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Stoff für viele Leichen

Stoff für viele Leichen

Titel: Stoff für viele Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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vielleicht schon länger als eine
Ewigkeit nichts mehr miteinander zu tun.“
    „Möglich...“
    Er stand auf, seine Wundertüte unterm Arm:
    „Und was den Vorfall im Bistro betrifft...“
    „...hab ich Ihnen alles gesagt. Alles abgehakt.“
    Er zuckte die Achseln:
    „Gut. Tut mir trotzdem nicht leid, daß ich
gekommen bin. Gibt nichts Besseres, als sich mit einem Verrückten zu
unterhalten, um wieder zur Vernunft zu kommen.“
    „Hab ich Ihnen etwa einen Tip gegeben, ohne es
zu wollen?“
    „Überhaupt nicht. Nur den, daß ich mich zu sehr
auf Péronnet versteift habe.“
    Als er weg war, mußte ich mir den Schweiß von
der Stirn wischen. Lächelnd sagte ich zu Hélène:
    „Uff! Ein dicker Hund ist unsere Katze...“
    „Bedient, hm?“
    „Restlos. Gehen wir essen. Beim Dessert käuen
wir das Ganze wider...“
     
    * * *
     
    „Reboul hat recht“, sagte ich beim
Kirschdessert, „’ne komische Geschichte. Also: Lévyberg wird erpreßt. Nennen
wir’s mal so. Er gibt eine Anzeige für diesen ,Marceau’ auf. Der verabredet
sich mit meiner verstellten Stimme mit ihm in dem Bistro in der Rue Beauregard.
Lévyberg gibt die Verabredung an den Privatdetektiv weiter, den er engagiert
hat, auch wenn er das Gegenteil behauptet. Wir müssen unbedingt rauskriegen, wer
das ist. Ich dachte erst, das wär nicht nötig, aber jetzt bin ich anderer
Meinung. Reboul ist im Augenblick auf der Jagd nach Informationen über
Lévyberg. Sobald er damit fertig ist, müssen wir ihn darauf ansetzen...“
    Hélène kam ihrer Aufgabe als Sekretärin nach und
notierte die Anweisungen.
    „Weiter. Der Privatdetektiv schickt einen seiner
Mitarbeiter zu der Verabredung: Dolivet. Der ruft im Puff an, daß keiner da
ist...“
    „Könnten Sie nicht ein anderes Wort gebrauchen?“
protestierte Hélène.
    „Hören Sie, mein Schatz. In meinem Kopf dreht
sich sowieso schon alles. Jetzt auch noch übersetzen. Also gut, sagen wir: im
Dingsbums. Er ruft im Dingsbums an.“
    Ich wartete auf eine Eingebung.
    „Und dann?“
    „Dann? ...Äh...äh...Er geht zu Lemeunier, um ihn
umzulegen. Leuchtet ein, hm?“ lachte ich säuerlich. „Also, mir ist bei dem
Ganzen nur eins klar: Lévyberg hat Pech gehabt. Was ihm passiert ist, passiert
nur alle Jubeljahre einmal. Aber an dem Tag standen die Sterne wohl ungünstig.
Um sich gegen die Erpresser zu schützen oder mit ihnen zu verhandeln, hat er
sich an eben diese Erpresser gewandt. Bei einem anderen Namen würd ich sagen:
typisch französisch. Fazit: steht alles auf genauso wackligen Beinen wie die
Leichen von Lemeunier und Dolivet..
    „Sie sollten was Besseres finden“, sagte Hélène.
    „Werd’s versuchen. Ich...Himmel, Arsch und
Zwirn! ...“
    Vor Aufregung schluckte ich eine Kirsche runter,
die ich im Mund hin und her gedreht hatte, um mein Gehirn in Gang zu bringen.
    „...Herrgott im Himmel! Nehmen wir mal an, so
gewagt und verrückt das auch klingt, Lemeunier, Dolivet und sein Chef machen
gemeinsame Sache, was Lévyberg betrifft. Mein Telefonanruf, angeblich von
,Marceau’, hat einen schweren Stein ins Rollen gebracht. Sie mußten sich
fragen, wer sich da einmischte. Der entlassene Flic streckt erst mal die Fühler
in der Rue Beauregard aus... ins Leere. Sein Chef in der Rue de la Lune
vermutet einen Trick von Lemeunier. Mitten in der Nacht fahren sie hin.
Stürmische Debatte. Der Erpresser kommt in dem Sturm um. Dolivet ist schwerverletzt.
Man bringt ihn ins Dingsbums. Dort kratzt er ab. Trauer im Freudenhaus. Sie
kamen wohl gerade von ihrem kleinen Ausflug wieder, als ich weggehen wollte.
Der Portier hatte sicher mitgeholfen, den Sterbenden in ein Zimmer zu bringen,
wegen des Blutflecks auf seinem Hemd. Danach haben sie ihn zu zweit in einen
Wagen gesetzt, was ich als blindes Huhn mitgekriegt hab, um ihn später auf die
Baustelle am Square Louvois zu werfen. Die Flics fanden die Mordwaffe und Geld
bei ihm. Das sollte sie auf eine falsche Fährte locken.“
    „Und jetzt sieht das blinde Huhn klarer?“
    „Klar ist vielleicht etwas übertrieben.
Jedenfalls nicht mehr ganz so blind. Hélène, wir müssen rauskriegen, für wen
Dolivet gearbeitet hat. Die Dokumente, mit denen Lévyberg erpreßt wird, sind
nicht mehr bei Lemeunier. Auch nicht bei dem rausgeschmissenen Flic. Dolivets
Chef hat sie.“
    „Und wenn Péronnet Dolivets Chef war?“
    „Ich bitte Sie! Sie haben schon denselben Tick
wie Faroux. Paßt gar nicht zu Ihrem hübschen Gesichtchen... Vielleicht kann ich
von Marion was

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