Stimmen aus dem Nichts
gar nicht zulassen will.«
»Das lässt sich aber auf alles im Leben übertragen, Madam«, entgegnete Justus. »Mir liegt es zwar fern, mich intellektuell mit ihren Ansichten zu messen, aber es ist doch so, dass wir Menschen uns alle ›Scheibe für Scheibe‹ vorantasten. Ob wir nun ein Buch lesen, eine Diskussion führen oder für den Geschichtsunterricht pauken müssen. Wenn Sie unseren zwischenmenschlichen Umgang sinnbildlich tatsächlich mit dem Aufschneiden einer Salami vergleichen, versteht sich.«
Peter war hinsichtlich Justus’ Statement verblüfft und bemerkte, dass Mrs Holligans anfängliche Ablehnung zu schwinden schien. Doch ehe er an Justus’ Meinung anknüpfen konnte, erklang ein schrilles, ohrenbetäubendes Klirren aus dem Haus. Mrs Holligans Augen weiteten sich entsetzt, ehe sie schlagartig herumfuhr und die Treppe hinaufblickte, von wo das Geräusch gekommen war. Dann blickte sie die drei Detektive flehend und hilflos an. »Ihr müsst mir helfen. . . bitte! Metzla ist zurückgekehrt!« Ihre Stimme zitterte. »Sie will mich umbringen!«
Dem Wahnsinn nahe
Geistesgegenwärtig trat Mrs Holligan einen Schritt zur Seite und wies Justus, Bob und Peter mit einer Handbewegung den Weg zum oberen Geschoss. Die drei stürmten die Treppe hinauf und sahen schon von weitem die Bescherung. Die Tür zu einem Raum, der rundherum mit prall gefüllten Bücherregalen ausgestattet war, stand offen. Glitzernde Glassplitter lagen über den gesamten Teppich verstreut und die Gardine vor dem Fenster flatterte im Luftzug, der durch die zerstörte Scheibe hereinwehte. Justus eilte zum Fenster und überblickte schnell das Gelände. Weit und breit war niemand zu sehen: keine Gestalt, die in der eher kargen Bepflanzung Deckung suchte, und auch kein Auto, das sich mit heulendem Motor aus dem Staub machte. Peter sah sich in der Bibliothek aufmerksam um. Er suchte den gesamten Boden nach einem Gegenstand ab, mit dem die Scheibe zerstört worden sein könnte. Doch er fand nichts.
Mrs Holligan war den drei ??? gefolgt und betrat nun zögernd ihre Bibliothek. Mit verdattertem Gesichtsausdruck blickte der Erste Detektiv die alte Dame an. Er wusste in diesem Moment nicht, wie er reagieren sollte.
»Wir. . . wir sollten den Glaser verständigen«, gab er verlegen von sich.
»Das ist alles, was dir dazu einfällt, Erster?« Erneut ließ der Zweite Detektiv seine Augen über den Boden gleiten. »Wo ist der Stein oder was auch immer es war, mit dem der Unbekannte die Scheibe zertrümmert hat? Kann mir das dein Superhirn mal erklären?«
Die Glasscherben knirschten unter ihren Schuhen, als Mrs Holligan zu Justus ans Fenster trat. »Es gibt keine logische Erklärung für diese Dinge«, bemerkte sie. Doch sie schien von ihren Worten nicht ganz überzeugt zu sein.
»Daran glauben wir aber nicht, Mrs Holligan«, erwiderte Bob. »Auch wenn es vorläufig den Anschein hat.«
»Die Theorie, dass sich der Unbekannte hier im Haus aufhält, können wir jedenfalls streichen«, sprach Justus seine Überlegung aus. »Denn dann wäre die Scheibe nach außen gesplittert. Die Scherben liegen aber hier im Raum.«
Bob trat an die Wand und deutete auf zwei hölzerne Klappen, die mit metallenen Griffen versehen waren. »Ist das ein Speisenaufzug, Mrs Holligan?«
»Ganz recht«, antwortete die alte Dame. »Genauer gesagt, das war ein Speisenaufzug. Der Vorbesitzer des Hauses hat ihn stillgelegt, da er nicht mehr funktionstüchtig war. Und ich brauche so einen Schnickschnack nicht. Viel wichtiger jedoch erscheint mir die Frage, weshalb. . .« Weiter kam Mrs Holligan nicht, denn plötzlich fuhr Justus zusammen, legte seinen Finger an die Lippen und ermahnte die anderen still zu sein.
Ein eigenartiges Quietschen war zu hören, es rumorte und summte. Wieder zuckte Mrs Holligan ängstlich zusammen. »Das. . . das ist der Speisenaufzug«, presste sie hervor. »Aber das gibt es doch nicht!«
»Schnell, Kollegen«, zischte Justus. »Runter in die Küche!« Der Erste Detektiv hechtete aus der Bibliothek und übersprang, dichtgefolgt von Peter und Bob, beim Hinablaufen der Treppe mehrere Stufen gleichzeitig. Unten angekommen, riss er instinktiv die Tür zur Küche auf und starrte fassungslos in den Fahrkorb des geöffneten Speisenaufzuges. Er war leer!
»Kollegen, was geht hier ab?« Irritiert ließ Justus seinen Blick durch die Küche wandern. »Hier ist niemand! Es muss aber doch jemand den Aufzug in Bewegung gesetzt haben! Hätte er die Küche
Weitere Kostenlose Bücher