Stimmt's?
einer Testnacht zu Hause ein Schlaftagebuch zu führen und dabei zu schätzen, wie lange sie zum Einschlafen brauchten. Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt: Die einen sollten sich lebendige Bilder von einer angenehmen Situation vorstellen, etwa eine Urlaubsszene am Strand. Die zweite Gruppe bekam die unspezifische Anweisung, «sich abzulenken», zwei davon gaben nachher an, sie hätten gezählt. Und die Testpersonen der dritten Gruppe sollten einschlafen wie gewöhnlich.
Das Ergebnis: Die Testschläfer der ersten Gruppe schliefen 20 Minuten schneller ein als sonst (wohlgemerkt: Das war ihre subjektive Einschätzung). Die Forscherinnen interpretierten das so, dass das Gehirn durch die angenehmen bewegten Bilder so stark beschäftigt wird, dass die quälenden, kreisenden Gedanken keine Chance haben. Bei den beiden anderen Gruppen war keine Verbesserung festzustellen, im Gegenteil.
Kann man sich das Schäfchenzählen also genauso gut sparen? Abgesehen von der dünnen Datenlage: Die einzige Schlussfolgerung, die man aus der Untersuchung ziehen könnte, ist die, dass abstraktes Zählen allein nicht reicht – wenn schon Schäfchen, dann sollte man sie durch eine schöne, möglichst detailreiche Landschaft hüpfen lassen.
Eine Pistole mit Schalldämpfer macht «plopp»
Stimmt nicht. Dass es Filmregisseure mit der Physik nicht so genau nehmen, habe ich schon öfters bemängelt – seien es die Autos, die bei jedem Unfall explodieren (Seite 35), oder die Kommissare, die eine Probe vom beschlagnahmten Kokain im Selbstversuch testen (Seite 182). Und auch das leise «Plopp», das eine schallgedämpfte Waffe angeblich macht, ist eine Kinofiktion.
Der Knall, der bei einem Pistolen- oder Gewehrschuss entsteht, hat mehrere Ursachen: Zunächst explodiert das Schießpulver in der Patrone, wenn es gezündet wird. Heiße Gase breiten sich aus und treiben mit ihrem Druck die Kugel durch den Lauf. Wenn die aus der Mündung austritt wie ein Korken aus einer Champagnerflasche, können die Gase sich schlagartig ausdehnen – zweiter Knall. Weil die meisten Projektile die Waffe mit Überschallgeschwindigkeit verlassen, gibt es noch den Überschallknall der fliegenden Kugel.
Ein Schalldämpfer beeinflusst nur Knall Nummer zwei, indem er mit einem ausgeklügelten System von Luftkammern die Gase dazu bringt, sich kontrolliert auszudehnen. Auf die beiden anderen Schallquellen hat er keinen Einfluss. In Zahlen ausgedrückt: Der Schall wird um etwa 30 Dezibel (dB) reduziert. Das ist eine ganze Menge, aber es macht aus einem Knall von 150 dB, der Menschen ertauben lassen kann, ein Geräusch, das immer noch dieselbe Größenordnung hat wie der Lärm einer Disco. Definitiv kein «Plopp»!
Der Schalldämpfer wurde auch nicht erfunden, um andere Menschen unbemerkt umbringen zu können. Wenn ihn zum Beispiel Sondereinsatzkommandos verwenden, dann geht es auch nicht darum, sich vor dem Gegner zu verbergen. Es sollen vor allem die Ohren der Schützen geschont werden, wenn sie in geschlossenen Räumen ihre wahrhaft ohrenbetäubenden Schüsse abgeben.
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Ein Schatten kann schneller sein als das Licht
Stimmt. Machen wir ein Gedankenexperiment: Um eine helle Lampe lässt man mit einer mechanischen Konstruktion eine kleine, kreisförmige Scheibe mit einer Umdrehung pro Sekunde rotieren. Das Scheibchen wirft einen Schatten, der mit der Entfernung immer größer wird. Aber auch seine Geschwindigkeit wächst mit der Entfernung. Eine Leinwand, die in einem Abstand von zehn Metern aufgestellt ist, überstreicht der Schatten mit einer Geschwindigkeit von etwa 63 Metern pro Sekunde. Ist die Lampe hell genug, um bis zum Mond zu strahlen (unrealistisch, aber nicht prinzipiell unmöglich), so bewegt sich der Schatten auf der Mondoberfläche rechnerisch mit 2,4 Millionen Kilometern pro Sekunde – und das ist die achtfache Lichtgeschwindigkeit.
Muss sich nun Einstein im Grab umdrehen, der doch gesagt hat, dass nichts schneller sein kann als das Licht? Einstein bezog sich auf Materie und Energie, also Dinge, die aus Elementarteilchen bestehen. Die würden bei Lichtgeschwindigkeit eine unendliche Masse bekommen. Ein Schatten ist aber nicht «etwas», sondern die Abwesenheit von Licht. Hier wird nichts bewegt und beschleunigt, daher gibt es auch keinen Widerspruch zur Relativitätstheorie.
Ja, mag man einwenden, und wie ist es, wenn man das Experiment variiert und statt des Schattens den Lichtpunkt eines Laserpointers
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