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Stilles Echo

Stilles Echo

Titel: Stilles Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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herauszufinden , woher die Männer gekommen waren.
    Schließlich erreichten sie das Wirtshaus. Monk bestellte, ohne daß ihm bewußt geworden wäre, daß er es für sie beide getan hatte, und Hester zog eine kaum merkliche Grimasse, aber sie unterbrach ihn nicht, es sei denn, um eine Erklärung zu bitten, wenn er etwas ausließ oder sich zu irgendeinem Thema zu vage ausdrückte.
    »Ich werde sie finden«, kam er schließlich mit harter, unbarmherziger Festigkeit zum Ende. »Ob Vida Hopgood mich dafür bezahlt oder nicht. Ich werde sie aufhalten, und ich werde weiß Gott dafür sorgen, daß sie ihren Preis bezahlen, ob ihnen nun die Gerechtigkeit des Gesetzes oder die der Strafe zuteil wird.« Er wartete einen Augenblick, weil er halb damit rechnete, daß Hester mit ihm streiten würde, daß sie ihm die Heiligkeit des zivilisierten Gesetzes predigen und ihn vor dem Abstieg in die Barbarei warnen würde, falls man sich vom Gesetz abwandte, aus welchem Grund auch immer und wie groß die Provokation auch sein mochte.
    Aber Hester ließ mehrere Augenblicke in nachdenklichem Schweigen vergehen, bevor sie antwortete.
    Um sie herum hörte man allenthalben das Klirren von Geschirr, Stimmengewirr und Gelächter. Der Geruch von Essen und Bier und feuchter Wolle erfüllten die Luft. Das Licht glitzerte auf den Gläsern und spiegelte sich auf Gesichtern, weißen Männerhemden und den hellen Platten wider.
    »Der junge Mann, den ich zur Zeit pflege, ist in St. Giles halbtot geprügelt worden«, sagte sie nach einer ganzen Weile.
    »Sein Vater ist totgeschlagen worden.« Sie sah Monk an. »Sind Sie wirklich sicher, daß Sie den richtigen Mann bekommen können? Wenn Sie einen Fehler begehen, läßt sich das nicht wieder gutmachen. Das Gesetz wird die Schuldigen bestrafen, wenn Beweise gegen sie vorliegen, Beweise, die abgewogen und gegeneinander gehalten werden, und jemand wird zu ihrer Verteidigung sprechen. Wenn es nach dem Gesetz der Straße geht, wird es nicht mehr als eine Hinrichtung geben. Sind Sie darauf vorbereitet, Ankläger, Verteidiger und Geschworener gleichzeitig zu sein und die Opfer richten zu lassen?«
    »Was, wenn die einzige Alternative Freiheit ist?« fragte er.
    »Nicht nur die Freiheit, all die Freuden und Schönheiten des Lebens zu genießen, ohne für vergangenes Unrecht die Verantwortung tragen zu müssen. Sondern die Freiheit, weiterhin Unrecht zu begehen, neue Opfer zu schaffen, immer weiter und weiter, bis jemand ermordet wird, vielleicht eine von den ganz jungen Frauen, vielleicht ein zwölf oder vierzehn Jahre altes Mädchen, das zu schwach ist, um sich überhaupt zu wehren?« Er sah sie durchdringend an und begegnete einem klaren Blick. »Ich kann mich der Verantwortung nicht entziehen. Ich bin ein Geschworener dieses Gerichts, ganz gleich, wozu ich mich entscheide. Auch eine Unterlassung ist ein Urteil. Einfach weiterzugehen, auf die andere Seite überzuwechseln, auch das ist eine Entscheidung.«
    »Ich weiß«, pflichtete Hester ihm bei. »Die Gerechtigkeit mag blind sein, aber das Gesetz ist es nicht. Es sieht, wann und wen es will, weil es von Leuten angewandt wird, die sehen, wann und wen sie wollen.« Sie runzelte die Stirn.
    Endlich schnitt er das Thema an, das unausgesprochen zwischen ihnen stand. Er wußte es, und er glaubte, daß sie es auch wußte. Bei jedem anderen hätte er den Augenblick einfach verstreichen lassen. Die Frage war zu heikel, und die Wahrscheinlichkeit, daß sie schmerzlich sein würde, war nur allzu groß. Bei Hester war es fast dasselbe, ob er einen Gedanken für sich behielt oder ihn aussprach.
    »Sie sind sicher, daß es nicht Ihr junger Mann und sein Vater oder seine Freunde gewesen sein können? Erzählen Sie mir von ihm.«
    Wieder ließ sie einige Sekunden verstreichen, bevor sie antwortete.
    »Nein, ich bin mir nicht sicher«, sagte sie so leise, daß Monk sich vorbeugen mußte, um sie überhaupt verstehen zu können. Er ließ den letzten Rest seines Essens unbeachtet auf dem Teller liegen. »Evan ist mit der Aufklärung des Falls betraut. Ich nehme an, das wissen Sie. Er konnte bisher noch nicht herausfinden, was die beiden eigentlich in St. Giles getan haben. Es ist unwahrscheinlich, daß es sich dabei um etwas handelt, wofür sie unsere Bewunderung verdient hätten.« Hester zögerte, und die Bekümmerung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, daß Rhys Duff etwas Derartiges tun würde. Nicht freiwillig jedenfalls, nicht mit

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