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Stoff für viele Leichen

Stoff für viele Leichen

Titel: Stoff für viele Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Flic, jedenfalls sehen das viele so. Bin zwar nicht
stolz drauf, aber so ist es nun mal. Und Polizistenmord, das wird teuer.“
    „Während der Mord an so einer Marion...“
    „Das ist nicht dasselbe. Verstehn Sie mich nicht
falsch: Für mich ist eine Nutte soviel wert wie ein Flic... eher noch mehr.
Aber Richter denken anders.“
    „Die Mörder kriegen einen Orden, wenn man sie
faßt?“
    „Das nicht gerade... hm... ja, irgendetwas
stimmt da noch nicht. Aber ich komm ja auch gerade erst aus dem Wochenbett. Da
kann man nicht zuviel verlangen. Jedenfalls, was Lévyberg betrifft, halt ich
meine Theorie aufrecht.“
    „Weil sich die Polizei nach Ihren Enthüllungen
auf ihn gestürzt hätte?“
    „Ja. Und weil es seinem Geschäft schaden würde,
wenn er in so was verwickelt wär, ich sag’s nochmal. Ist doch ganz einfach.“
    „Aber die Rue de la Lune?“
    „Was ist damit?“
    „Hätten Sie bei der Polizei auch die Rue de la
Lune erwähnt?“
    „Natürlich!“
    „Hätte das nicht auch deren Geschäft geschadet? Auch
wenn’s nur eine ganz kleine Durchsuchung gegeben hätte?“
    „Die hätte es sowieso gegeben. Die Sitte wird
schon rauskriegen, daß Marion dort gearbeitet hat. Das haben die sicher mit
einkalkuliert. Sie können ja hingehen und im Puff nach Madame Joseph fragen —
falls diese ehrenwerte Dame überhaupt existiert. Ist jetzt alles sauber,
jungfräulich...äh...jedenfalls was die Indizien betrifft, so jungfräulich, daß
ich nicht die geringste Lust habe, selbst hinzugehen. Schließlich hab ich keine
Zeit zu verlieren. Nein, Hélène. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Rue
de la Lune und der Rue des Jeûneurs. Der Puff steht auf weniger wackligen Füßen
als die Firma Berglevy, Groß- und Einzelhandel, Stoffe aller Art, Transporte,
Spinnerei. Von Lévyberg wäre das dumm gewesen. Von den Chevaliers de la Lune aber nicht.“
    „Vielleicht haben Sie recht.“
    „Natürlich hab ich recht! ... Genauso wie ich
mit der Behauptung recht habe, daß die mich nur für kurze Zeit ausschalten
wollten, wobei gleichzeitig ein Mädchen dran glauben mußte, die sie verpfeifen
konnte. Mein Verhalten gegenüber den Flics und die Konsequenzen für meine
Klienten — darum haben sich die Herren einen Dreck gekümmert. Hauptsache, ich
wär für ein paar Tage im Knast, bevor ich meine Unschuld beweisen könnte. Dann
hätten sie die Möglichkeit, in aller Ruhe vorzugehen. Das Ding soll wohl in den
nächsten Tagen gedreht werden. Dafür brauchen sie freie Hand.“
    „Und diese freie Hand wird jetzt vielleicht von
den Polizisten gefesselt.“
    „Bestimmt nicht, denn dann hätten sie sich
anders verhalten. Vor den Flics haben sie keine Angst, sondern vor mir. Sie
überschätzen mich. Weiß der Teufel, worauf ich mich da eingelassen habe. Ich
will’s auch gar nicht wissen! Scheint ganz schön heiß zu sein. Schließlich werd
ich nicht dafür bezahlt, mir die Finger zu verbrennen.“
    „Hoffentlich überlegen Sie sich’s nicht wieder
anders.“
    „Ich wüßte nicht, warum. Aber wenn Dolivets
Chef, mein lieber Herr Kollege, mir diesen Streich gespielt hat, dann kann er
was erleben, so wahr ich Nestor heiße.“
    „Übrigens, ich hab Reboul und Zavatter mit der
Suche nach ihm beauftragt. Ihren Bericht über Lévyberg hab ich bekommen.“
    „Sehr gut. Geben Sie her.“
    Außer einigen Firmennamen, ein paar Adressen wie
der seiner eleganten Vorortwohnung und eines Landhauses erfuhr ich durch den
Bericht nichts Neues über René Lévyberg. Esthers Aussagen und das, was ich
bereits wußte, wurden lediglich bestätigt. Der Tuchhändler hatte eine wichtige
gesellschaftliche Stellung inne, wurde von seinesgleichen nicht gerade geliebt
und wollte eine Rolle im öffentlichen Leben spielen. Zu diesem Zweck versuchte
er, den Méridien zu
kaufen. Aber da gab es einen erbitterten Kampf, weil eine andere Gruppe (nähere
Angaben folgten) es auf die Zeitung abgesehen hatte. Privatleben: lebte von
seiner Frau getrennt. (Name und Adresse folgten, für alle Fälle.) Im Augenblick
keine Geliebte bekannt. Hatte er eine? Hatte er keine? Wenn nötig, würde Reboul
es rauskriegen. Nichts Neues also. Höchstens die Bestätigung, daß Lévyberg
immer weniger für den üblen Scherz in Frage kam, bei dem ich eigentlich Federn
lassen sollte. Er hätte dabei mehr Federn gelassen als ich.
    Ich steckte den Bericht ein. Dabei bemerkte ich,
daß ich noch immer den Wohnungsschlüssel von Marion und den Zettel mit ihrem
Namen mit mir

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