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Stille Seele (German Edition)

Stille Seele (German Edition)

Titel: Stille Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Lastella
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und blinzelte in die Morgendämmerung. Er setzte sich auf dem Beifahrersitz zurecht und blickte sich um. Jede Menge Wald, staubige Straßen und ein kleiner Ort, der eher die Bezeichnung Ansammlung verdiente. Fragend wan dte Jakob sich zu Peter um. „Wo sind wir?“
    „Peysville, Vorort von Winnipeg. Du wolltest nach Norden. Von hier aus fährt ein Zug weiter ins nördliche Manitoba. Jede Meile, die ich dich jetzt noch mitnehme, entfernst du dich weiter von deinem Ziel.“ Er deutete auf ein grünes Schild, das irgendwie überdimensi oniert wirkte und auf dem in weißen Buchstaben die genaue Entfernung nach Winnipeg angegeben war. Dann machte er eine Kopfbewegung in Richtung der wenigen Häuser. „Hier gibt es einen Bahnhof, ‘ne Bank, ein kleines Motel und ein echt gutes Diner!“ Er lächelte freundlich und reagierte nicht auf Jakobs skeptischen Blick.
    Wie viele Einwohner mochte das Städtchen haben? Jakob hatte das Gefühl, dass mit den von Peter aufgezählten Gebäuden bereits das gesamte Städtchen benannt worden war. Er seufzte leise. „Darf ich dich noch auf einen Kaffee einladen?“
    Peter schüttelte den Kopf und zeigte auf den Deckel seiner Thermoskanne, in dem schwarzer Kaffee dampfte.
    „Danke nochmals. Du hast mir wirklich geholfen!“ Umständlich und mit steifen Gliedern packte Jakob seinen Matschsack und die Reisetasche und kletterte aus dem Führerhaus. Er warf die Tür zu und nur Sekunden später blieb nichts außer einer überdimensionierten Staubwolke von dem Laster zurück. Jakob kniff die Augen zusammen und schütze sich damit vor den unbarmherzigen Staubkörnern, die ihm die Tränen in die Augen trieben, und zog fröstelnd die Schultern hoch. Es war früh am Morgen und auch deshalb noch kalt, aber der Klim aunterschied zum südlichen Teil Kanadas war ebenfalls deutlich zu spüren. Die Luft war klarer, frisch, die Temperaturen empfindlich kalt, und die vielen Laubbäume waren vermehrten Nadelbäumen gewichen. Die Veränderung der Umgebung beruhigte Jakob etwas. Er war ein gutes Stück weit von der Grenze weg gekommen und hatte damit genug Distanz zwischen sich und seine Vergangenheit gebracht, um neu anzufangen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    20. Juli 2005, Peysville, Vorort von Winnipeg, Manitoba
     
     
    Jakob weigerte sich, die Tatsachen zu akzeptieren. Verbissen kniff er die Lippen zusammen und wischte sich unruhig die Hände an den Oberschenkeln ab, bevor er seine Karte erneut in den Automaten schob, seine Geheimzahl und die gewünschte Summe eintippte und resigniert die Augen schloss. Wieder dasselbe Resultat. Summe nicht verfügbar. Die Anzeige blinkte hektisch. Dann gab der Automat ein Piepsen von sich und ein roter Hinweis erschien: Ihre Karte wird aus Sicherheitsgründen eingezogen!
    „Nein, nein, nein!“ Jakob schmiss seine Taschen auf den Boden und versuchte verzweifelt, das Ende der Karte zu erwischen, aber der Automat zog unbarmherzig an seinem Ende der Karte und gewann das ungleiche Duell. Jakob gab ihm einen wütenden Fußtritt.
    „Was soll das denn, verdammte Scheiße?“ Er blickte sich um und warf einer neugierig gewordenen, alten Dame einen grimmigen Blick zu, der sie dazu brachte, die Straßenseite zu wechseln und leise vor sich hinmurmelnd das Weite zu suchen.
    Unschlüssig starrte Jakob einen Moment in den Himmel und stemmte seine Hände dabei in die Hüften. Sein Atem bildete kleine Dampfwolken in der morgendlichen Kälte. „Also gut!“ Jakob raffte seine Sachen zusammen und betrat den Schalterraum.
    Ein junger Mann in Pauls Alter sah von seinem Schreibtisch auf und bewegte sich dann flink zum Schalterfenster. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
    „Das will ich hoffen. Ihr Automat hat nämlich gerade meine Karte gefrühstückt.“
    Die Augenbraue des Mannes schnellte kurz nach oben und das eben noch freundliche Gesicht wurde kaum merklich kühler. „Ihr Konto ist gedeckt?“
    „Ja, ist es!“ Jakob erwiderte unbeeindruckt seinen forschenden Blick. „Hören Sie, ich bin im Urlaub hier und auf dem Konto müssten um die zehntausend Dollar sein. Wie kann das sein, dass Ihr Automat meine Karte schluckt und Sie mich ansehen, als würde ich Sie ausrauben wollen?“ Jakob legte all seine Autorität in die Stimme. Eines der Dinge, die man in der Army lernt. Menschen reagieren immer auf Autorität. Meistens devot und untergeben oder mit gleichstarker Aggression, aber eine Reaktion ist einem sicher.
    Der Bankangestellte

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