Der Absatz ist sehr gut angelaufen.«
Riesle warf Hummel einen ungeduldigen Blick zu.
»Du kannst von Glück sagen, dass ich so gut Buch führe. Wir hatten um sechzehn Uhr dreißig die Pressepräsentation mit dem Chef, also mit Dr. Limberger, und auch der Fürst zu Fürstenberg höchstpersönlich war da«, fuhr Baumann fort.
Klaus wurde noch ungeduldiger: »Jetzt spuck’s schon aus, Holger. War Dold auch dabei?«
Baumann stierte weiter auf sein elektronisches Gerät. Er machte es spannend. »Rüdiger Dold war auch dabei«, sagte er schließlich und blickte auf. »Und was den Freitagabend anbelangt, muss ich dich enttäuschen. Ich kann sein Alibi höchstpersönlich bezeugen.«
»Na, dann lass mal hören!«
»Gemeinsam mit Dr. Limberger haben wir auf den Erfolg der Aktion im Parkrestaurant angestoßen«, erklärte der Edelmann-Pressesprecher.
»Und für welche Uhrzeit können Sie sein Alibi bezeugen?«, mischte
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