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Stoner: Roman (German Edition)

Stoner: Roman (German Edition)

Titel: Stoner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Williams
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die Schmach; und Stoner entledigte sich seiner Liebe bei diesen Gelegenheiten so rasch er nur konnte, hasste sich für seine Hast und bedauerte die Leidenschaft. Manchmal aber war sie noch halb betäubt vom Schlaf, blieb passiv und murmelte schläfrig vor sich hin, ob aus Protest oder Überraschung, hätte er nicht sagen können. Auf diese seltenen und unvorhersehbaren Momente freute er sich, erlaubte ihm ihre schlafbetäubte Nachgiebigkeit doch, sich einzureden, sie käme ihm irgendwie entgegen.
    Er konnte mit ihr auch nicht über das reden, was er für ihre Unzufriedenheit hielt. Wenn er es versuchte, hielt sie das von ihm Vorgebrachte für Überlegungen zu ihrer Person, ihrem Ungenügen, weshalb sie sich ihm so gereizt entzog, wie sie es auch oft tat, wenn er sie geliebt hatte. Er schrieb es seiner Unbeholfenheit zu, wenn sie sich derart distanzierte, und übernahm die Verantwortung für das, was sie empfand.
    Mit einer stillen, seiner Verzweiflung entspringenden Skrupellosigkeit versuchte er, ihr auf unterschiedliche Weise eine Freude zu machen. Er brachte ihr Geschenke mit, die sie gleichgültig annahm und dabei nur manchmal zaghaft auf die Kosten hinwies; er nahm sie auf Spaziergängen und zu Picknicks in den Wäldern rund um Columbia mit, doch wurde sie rasch müde und manchmal auch krank; er redetemit ihr über seine Arbeit so wie damals, als er noch um sie geworben hatte, allerdings zeigte sie dafür nur noch ein oberflächliches, nachsichtiges Interesse.
    Obwohl er wusste, wie schüchtern sie war, bestand er schließlich doch so behutsam wie nur möglich darauf, dass sie gelegentlich Gäste empfingen. Also veranstalteten sie einen zwanglosen Teenachmittag, zu dem einige der jüngeren Dozenten und Assistenzprofessoren aus dem Fachbereich eingeladen wurden; außerdem gaben sie mehrere kleine Dinnerpartys. Edith ließ sich auf keine Weise anmerken, ob sie damit zufrieden oder unzufrieden war, doch bereitete sie diese Treffen dermaßen fieberhaft und gründlich vor, dass sie beim Eintreffen der Gäste halb verrückt vor Erschöpfung und Entkräftung war, auch wenn dies außer William niemand bemerkte.
    Sie war eine gute Gastgeberin. Mit ihren Gästen unterhielt sie sich so entspannt und angeregt, dass William sie wie eine Fremde fand, und mit ihm selbst sprach sie bei diesen Gelegenheiten mit einer Vertrautheit und Zärtlichkeit, die ihn stets aufs Neue überraschte. Sie nannte ihn Willy, was ihn seltsam rührte. Und manchmal legte sie ihre zarte Hand auf seine Schulter.
    Doch sobald die Gäste gingen, fiel die Fassade und offenbarte ihre Erschöpfung. Bitter redete sie dann über die gegangenen Gäste, bildete sich obskure Beleidigungen und Kränkungen ein und zählte leise und verzweifelt auf, was sie für ihre eigenen, unverzeihlichen Mängel hielt. Still saß sie in dem Durcheinander, das die Gäste hinterlassen hatten, brütete vor sich hin, ließ sich auch nicht von William aus ihrer Apathie reißen und antwortete ihm nur kurz angebunden mit flacher, monotoner Stimme.
    Nur einmal zeigte die Fassade Risse, als die Gäste noch anwesend waren.
    Mehrere Monate nach Stoners und Ediths Heirat hatte sich Gordon Finch mit einer jungen Frau verlobt, die er während seiner Stationierung in New York zufällig kennengelernt hatte und deren Eltern in Columbia wohnten. Finch war die Dauerstelle des stellvertretenden Dekans eingeräumt worden, und man ging stillschweigend davon aus, dass er, sollte Josiah Claremont sterben, zu den Ersten gehörte, die für das Dekanat des Colleges infrage kamen. Ein wenig verspätet lud Stoner Finch und dessen Zukünftige zur Feier der Verlobung und der neuen Anstellung zum Abendessen ein.
    Sie kamen kurz vor Einbruch der Dämmerung an einem warmen Abend Ende Mai in einer neuen, glänzend schwarzen Limousine vorgefahren, die eine Reihe kleiner Explosionen von sich gab, als Finch sie gekonnt auf der Ziegelstraße vor Stoners Haus zum Stehen brachte. Er drückte auf die Hupe und winkte fröhlich, bis William und Edith die Stufen herunterkamen. Eine kleine dunkelhaarige Frau mit rundem, lächelndem Gesicht saß an seiner Seite.
    Er stellte sie als Caroline Wingate vor, und zu viert unterhielten sie sich einen Moment, während Finch ihr half, aus dem Wagen zu steigen.
    »Nun, wie gefällt er euch?«, fragte Finch und hieb mit der Faust auf den vorderen Kotflügel. »Ein Schmuckstück, nicht? Gehört Carolines Vater, aber ich denke daran, mir auch so einen anzuschaffen, damit …« Er

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