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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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genug durch seine Beziehungen zur Regierung. Er gründete eine ›Gesellschaft zur Erschließung Brasiliens‹, verpflichtete sich, siebzehnhundert Arbeiter zu stellen, und übernahm den Straßenbau durch die Grüne Hölle von Roncador. Es war ein Milliardengeschäft, und Bolo stiftete der ›Leidenden Madre ‹ in der Kathedrale von Brasilia die dickste und größte Kerze, die Brasilien je gesehen hatte. Er ließ die Kerze in Rom ziehen und mit einer Prozession in die Kirche bringen. Sogar der Erzbischof schritt im Zug mit und segnete die Kerze mit Tränen in den Augen.
    Seitdem kümmerte sich das staatliche Bauamt nur noch um die Meldungen, die von Bolos Zentralbüro hereinkamen. Was auf den Baustellen geschah, war so weit weg und nur so mühevoll zu erreichen, daß Kontrollen höchst ungern vorgenommen wurden. Wichtig war allein: Die Straße wurde gebaut, sie wurde gut, die Bauzeit wurde nicht erheblich überschritten, und die Kosten blieben stabil. Auf Senhor Bolo konnte man sich verlassen.
    Und nun das! Revolution im Bauabschnitt V, an der vordersten Front gewissermaßen, bei den Trupps, die den Urwald rodeten, die sich in die Hölle aus Wald und Sumpf fraßen und im giftigen Atem des Dschungels umfielen wie Fliegen in einem vergasten Kasten. Die anderen Trupps, die ihnen folgten, den Untergrund planierten und die Fahrdecke gossen, hatten es leichter. Sie kamen in ein Land, das seine Gefährlichkeit verloren hatte. Die wilden Tiere waren geflüchtet, die Schlangen erschlagen, die Indiostämme in die Tiefe des unbekannten Landes vertrieben … Vor ihnen lag die lange, breite Schneise durch ein grünes, wogendes Meer.
    Links und rechts sahen sie die Gräber, bekreuzigten sich und starrten die Männer vom Vortrupp wie Geister an, wenn diese ein paar Tage Urlaub bekamen und nun von vorn, aus der Heimat des Teufels, zurückkehrten in das große Zentrallager. Sie glichen Gespenstern, die nur fraßen und soffen, schliefen, vor sich hinstarrten oder ihre sauer verdienten Cruzeiros bei den Huren ließen.
    Und alles – Essen und Trinken, die Häuser und die Betten, die Läden und die Huren – gehörte Senhor Bolo.
    »Ich habe einen Bericht an Hermano Bolo fertig«, sagte Karl Gebbhardt. »Zum Teufel, so geht es wirklich nicht weiter. Die armen Kerle leben ja wirklich nicht mehr wie Menschen, Areras! Ich habe neunundvierzig Fieberkranke, die sich kaum noch auf den Beinen halten können und trotzdem ihre zehn Stunden roden. Ich habe zweiunddreißig Verletzte, um die sich keiner kümmert. Ein einziger Sanitäter ist draußen, und der kann nicht einmal richtig verbinden. Den Alkohol für die Desinfektion hat er mit Wasser verdünnt und gesoffen.«
    »Weiß ich, weiß ich«, sagte Areras gleichgültig. »Aber wie wollen Sie das denn ändern? Mit Demonstrationen ist auch nichts zu retten. Ich habe mich genötigt gesehen, Schutz anzufordern. Brasilia schickt eine Polizeieinheit nach Ceres.«
    »Wollen Sie hier Mord und Totschlag?« schrie Gebbhardt. »Polizei! Sklavenarbeit unter Waffen! Was die Leute brauchen, ist nur das, was man ihnen bei der Einstellung versprochen hat: Feste Arbeitszeit, vollen Lohn, ein Minimum an Hygiene, keine durchlöcherten Zelte ohne Moskitonetze, sondern fahrbare Baubuden. Und die Verpflegung! Ißt Senhor Bolo drei Wochen lang Bohnen und ranziges Fett? Wenn sich die Leute nicht in selbstgebastelten Fallen Tiere fangen würden, hätten sie seit drei Monaten kein Fleisch mehr gesehen.«
    »Sind Sie hier der Boß, oder ich?« gab Areras anzüglich zurück. »Auffällig ist nur, daß der Aufstand der Kerle genau zu dem Zeitpunkt stattfindet, da alle anderen Ingenieure eine Besprechung in der Zentrale in Brasilia haben und nur Sie allein hier sind. Und warum brüllt man mich an?«
    »Das wissen Sie genau, Areras.« Gebbhardt trat ans Fenster und blickte hinaus. Die Arbeiter unter den armseligen Transparenten warteten noch immer, gläubig wie die Kinder, denen man eine Tüte Bonbons versprochen hat. Aber bekommen würden sie nur wieder Versprechungen und einen massiven Lohnabzug für diese verlorenen Stunden. Es war zum Kotzen!
    »Ich bin der technische Leiter«, sagte Gebbhardt, »aber in Ihren Händen liegt die gesamte Organisation. Ich habe dafür zu sorgen, daß die Arbeit richtig gemacht wird. Sie aber sind dafür da, daß man überhaupt arbeiten kann. Los, gehen Sie hinaus und erklären Sie den Arbeitern, warum das Essen und der Lohn nicht stimmen. Erklären Sie ihnen, warum sich niemand um die

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