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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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in eine kräftige Umarmung ein. „Ich dachte ernsthaft, dir wäre etwas zugestoßen. Gott sei Dank haben wir dich heil wieder.“
    Jakob schob ihn auf Armeslänge von sich weg. „Ich bin mir nicht so sicher, ob du das immer noch sagst, wenn ich euch erzählt habe, was mein Problem ist!“
    „Was meinst du?“ William kniff seine Augen zusammen und fixierte Jakob fragend.
    „Ich habe meine Papiere damals nicht neu beantragt!“
    William lachte erleichtert auf. „Na und, das ist doch kein Grund, so ein Tamtam zu machen. Hast du gedacht, ich wäre sauer, weil du dir ein paar Urlaubstage erschlichen hast? Du beantragst sie einfach jetzt!“ Er klatschte zufrieden in die Hände. „Hauptsache, du bist wieder da!“
    „Ich habe sie nicht neu beantragt, weil ich sie nicht beantragen kann!“
    Verwirrt schauten sich Stan und William an, bevor Jakob seufzend fortfuhr. „Sie würden mich sofort ausweisen. Ich bin illegal hier in Kanada, weil ich mich unerlaubt vom Militär entfernt habe. Ich bin von der US-Army desertiert!“ Er holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll wieder aus.
    „Du bist was?“
    „Desertiert!“
    William fuchtelte ungeduldig mit der Hand vor Jakobs Gesicht h erum. „Ich hab es nicht an den Ohren. Ich verstehe es nur nicht! Du hast nie gesagt, dass du bei der Army warst!“
    „Genau genommen bin ich es immer noch!“ Jakob lachte gequält auf. „Was hätte ich sagen sollen? Übrigens, ich bin Jakob, nett, Sie kennenzulernen und, ach ja, ich bin übrigens ein Deserteur? Du hättest mich zum Teufel gejagt!“
    „Wer sagt, dass ich das jetzt nicht tun werde?“
    „Ich!“ Julie trat an Jakob heran und gab ihm demonstrativ einen Kuss auf die Lippen. „Wir haben eine Chance, dass er hier oben u nentdeckt bleibt, wenn ihr dichthaltet. Wir müssen uns absprechen, gucken, ob wir gefälschte Papiere bekommen können!“ Sie zuckte mit den Achseln.
    „Du willst allen Ernstes, dass wir uns strafbar machen, weil du dich verliebt hast?“
    Stan zog sich einige Getränkekisten heran und ließ sich ächzend auf deren Rand nieder. „Ich komme irgendwie nicht mehr mit. Das ist zu viel auf einmal!“
    Julie beachtete ihn nicht. „Nein, Dad, nicht nur, weil ich ihn liebe und er mich, sondern, weil du und Stan ihn ebenfalls liebt und weil ihr genau wisst, dass er ein guter Mensch ist und diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat!“
    „Das ändert nichts daran, dass wir alle das Gesetz brechen, wenn wir dich hier wohnen und arbeiten lassen. Wieso gehst du nicht zu den Behörden und lässt dich entlassen?“
    Jakob setzte sich ebenfalls auf eine leere Kiste und rieb sich die Schläfen. „So einfach ist das nicht. Mein Vertrag lief noch knapp anderthalb Jahre, als ich da weg bin. Es ist zu spät. Ich habe mich schon strafbar gemacht. Connor, mein Freund, und ich haben uns damals so entschieden. Wenn ich jetzt zurückgehe, buchten sie mich sofort ein.“
    „Vielleicht wäre das besser als ein Leben auf der Flucht!“ Stan warf Jakob einen kurzen Blick zu, den Jakob mit einem Augenverdrehen kommentierte.
    „Soldaten geht es ungefähr genauso gut wie einem Polizisten, wenn er im Knast landet. Wir symbolisieren beide die Staatsgewalt. Ich für meinen Teil möchte das nicht ausprobieren!“
    „Wie hoch wäre das Strafmaß?“ William legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm und entlockte Jakob damit ein erleichtertes Seufzen. Er wendete sich nicht ab.
    „Mir Glück ein paar Monate, wahrscheinlich Jahre. Theoretisch können sie sogar die Todesstrafe verhängen, aber das ist nur Theorie. Bis jetzt ist das noch nie passiert! Immerhin etwas, wie?“ Er lächelte gequält und senkte dann den Blick.
    „Wissen deine Eltern, wo du bist?“
    Jakob schüttelte den Kopf. „Vielleicht. Ich habe mit meiner Gro ßmutter telefoniert. Einmal, kurz bevor ich hier angekommen bin, aber ich weiß nicht, ob sie es ihnen erzählt hat!“ Unsicher fuhr er sich über sein Gesicht.
    „Ich will, dass du sie anrufst! Ich weiß, wie es ist, auf ein ve rschwundenes Kind zu warten. Tu ihnen das nicht an!“
    „Ich habe Angst!“ Mit einem Seufzen ließ Jakob sich auf die unter ste Stufe der Leiter sinken.
    Julie setzte sich zu ihm auf den Schoß und streichelte ihm zärtlich über den Nacken. „Ich glaube nicht, dass sie dich anhand eines Tel efonanrufs finden können!“
    „Ich weiß, das ist es auch nicht! Ich habe Angst davor, dass meine Eltern es nicht verstehen werden. Sie sind nicht wie ihr! Nicht wie meine

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