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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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erneuten Besuch fehlte Jakob die Zeit und auch die nötige Kraft und der Wille. Bei ihren Gesprächen war deutlich herauszuh ören, dass sie Angst um ihn hatte, also hielt Jakob sich zurück, was seinen Einsatz und die damit verbundenen Gefahren anging. Die Gespräche hatten ihm trotzdem gutgetan, auch wenn sie kurz ausgefallen waren. Irgendwann waren ihnen einfach die Themen ausgegangen, die sich nicht zwangsläufig mit seinen Eltern oder seiner Arbeit beschäftigten.
    Der Flug zurück war anders gewesen als sein erster. Dieses Mal wusste er, was ihn erwarten würde. Das machte es nicht unbedingt angenehmer, aber auf jeden Fall fiel die beklemmende Ungewissheit weg, und noch ein Gefühl mischte sich dazu – Vorfreude. Er freute sich darauf, seine Kameraden aus seiner alten Einheit wiederzusehen. Connor wiederzusehen und die Zeit mit einem Menschen zu verbri ngen, der ihn besser kannte als er sich selbst.
    Mit halbem Ohr nahm Jakob die Worte des Captains auf, der sie auf dem Rollfeld unterwies, während er seinen Blick schweifen ließ. G enau genommen hatte sich rein gar nichts verändert. Außer, dass es zu dieser Jahreszeit saumäßig kalt war. Jakob fröstelte und rückte seine Ausrüstung zurecht. Mann, komm endlich zum Ende! Wir frieren uns hier den Arsch ab. Er warf einen grimmigen Blick zum Captain und einen kurzen sehnsüchtigen auf die Mannschaftszelte, deren Außenhaut von einer eisigen Brise in Bewegung gehalten wurde.
    Fünfzehn Minuten später betrat Jakob das Zelt, das er sich mit Connor und Tyrel teilte, und musste schmunzeln. Es fühlte sich ta tsächlich wie eine verquere Art von nach Hause kommen an. Die Betten waren akkurat gemacht. Neben Connors Bett klebte ein Bild seiner Eltern vor ihrem Haus in Lincoln. Daneben hatte er mehrere Bücher gestellt, und zwei Flaschen Cola dienten als Buchstütze. Tyrels Wandseite war übersät mit Bildern seiner Freundin. Ein wirklich hübsches Mädchen, das auf jedem der Bilder verliebt in die Linse lächelte. Jakob seufzte und schmiss seine Ausrüstung auf das schmale Bett im linken Teil des Zeltes. Decken dienten als Vorhänge, um ein wenig Privatsphäre zu schaffen, und versperrten ihm weitestgehend den Blick auf die beiden anderen Abteile. Sein Bereich wirkte steril und leer. Als er übergangsweise seine Einheit verlassen hatte, um die Verluste in Tarin Kwot auszugleichen, hatte er die wenigen persönlichen Gegenstände von sich mitgenommen. Eine Handvoll Bücher, etwas Süßkram und drei Bilder, die er zwischen den Seiten eines der Bücher verborgen hielt. Eines seiner Geschwister beim Herumalbern am Strand, eines seiner Eltern in ihrem Garten in Jabehill und eines von Carolin. Jakob wusste selbst nicht, wieso er es noch immer aufbewahrte.
    Sein Blick fiel auf eine unscheinbare Mappe, die auf seinem Kop fkissen lag. Er klappte sie auf, ohne sie anzuheben und stöhnte genervt. Ein offiziell wirkendes Schriftstück, Schulterklappen und Ärmelreverse machten ihm klar, dass dies hier offensichtlich eine schmucklose Beförderung für seinen aufopferungsvollen Einsatz fürs Vaterland war. Jakob verzog das Gesicht, klappte die Mappe wieder zu und ließ sie in seinem Nachtschrank verschwinden. „Sergeant Atwood.“
    Jakob hatte den Dienstgrad nur leise ausgesprochen und war sich nicht sicher, ob er sich über die Anerkennung freuen oder über die zusätzliche Verantwortung besorgt sein sollte. Seine Gedanken wu rden von Connor unterbrochen, der durch den Eingang des Zeltes trat. Er hatte die Sonne in seinem Rücken und so erkannte Jakob nur schemenhaft das vertraute Lächeln auf seinem Gesicht.
    „Jay, seit wann bist du wieder da?“
    „Seit gerade eben!“ Er zeigte auf seine noch nicht verstaute Ausrüstung, stand auf und umarmte Connor kurz.
    „Tut wirklich gut, dich wieder hier zu haben.“
    Jakob nickte. „Tut gut, wieder hier zu sein!“
    Connor setzte sich mit einem Ächzen auf sein Bett und öffnete die bereits halb geleerte Flasche Cola. „Wie war es zuhause?“
    Außer einem Schulterzucken erwiderte Jakob nichts und begann stattdessen, seine Ausrüstung zu verstauen.
    „Du warst doch zuhause?“
    „Zählen Telefonanrufe bei meiner Großmutter?“ Er hörte, wie Connor die Luft einsog.
    „Du bist echt ein Mistkerl!“
    Jakob blickte auf und schaute ihn verärgert an. „Wieso?“
    „Wieso? Das hast du jetzt nicht wirklich gefragt, oder? Hast du mal an deine Familie gedacht?“
    „Glaub mir, es ist besser so!“
    „Ach ja? Da bin ich anderer

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