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Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Strange Angels: Verflucht: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili St. Crow
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stapelten sich in dem düsteren Gang. Günstig für einen Hinterhalt, vor allem da die Schatten sekündlich länger wurden. Die Eule flog einen kleinen Kreis über mir, dann segelte sie wieder voraus und um eine Kurve.
    Großartig! Eine uneinsehbare Biegung in einer Seitengasse. Dad hätte mir stumm befohlen, auf die Straße zurückzugehen und aufzupassen. Dann wäre er von Deckung zu Deckung gelaufen. Ich hingegen schlenderte einfach in der Mitte der Gasse geradeaus, als rollte ich auf Schienen.
    Winzige kleine Schneepunkte rieselten einzeln nach unten, so dass sich auf dem Boden lediglich ein ungeordnetes Pünktchenmuster bildete. Eine Windböe fuhr stöhnend durch die Gassenschlucht und trieb zischelnde Eisbröckchen über das glatte Pflaster. Ich steckte die rechte Hand in meine Tasche und berührte den kalten Griff des Springmessers. Meine Fingerspitzen waren inzwischen so kalt, dass sie nicht einmal mehr weh taten.
    Die Gasse verlief in einer L-Form, und an der Biegung türmte sich der Sperrmüll auf beiden Seiten. Ich blieb stehen, lugte um die Ecke und sah, dass dort zumindest noch etwas Tageslicht hinkam.
    Scheint okay zu sein. Ich blickte nach oben: keine Eule. Der Orangengeschmack verschwand, und es blieb nichts als die Kälte sowie das plötzliche ungute Gefühl, ich würde beobachtet.
    Ich schlich durch einen Spalt zwischen zwei Palettenstapeln und lief weiter. An diesem Ende lag zwar weniger Sperrmüll, dafür schien er älter, verrotteter – eine dunkelgraue Zeitung flatterte über etwas, das menschlich hätte gewesen sein können.
    Nervös duckte ich mich ein wenig, blickte genauer hin und erkannte, dass es sich um ein kaputtes Sofa handelte. Eine der überquellenden Mülltonnen in der Nähe zierten Eisblumen auf der außen festgefrorenen Kondenswasserschicht. Ich erschauderte bei dem Gedanken, was wohl in der Tonne sein mochte, und eilte an ihr vorbei, weil mir das Ende der Gasse auf einmal sehr viel heller erschien.
    Was es auch war. Ich musste sogar blinzeln, als ich den großen kahlen Platz erreichte, auf dem überall noch mehr Müll verteilt lag. Auf der gegenüberliegenden Seite schwankte ein kettenartiger Zaun träge im Wind, der mir seltsam bekannt vorkam. Und dort, auf der anderen Seite …
    Ich drehte mich einmal im Kreis. Ja, da waren die beiden dicht zusammenstehenden Gebäude, deren zerbrochene Fenster blind in die Kälte starrten. Lediglich der Winkel, aus dem ich sie gezeichnet hatte, war ein anderer gewesen. Nachdem ich mich vollständig um die eigene Achse gedreht hatte, blinzelte ich wieder zu dem Kettenzaun und stieß einen ungläubigen Seufzer aus. Mein Atem war lauter als das Rieseln des Schnees.
    Unser Truck stand hinter dem Zaun, unter einer dicken Schneedecke begraben, aber es war unverkennbar unser Wagen. Fegte man die Schneemassen herunter, war er blassblau, blau wie ein Sommerhimmel: die schönste Farbe der Welt.
    »Ich glaub’s nicht!«, hauchte ich. Die Lagerhäuser hinter mir duckten sich ächzend, als planten sie, jeden Moment aufzuspringen und in eine heiße Badewanne zu hüpfen.
    Ich ging zwei Schritte durch eine knietiefe Schneewehe. Der Wind schlug mir ins Gesicht, heulte unheimlich auf und befeuerte mich mit stechenden Eiskristallen. Meine Jeans war durchnässt, klebte unterhalb der Knie an meiner Haut, und meine Füße fühlte ich nicht mehr. Ich stemmte mich weiter voran, stolperte über etwas, das unter dem Schnee verborgen war, und fiel. Noch während ich mich mit beiden Händen abfing, betete ich, dass nichts Scharfkantiges unter der weichen weißen Decke stecken mochte.
    Klasse, Dru! Ich kämpfte mich wieder hoch und schüttelte mich wie ein Hund, um das pulvrige Zeug loszuwerden. Ehe ich fluchen konnte, schoss mir erneut dieser schneidende Schmerz durch den Kopf, den Nacken hinunter und über meinen malträtierten Rücken. Mit einem halberstickten kehligen Laut duckte ich mich und verschränkte meine Arme vor dem Bauch. Die Kälte brannte auf meinen Wangen.
    Mühsam zog ich mich in meinen Kopf zurück, ballte meine Konzentration. Derweil rannen mir Tränen über das Gesicht. Ich sprang auf, weil ich bemerkte, wie rapide es dunkel wurde.
    Schnell zum Truck! Das war Dads Stimme, beharrlich, aber ruhig. Lauf SOFORT zum Truck! Schnell, Dru! Lauf!
    Ich schaffte es, mich vollständig aufzurichten, torkelte allerdings eher, als dass ich lief, denn meine Füße waren so eisig, dass Rennen ausgeschlossen war. Trotzdem versuchte ich es. Im selben Moment hörte ich

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