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Stimmen aus dem Nichts

Stimmen aus dem Nichts

Titel: Stimmen aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Minninger
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fuhren nach Hause. Auch Justus verließ den Wohnwagen und schlenderte über den Schrottplatz. Durch das Küchenfenster konnte er Tante Mathilda beobachten, die damit beschäftigt war, den Abendbrottisch zu decken. Missmutig betrat er die Wohnung und setzte sich stumm an den Küchentisch. Der Erste Detektiv erwartete, von seiner redseligen Tante in ein Gespräch verwickelt zu werden, doch diesmal irrte er sich. Abwesend goss sie den Tee in die bereitstehenden Tassen und rief nach Onkel Titus, der im Badezimmer versuchte, seine Hände vom klebrigen Öl zu befreien, mit dem er beim Auswechseln des Motors seines Lastwagens in Berührung gekommen war. Mit einem halbwegs zufriedenstellenden Ergebnis trottete Justus’ Onkel schließlich in die Küche und blickte seine Frau liebevoll an. »Nun«, fragte er. »Hat sich Emily wieder erholt?«
    Tante Mathilda seufzte tief. »Erholt wäre übertrieben, aber ich denke, wir sollten über etwas anderes reden. Zumindest bei Tisch.«
    Justus wurde hellhörig. »Wovon sprecht ihr?«
    Onkel Titus warf Tante Mathilda einen viel sagenden Blick zu. »Unser Neffe ist alt genug.«
    »Jetzt macht ihr mich aber wirklich neugierig. Was ist denn mit Emily?« Justus konnte sich an Tante Mathildas Freundin gut erinnern. Seit vielen Jahren verband sie eine innige Freundschaft mit Emily, die in Lake Tahoe als Haushälterin des berühmten Spieleverlegers Michael Oames beschäftigt war. Vor einiger Zeit war Tante Mathilda für ihre Freundin eingesprungen, da Emily wegen eines schweren Unfalls im Krankenhaus gelegen hatte.
    »Als die Ärzte Emily damals untersuchten, stellten sie bei ihr eine weitaus schlimmere Krankheit fest, als die ohnehin schon schweren Knochenbrüche.« Tante Mathilda machte eine Pause, dann ergänzte sie: »Die Diagnose war Krebs. Ein bösartiger Tumor im Unterleib. Und wenn du mich jetzt fragst, wieso ich nicht mit dir darüber gesprochen habe, Justus, kann ich dir nur sagen, dass dies auf ausdrücklichen Wunsch von Emily geschah. Sie wollte niemanden damit belasten. Selbst mich nicht. Doch dann entschied sie sich zum Glück anders.«
    »Wozu entschied sie sich?«
    Tane Mathilda rührte optimistisch mit dem Löffel in ihrer Teetasse. »Es gibt da gewisse Chancen, diese Krankheit zu besiegen, und eine davon ist, dass sich Emily neben den wirklich unangenehmen Chemotherapien zusätzlich einer Gesprächstherapie unterzieht.«
    »Das bedeutet«, erklärte Onkel Titus, »dass neben der medizinischen Hilfe zusätzlich noch eine psychische Hilfe zur Unterstützung angeboten wird. Die Gewissheit, dass der eigene Körper von möglicherweise tödlichen Geschwüren befallen ist, wirft viele Menschen aus ihrem seelischen Gleichgewicht. Urplötzlich sehen sie sich mit dem Tod konfrontiert, obwohl sie kurz zuvor noch das blühende Leben selbst waren.«
    »Ganz recht«, fügte Tante Mathilda hinzu. »Die Gesprächstherapie ermöglicht es einem Patienten, seine Krankheit anzunehmen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Er lernt beispielsweise den Krebs als eine Tatsache zu sehen und dem Leben trotzdem noch etwas Positives abzugewinnen. Was den Kranken zu diesem Zeitpunkt meist schier unmöglich erscheint.«
    Tante Mathilda suchte krampfhaft nach einfacheren Worten. »Was ich damit sagen will, ist, dass der stark mitgenommene seelische Zustand eines Menschen vom Therapeuten wieder hergerichtet werden muss, um die Heilung im Körper zu unterstützen. Ich werde es dir an einem Beispiel erklären. Wenn du morgen eine schwierige Klassenarbeit schreiben müsstest und du vor lauter Prüfungsangst Durchfall bekämst, solltest du dir, neben den Kohletabletten, die du einnimmst, sagen, dass deine Angst vor den scheinbar unlösbaren Prüfungsfragen nur hinderlich ist. Und zwar für deinen Körper und deinen Geist. Sprich stattdessen mit mir oder deinen Freunden darüber.«
    »Wenn du selbst nicht betroffen bist, Tante, sagt sich das sehr leicht. Es ist immer einfacher, die Sorgen anderer philosophisch zu betrachten als die eigenen«, erwiderte Justus und erinnerte sich recht deutlich an seine Schweißausbrüche, die er vor und während des letzten Sportwettkampfes erlitten hatte, an dem er unfreiwillig teilnehmen musste.
    Doch Tante Mathilda fuhr unbeirrt fort. »Natürlich lässt sich eine Klassenarbeit nicht mit einer schwerwiegenden Krankheit vergleichen. Aber im Grunde geht es hier um die gleiche Sache. Einem Menschen während einer harten Phase gut zuzureden, wirkt oft Wunder. Man muss sich mit

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