Stimmt's?
tatsächlich knapp 2200 Meter «höher». Das gilt übrigens auch für eine Menge anderer Andengipfel, aber auch für den afrikanischen Kilimandscharo.
Nach allen irdischen Maßstäben aber bleibt der Mount Everest der König der Berge, etwa was dünne Höhenluft anbetrifft. Und würde man eine Wasserleitung zwischen beiden Gipfeln verlegen, so flösse das Wasser bergab zum Chimborazo. Theoretisch zumindest.
Es gibt übrigens noch einen dritten Gipfel, von dem man sagt, er sei der höchste Berg der Erde: der Mauna Kea auf Hawaii. Er ist der Berg, bei dem der größte Höhenunterschied zwischen seinem Fuß und seiner Spitze besteht. Nämlich etwa 9750 Meter – gemessen vom Meeresboden aus.
Die Chinesische Mauer kann man vom Mond aus mit bloßem Auge erkennen
Stimmt nicht. Das Gerücht stammt aus der Zeit der ersten Mondlandungen. Die Apollo-Astronauten, heißt es, hätten ehrfürchtig zu ihrem Heimatplaneten aufgeschaut und mit Erstaunen nicht nur Meere und Kontinente, sondern auch – als einzige vom Menschen gemachte Struktur – die Chinesische Mauer erkennen können.
Schon eine kurze Überschlagsrechnung macht die Abstrusität dieser Behauptung klar: Zwar sieht die Erdscheibe, vom Mond herbetrachtet, größer aus als der Mond von der Erde her, aber sie lässt sich immer noch bequem durch eine mit dem ausgestreckten Arm gehaltene Münze abdecken. Und auf einem so kleinen Scheibchen soll man eine Mauer erkennen können, die zwar über 6000 Kilometer lang, aber nur zwölf Meter breit ist?
Das geht nicht. Und der Apollo-1 1-Astronaut Buzz Aldrin, der 1969 als zweiter Mensch seinen Fuß auf den Mondboden setzte, hat es auch gar nicht versucht: «Der Astronaut kann nicht nach der Chinesischen Mauer Ausschau halten, ebenso wenig wie er in der Lage ist, über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Er ist auf seinen Job konzentriert – und der besteht darin, nicht über das Fernsehkabel zu stolpern.»
Während also der Versuch zum Scheitern verurteilt ist, menschliche Bauwerke von der 384 000 Kilometer entfernten Mondoberfläche aus mit bloßem Auge zu erspähen, können die Astronauten des Space Shuttle und der Raumstation «Mir» durchaus Spuren der Zivilisation erkennen. Sie umkreisen den Globus nämlich nur in wenige hundert Kilometer Höhe und haben dabei einen prächtigen Ausblick auf die Erdoberfläche. Dabei können sie etwa städtische Ballungsräume, Straßen und Felder ausmachen. «Wir erkennen deutlich, wie die Menschen die Oberfläche des Planeten verändern», berichtet der Shuttle-Astronaut Jeffrey Hoffman. Und wenn das Sonnenlicht aus dem richtigen Winkel einfällt, ist auch die Große Mauer in China zu sehen.
Nachtrag: Manchmal ist die Mauer aus dem All sogar besser zu erkennen als vom Boden aus. Am 3. Mai 1996 berichtete die Zeitschrift
Science
, dass es mit Hilfe eines Radarsatelliten gelungen sei, alte Reste der Chinesischen Mauer zu entdecken, die in einer Wüstenregion von Sand verschüttet worden waren.
«Die Mauer ist in einem so verfallenen Zustand», wird der Nasa-Forscher J. J. Plaut zitiert, «dass man sie nicht finden würde, wenn man nicht wüsste, wo man zu suchen hat.»
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Winston Churchill hat gesagt: «Ich glaube nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe»
Stimmt nicht. «Ich glaube nur an Zitate, die ich selbst erfunden habe», möchte ich fast sagen. Hier haben wir jedenfalls mal wieder eines, das mit großer Wahrscheinlichkeit falsch ist, sich jedenfalls nicht belegen lässt. In diesem Fall kann man noch nicht einmal sagen, dass es «gut erfunden» wäre.
Werner Barke, ein Mitarbeiter des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg, forscht seit Jahren dem angeblichen Churchill-Zitat hinterher, wohl auch, weil es an der Berufsehre der Statistiker kratzt. Und er hat einiges herausgefunden: Während der Ausspruch bei uns häufig und gern zitiert wird, ist er den Engländern gänzlich unbekannt. Wen Barke auch fragte: Das Statistische Amt von Großbritannien, die Redaktion der
Times
– niemand kannte ihn.
Das ist natürlich seltsam und deutet auf eine deutsche Quelle hin. Barke machte sie im Reichspropagandaministerium der Nazizeit aus. Denn im Zweiten Weltkrieg fand neben der realen auch eine publizistische Schlacht zwischen Deutschland und England statt. Joseph Goebbels wies die Zeitungen mehrmals an, die englische Presse und insbesondere Churchill als Lügner hinzustellen, die mit falschen Zahlen über Bomben und Opfer
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