Stille Tage in Clichy
Specht heraus, beugte sich herunter und küßte ihn. Das ging offenbar ein bißchen zu weit. Jetzt kam der Geschäftsführer angesegelt und erklärte, so könnten wir uns hier nicht benehmen, sonst müßten wir verschwinden. Über die Mädchen schien er sich nicht weiter zu ärgern, er schimpfte bloß mit ihnen wie mit unartigen Kindern.
Wir wollten auf der Stelle gehen, aber Adrienne bestand darauf, daß wir bis Lokalschluß blieben. Sie sagte, sie wolle mit uns nach Hause kommen.
Als wir schließlich ein Taxi anhielten und uns hineinzwängten, entdeckten wir, daß wir zu fünft waren. Carl war dafür, eines der Mädchen hinauszubefördern, konnte sich aber nicht schlüssig werden, welches. Unterwegs ließen wir anhalten, um ein paar belegte Brote, etwas Käse und Oliven sowie ein paar Flaschen Wein zu kaufen.
«Sie werden enttäuscht sein, wenn sie sehen, wie wenig Geld wir noch haben», meinte Carl.
«Um so besser», sagte ich, «vielleicht hauen sie dann alle ab. Ich bin müde. Ich würde jetzt gern baden und mich in die Klappe hauen.»
Zu Hause zog ich mich sofort aus und ließ das Badewasser einlaufen. Die Mädchen waren in der Küche und deckten den Tisch. Ich war gerade in die "Wanne gestiegen und seifte mich ab, als Adrienne und eines der anderen Mädchen ins Badezimmer kamen. Sie wollten auch baden. Adrienne schlüpfte schnell aus ihren Sachen und zu mir in die Wanne. Die andere zog sich auch aus und stellte sich neben die Wanne. Adrienne und ich saßen einander mit verschlungenen Beinen gegenüber. Die andere beugte sich über die Wanne und spielte an mir herum. Ich legte mich in das köstlich heiße Wasser zurück und ließ sie mit ihren seifigen Fingern meinen Piephahn zwirbeln. Adrienne spielte mit ihrer Möse, als wollte sie sagen: Na schön, spiel du nur ein Weilchen mit dem Ding, wenn die Zeit gekommen ist, werde ich es mir schon schnappen.
Plötzlich waren wir zu dritt in der Wanne, ein belegtes Brot in der einen und ein Glas Wein in der anderen Hand. Carl hatte beschlossen, sich zu rasieren. Sein Mädchen saß auf dem Rand des Bidets, plauderte und kaute ihr belegtes Brot. Sie verschwand einen Augenblick und kam mit einer vollen Flasche Rotwein zurück, den sie uns über den Nacken goß. Das seifige Wasser nahm rasch die Färbung von Permanganat an.
Inzwischen war ich zu allem aufgelegt. Da ich das Bedürfnis hatte, Wasser zu lassen, schiffte ich in aller Ruhe. Die Mädchen waren entsetzt. Anscheinend hatte ich etwas Unsittliches getan. Plötzlich wurden sie mißtrauisch. Würden wir sie auch bezahlen? Wenn ja, wieviel? Als Carl ihnen vergnügt mitteilte, er habe noch neun Francs zu verteilen, gab es einen Aufruhr. Dann kamen sie zu dem Schluß, daß wir nur scherzten — es war nur wieder so ein schlechter Scherz, wie in die Badewanne zu pinkeln. Aber nein, wir blieben dabei, daß wir es ernst meinten. Sie schimpften los, so etwas wäre ihnen noch nie vorgekommen. Das wäre einfach unglaublich, ungeheuerlich.
«Sie sind zwei dreckige Hunnen», sagte eines der Mädchen. «Nein, Engländer . Perverse Engländer», meinte eine andere.
Adrienne versuchte sie zu beschwichtigen. Sie sagte, sie kenne uns seit langem, und wir hätten uns ihr gegenüber immer wie Gentlemen benommen — eine Feststellung, die recht befremdlich für meine Ohren klang, wenn ich an die Art unserer Beziehungen dachte. Das Wort ‹Gentlemen› bedeutete jedoch nicht mehr, als daß wir immer in bar für ihre kleinen Dienstleistungen gezahlt hatten.
Verzweifelt versuchte sie die Situation zu retten. Ich konnte fast hören, wie sie nachdachte.
«Könnt ihr ihnen denn nicht wenigstens einen Scheck geben?» bettelte sie.
Carl brach in Lachen aus. Er wollte gerade sagen, daß wir kein Scheckbuch hätten, als ich ihm ins Wort fiel: «Klar, das ist eine gute Idee... wir werden jeder von euch einen Scheck geben, wie wäre das?» Ich ging ohne ein weiteres Wort in Carls Zimmer und kramte ein altes Scheckbuch von ihm heraus. Ich brachte ihm seinen schönen Parker und reichte ihn ihm.
In diesem Augenblick entfaltete Carl seine ganze Gerissenheit. Indem er so tat, als sei er ärgerlich auf mich, daß ich sein Scheckbuch hervorgeholt und mich in seine Angelegenheiten gemischt hatte, sagte er: «So machst du es immer.» (Auf französisch natürlich, ihretwegen.) «Immer bin ich derjenige, der für diesen Quatsch bezahlen muß. Warum schreibst du keine Schecks aus?»
Ich antwortete so verschämt wie möglich, daß mein Konto
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