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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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fünf Minuten länger brennen ließe. Also praktisch zu vernachlässigen. Viel wirksamer als ein Blitzverbot ist die sorgfältige Einstellung der Beleuchtung im Museum.

Blondinen sind vom Aussterben bedroht
    Stimmt nicht. «In 200   Jahren wird das letzte hellhaarige Mädchen zur Welt kommen. Irgendwo in Finnland», meldete 2002 die Boulevardpresse. Müssen Männer sich auf eine Welt ohne Blondinen einstellen? Zum Glück war die Meldung völlig aus der Luft gegriffen.
    Es stimmt, dass die blonde Haarfarbe rezessiv vererbt wird. Das bedeutet: Ein Kind, das von seinen Eltern je ein Gen für schwarze und eines für blonde Haare erhält, bekommt dunkles Haar. Damit ist das «blonde Gen» aber nicht verschwunden, sondern wird in der nächsten Generation mit einer Wahrscheinlichkeit von 50   Prozent weitervererbt. So können auch die Kinder von zwei dunkelhaarigen Eltern blond sein. Rezessive Gene gehen nicht verloren, wenn sie keinen evolutionären Nachteil darstellen – und das kann man über die blonden Haare nun wirklich nicht sagen.
    Mit dem Aussterben der Blonden ist also vorerst nicht zu rechnen, aber wahr ist, dass ihre Zahl zurückgeht. Das liegt an der zunehmenden Wanderungsfreudigkeit der Menschen und der damit verbundenen Durchmischung: Früher lebten die etwa zehn Prozent Blonden in den nordischen Ländern vorwiegend unter sich, und das Blond-Gen hatte bessere Chancen, sich durchzusetzen. Heute paaren sich zunehmend Menschen unterschiedlicher Haut- und Haarfarbe – und deshalb kommen die blonden Erbanlagen seltener zur Ausprägung als früher.

    [Bild vergrößern]

Der Bremsweg von Supertankern beträgt über 50   Kilometer
    Stimmt nicht. Die Trägheit des Tankers beim Manövrieren und Bremsen ist ja sprichwörtlich, und der Volksmund neigt, wie wir wissen, zu Übertreibungen. Und sicherlich wird die Weisheit auch in so manchem Managementseminar zur Illustration der Unbeweglichkeit großer Organisationen verwendet.
    Kapitän Michael Oberländer, der sich beim Germanischen Lloyd speziell mit Schiffssicherheit beschäftigt, rückt die Sache gerade: Es gibt eine Bestimmung der internationalen Schifffahrtsorganisation IMO, nach der jeder Tanker bei der Probefahrt nachweisen muss, dass er innerhalb von 15   Schiffslängen zum Stehen kommt, wenn der «Gashebel», der bei Schiffen Maschinentelegraf genannt wird, von «voll voraus» auf «voll zurück» gestellt wird. Bei sehr großen Schiffen kann der Flaggenstaat eine Stoppstrecke von bis zu 20   Schiffslängen genehmigen. Für 30 0-Meter -Supertanker heißt das also: Der Bremsweg ist höchstens sechs Kilometer lang. Das ist allerdings immer noch eine ziemlich lange Strecke.
    Allerdings ist diese Art zu bremsen kein Standardmanöver. Das Schiff würde dabei nämlich nicht «in der Spur» bleiben, sondern allmählich von der Kurslinie abweichen. Außerdem gibt es – jedenfalls wenn genügend Platz ist, also auf offener See – eine effektivere Methode, den Zusammenstoß mit einem Hindernis zu vermeiden: Man wirft das Ruder herum. Der Wendekreis eines Tankers liegt nämlich bei maximal fünf Schiffslängen. Der Kapitän muss also keinesfalls tatenlos zusehen, wenn vor ihm ein Eisberg oder ein anderes Hindernis auftaucht.

In Brötchen befand sich früher ein Zusatz, der aus den Haaren von Chinesen gewonnen wurde
    Stimmt. Es klingt unglaublich, aber bis vor einigen Jahren musste der deutsche Verbraucher tatsächlich befürchten, dass sein knuspriges Frühstücksbrötchen Stoffe enthielt, die aus asiatischem Menschenhaar gewonnen wurden (wenn auch nicht, wie eine Boulevardzeitung das einmal überhöhte, aus den «Schamhaaren thailändischer Prostituierter»). Genauer gesagt, geht es um das sogenannte Cystein, eine Aminosäure, die den Teig geschmeidiger macht – es hat also nichts mit dem Aroma zu tun, wie manchmal behauptet wird. Cystein kann man aus Tier- und Menschenhaaren gewinnen, und die Importhaare aus Indien oder China waren eben billiger als heimische Ware. Auf 100   Kilogramm Mehl gibt man etwa ein Gramm der Substanz.
    Chemisch ist dagegen nichts einzuwenden. Cystein kann man auf natürliche und synthetische Weise herstellen, es ist immer der gleiche Stoff. Aber unappetitlich klingt es schon – man will ja auch kein Wasser trinken, das aus Urin destilliert wurde, auch wenn es chemisch rein ist (um ein drastisches Beispiel zu nennen). Als die Sache mit den Haaren bekannt wurde, verpflichteten sich daher die deutschen Backmittelhersteller, auf den

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