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Stimmt's?

Stimmt's?

Titel: Stimmt's? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Drösser
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haben die Inkas sogar deshalb damit begonnen, Chili in ihre Speisen zu mischen. Ägypter, Griechen und Römer haben Senf verwendet, um Fleisch haltbarer zu machen.
    Dass das keine Legende ist, haben auch wissenschaftliche Untersuchungenergeben. Im Jahr 2002 machte ein Team um Pedro Roncales von der spanischen Universität von Saragossa einen Versuch mit Rinderhack: Acht Portionen Burger-Fleisch, jeweils mit unterschiedlichen Mengen von Paprikapulver und Cayennepfeffer versetzt, ließ man bei 20   Grad vor sich hin gammeln. Während das unbehandelte Fleisch sich vier Tage hielt (und auch da wird der Verzehr schon einer Mutprobe gleichgekommen sein), blieb das gewürzte Fleisch bis zu 16   Tage lang genießbar – sowohl mit süßem als auch beim scharfen Pulver.
    Daraus lässt sich schließen: Offenbar haben schädliche Mikroorganismen eine Abneigung gegen scharfe Gewürze. Und weil Chili, Pfeffer und Paprika sogenannte Antioxidantien enthalten, verzögern sie auch das Verderben des Fleisches durch Oxidation.
    Eine ähnliche Wirkung kann man offenbar schon beim lebenden Tier erzielen: Mit Chili gefütterte Hühner (Vögel haben offenbar keine Sensoren für dessen Schärfe) infizierten sich in einem Versuch der Virginia Tech University (USA) nur halb so oft mit Salmonellen wie normal ernährte.

Glas ist nicht fest, es fließt – wie alte Kirchenfenster beweisen, die unten dicker sind als oben
    Stimmt nicht. Vielleicht rührt die Legende daher, dass selbst Wissenschaftler Glas manchmal als «eine Flüssigkeit» beschreiben, «die die Fähigkeit zu fließen verloren hat» – so C.   Austin Angell in einem
Science -
Artikel. Aber das ist eine eher philosophische Bemerkung und hat mit den physikalischen Eigenschaften von Glas herzlich wenig zu tun.
    Unsere Unterscheidung der Aggregatzustände geht auf die alten Griechen, etwa Aristoteles, zurück. Einfach, wie das Weltbild damalswar, unterschied man drei Zustandsformen der Materie: fest, flüssig und gasförmig. Wasser ist ein Beispiel für eine Substanz, die (unter normalen Bedingungen) saubere «Phasenübergänge» demonstriert: Bei ganz bestimmten Temperaturen (die vom Umgebungsdruck abhängen) wechselt es seinen Aggregatzustand. Jeder Phasenübergang ist mit einer sprunghaften Veränderung der physikalischen Eigenschaften verbunden – Wasser ist entweder gefroren oder flüssig, es gibt keinen «weichen» Übergang. Das liegt daran, dass festes Wasser Kristalle bildet, und diese Struktur ist entweder vorhanden oder nicht.
    Heute ist die Einteilung der Aggregatzustände ziemlich obsolet. Es gibt zu viele Stoffe, die in diese klaren Kategorien nicht hineinpassen, etwa Gele, Polymere, Flüssigkristalle, Kolloide – und eben auch Gläser. Glas bildet sich auf folgende Weise: Eine flüssige Schmelze wird immer tiefer abgekühlt, bis unter ihren Schmelzpunkt. Dann ist sie eine sogenannte unterkühlte Flüssigkeit. Die Viskosität (also die Zähigkeit) steigt immer weiter an, und schließlich erstarrt der Brei zu Glas – einem «amorphen Festkörper». Amorph deshalb, weil die Moleküle in einer zufälligen, unregelmäßigen Struktur eingefroren werden.
    Es gibt weder eine definierte Temperatur, bei der dieser Übergang geschieht, noch eine sprunghafte Veränderung der Eigenschaften. Es ist, für die Physikkenner, ein «Phasenübergang zweiter Ordnung». Für den Laien reicht es zu wissen, dass tatsächlich ein Übergang stattfindet – die Vorstellung, es sei eine «sehr, sehr langsam fließende Flüssigkeit», ist falsch.
    Was heißt eigentlich flüssig? Bei Flüssigkeiten ist die Verformung proportional zur einwirkenden Kraft. Auch kleine Kräfte, etwa das eigene Gewicht, haben über große Zeiträume auch große Wirkungen. Bei Festkörpern, seien es kristalline oder amorphe, ist eine Mindestkraft erforderlich, um die Moleküle aus ihrer Ordnung zu lösen. Genau das ist bei Glas der Fall: Unterhalb einer gewissen Temperatur, die von der genauen Zusammensetzung abhängig ist und irgendwozwischen 300 und 600   Grad Celsius liegt, zerspringt es eher, als dass sich die Moleküle frei gegeneinander verschieben.
    Dass die Vorstellung vom fließenden Glas irrig ist, zeigt das Beispiel von Teleskoplinsen. Es gibt sehr große Teleskope, von denen einige schon über hundert Jahre alt sind. Wären diese auch nur um Bruchteile von Millimetern «zerflossen», so wären sie heute völlig unbrauchbar. Das ist aber nicht der Fall.
    Wohl kann sich Glas elastisch verbiegen – das

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