Stimmen aus dem Nichts
Kollege«, lobte Justus. »Und deshalb werden wir uns Mrs Holligan noch einmal zur Brust nehmen. Und das am besten gleich. Außerdem sollten wir zu einem weiteren Kernpunkt vordringen.«
»Und der wäre?«, fragte Bob.
»Das Testament von Abigail Holligan. Wenn wir den Fall wirklich aufklären wollen, wird der alten Dame gar nichts anderes übrig bleiben, als es uns vorzulegen.«
Peter hatte keinen blassen Schimmer. »Wozu das?«
»Ganz einfach«, erklärte Justus. »Die Frau ist vermögend. Irgendjemand spekuliert da auf ihr Vermögen. Da bin ich mir absolut sicher. Und wir müssen uns einen Überblick verschaffen, inwiefern das mit der Tumorstiftung geregelt ist. Vielleicht klafft da irgendeine Gesetzeslücke, die der Unbekannte nutzen will.«
»Mrs Holligans Sohn, der urplötzlich wieder aufgetaucht ist, könnte dahinter stecken.« Bob überlegte fieberhaft. »Wie ist das eigentlich? Hätte der eigentlich ein Anrecht auf das Erbe?«
»Eine interessante Überlegung. Doch bevor wir uns weiter in Spekulationen verrennen, schlage ich vor, Mrs Holligan aufzusuchen. Ich rufe sie jetzt an und frage, ob wir gleich vorbeikommen können.«
»Nur zu.« Bob reichte Justus das Telefon. »Hoffentlich ist sie auch zu Hause.«
Justus schaltete den Verstärker ein, wählte und vernahm das Rufzeichen. »Das werden wir gleich wissen.«
Es knackte in der Leitung. Dann hörten die drei Detektive ein heftiges Atmen, bevor Mrs Holligan hysterisch in den Hörer schrie. »Verschwinde aus meinem Leben! Hörst Du? Du sollst endlich verschwinden!« Sie schluchzte und schien am Ende ihrer Kräfte zu sein.
Justus reagierte sofort. »Mrs Holligan!«, rief er. »Wir sind’s, die drei Detektive! War das wieder die Stimme ihrer Schwester? Hat Sie wieder jemand angerufen?«
Mrs Holligan antwortete etwas. Jedoch konnten sie nichts verstehen, da ihre Sätze in Tränen und Schluchzen untergingen. Es klang so verzweifelt, dass sich Peters Nackenhaare aufrichteten.
Justus rief Mrs Holligan jedoch zur Vernunft. »Reißen Sie sich zusammen! Bitte! Wir sind gleich bei Ihnen. Sagen Sie uns nur: Was ist vorgefallen?«
Die alte Dame atmete noch immer heftig. Doch dann fing sie sich und stammelte: »Das. . . das Telefon hat geklingelt. . . und dieses Mal. . . dieses Mal hörte ich ihre Stimme aus dem Apparat, bevor ich den Hörer überhaupt abgenommen hatte!«
Die Schirmherrin
Die drei ??? untersuchten das Telefon und das Beistelltischchen, auf dem der Apparat stand. Doch nirgends war ein versteckter Lautsprecher oder eine sonstige Installation zu finden, die erklärt hätte, wie Metzla Holligans Stimme in das Wohnzimmer ihrer Schwester gelangen konnte. Die alte Dame sank auf der Couch zusammen und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihre Brust. Sie sah arg mitgenommen aus. Peter hatte inzwischen in der Küche Tee zubereitet und reichte Mrs Holligan nun den dampfenden Becher, während sich Justus im Schneidersitz vor das Sofa setzte und mit seinen Fragen begann.
»Wir haben drei Verdächtige, Madam, und ich würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten, dass sich eine der Personen als Täter herausstellt, wenn Sie uns die Informationen geben, die wir noch benötigen.«
»Drei Verdächtige?«, wiederholte die alte Dame ungläubig. »Wen meint ihr damit?«
»Person Nummer eins wäre Ihr langjähriger Freund Richard, dem Sie dieses Haus hier abgekauft haben.«
Erregt richtete sich Mrs Holligan auf und griff in ihre grauen zerzausten Haare. »Sucht euch gefälligst einen anderen Sündenbock!« Mit einem Satz streifte sie die Wolldecke von ihren Knien und rutschte in die bereitstehenden Pantoffeln. »Richards Charakter bleibt unangetastet! Er wäre der Letzte, der mir solch einen Schaden zufügen würde. Ich bin mir zwar nicht im Klaren darüber, was ihr unter Freundschaft versteht, doch wenn ich jemanden als ›Freund‹ bezeichne, könnt ihr ihn getrost von eurer Verdächtigenliste streichen. Und damit basta!«
Erschrocken sahen sich die drei Detektive an. Das impulsive Aufbegehren der alten Dame war so unerwartet gekommen, dass Peter sogar befürchtete, im nächsten Moment wieder vor die Tür gesetzt zu werden. Doch ebenso schnell, wie Mrs Holligan die Fassung verloren hatte, beruhigte sie sich wieder. »Was für ein Motiv sollte er auch haben?«, fragte sie und setzte den Becher an ihre Lippen.
»Offen gestanden wirft diese Frage bei all unseren Verdächtigen Rätsel auf«, fuhr Justus unbeirrt fort. »Denn
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