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Stirb leise, mein Engel

Stirb leise, mein Engel

Titel: Stirb leise, mein Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Götz
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ZYANKALI-MÖRDER EIN SERIENTÄTER ? , las er.
    »Das steht sogar groß an jedem Verkaufskasten. Nur zu übersehen, wenn man mit Scheuklappen durch die Gegend fährt.«
    Scheuklappen hatte Sascha heute zwar keine aufgehabt, aber nachdem er wieder nur ein paar Stunden geschlafen hatte, war es für ihn schon eine Leistung gewesen, auf dem Fahrrad nicht einzuschlafen.
    »Und was steht drin?«
    »Lies selbst.« Sie streckte ihm die Zeitung hin. »Kannste haben. Ist eh geklaut.«
    Er hob abwehrend die Hände. »Bloß nicht. Wenn meine Mutter erfährt, dass ich Diebesgut besitze, nimmt sie mich sofort fest. Ich lese nachher online.«
    »Hattet ihr Zoff?«
    Er zog die Brauen hoch. »Oh ja.«
    »Hast du deshalb heute Morgen nicht auf mich gewartet? Ich dachte schon, ich hätte was falsch gemacht.«
    »Du doch nicht. – Fahren wir.«
     
    DIE WOHNUNGSTÜR WAR nicht abgeschlossen, sondern nur zugezogen.
    »Scheiße«, flüsterte Sascha Joy über die Schulter hinweg zu, »meine Mutter ist da.« Als er die Tür leise aufschob, hörten sie schon ihre Stimme.
    »Ich weiß auch nicht, wer da mal wieder sein Maul nicht halten konnte.« Sie telefonierte anscheinend und war nicht gut drauf. Joy wollte verschwinden, doch Sascha hielt sie fest und legte gleichzeitig den Finger über die Lippen.
    »Wenn ich den erwische«, schimpfte seine Mutter unterdessen weiter, »der kann in Zukunft Knöllchen schreiben in Hinterbutzbach. … Ja, das weiß ich auch. … Lass uns mit der PK noch warten, frühestens übermorgen, würde ich sagen. Vielleicht haben wir ihn ja bis dann. Schon was von Androsch? … Das gibt’s doch nicht. Der muss doch irgendwo sein. Wenn der da bloß nicht noch tiefer drin hängt und sich verdünnisiert hat. … Ich esse noch rasch was, dann fahr ich los. Ach ja, und wenn du Sedlmayer siehst, dann sag ihm, dass er mir die Bluse zahlen muss, wenn der Fleck in der Reinigung nicht rausgeht. Das gute Stück ist zwar alt, aber es hat Liebhaberwert. … Bis gleich.«
    Anscheinend war das Gespräch beendet. Sascha drückte die Wohnungstür ins Schloss, so unüberhörbar, dass seine Mutter glauben musste, er käme erst jetzt nach Hause.
    »Sascha?«
    »Und Joy!«, rief Joy.
    Seine Mutter trat in die Tür. Sie sah nicht nur Sascha, sondern auch Joy streng an, sagte aber nichts. Grüßte nicht einmal, sondern verschwand gleich wieder. In einem Schulterholster über dem Sweatshirt trug sie ihre Dienstwaffe. Sascha und Joy folgten ihr in die Küche, wo sie sich gerade zwei Brote schmierte.
    »Sieht echt geil aus, Frau Schmidt.«
    »Was?«
    »Na, Sie mit der Waffe da.«
    »
Geil
findest du das, so, so.«
    Joy presste die Lippen aufeinander. Sascha stieß sie mit dem Ellbogen sanft an. Besser, sie sagte jetzt nichts mehr. Wenn seine Mutter schlechte Laune hatte, war sie selbst wie eine gefährliche Waffe, und sie konnte beim geringsten Anlass losgehen.
    »Eine Waffe zu tragen, ist weder cool noch geil, sondern einfach nur unbequem. Ich trag das Ding nur, weil ich muss.« Sie biss in eines der mit Käse und Schinken belegten Brote. »Bin nur auf der Durchreise«, sagte sie kauend zu Sascha. »Ein Kollege hat mir in der Kantine die Bluse versaut, und es war auch noch mein Essen. Oh, schon so spät.« Sie schnappte sich das zweite Brot und verließ die Küche. Ihre Schlüssel klimperten. Dann ein Moment Stille. Zwei Sekunden später stand sie noch einmal in der Küchentür. »Macht ja keine Dummheiten, ihr beiden!«
    »Keine Dummheiten«, wiederholte Joy, »versprochen. Nur wilden Sex.«
    Saschas Mutter sah sie an wie eine Idiotin und schüttelte den Kopf. »Du warst auch schon witziger.«
    Sascha atmete auf, als die Wohnungstür endlich hinter ihr ins Schloss fiel. »Musst du so einen Scheiß reden?«, schnauzte er Joy an. »Sie ist auch so schon ätzend genug.«
    Joy zuckte die Achseln. »Sorry, aber wenn jemand so von oben herab zu mir ist, kann ich einfach nicht anders. Das ist ein Reflex bei mir. Dabei war das mein voller Ernst. Die Waffe steht ihr wirklich.«
    Sascha sagte nichts, sondern ging voraus in sein Zimmer, setzte sich an den Schreibtisch und schaltete den Laptop ein. Ihm wollte nicht aus dem Kopf gehen, was seine Mutter am Telefon gesagt hatte. Anscheinend konnten sie Androsch nicht finden. Wieso suchten sie ihn überhaupt? Und wieso hielten sie es für möglich, dass er sich abgesetzt haben könnte? Warum sollte er das tun? Er hatte ja nichts verbrochen. Oder?
    Als der Laptop hochgefahren war, startete Sascha den

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