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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sollte man jetzt noch sagen? Es war alles sinnlos … das Leben wie das Sterben.
    Der Schuß kam plötzlich, ohne vorherige Warnung. Dumpf hörten sie irgendwo den Abschuß, dann orgelte es hell durch die Luft und schlug zwischen dem Wall der aufgefahrenen Maschinen ein. Der grelle Knall des Aufschlags fiel mit dem nervenzerreißenden Kreischen berstenden Metalls zusammen.
    Norina sprang auf. Gebbhardt umschlang sie und hielt sie fest. Ihr nackter Körper straffte sich, und er spürte, wie sich ihre Muskeln unter seinen Fingern verhärteten. »Sie fangen an!« sagte sie.
    »Artillerie! Das war eine Granate, Norina. Was wollt ihr Wahnsinnigen denn gegen Panzergeschütze ausrichten? Sie schießen euch aus sicherer Entfernung zusammen.«
    »Aber nicht diese Barrikaden.«
    »Auch diese Barrikaden. Verdammt noch mal, sie haben doch Zeit. Sie werden euch mit Trommelfeuer eindecken. Sie werden Munition heranschaffen. Sie können euch eine Woche, einen Monat lang beschießen, bis die Gegend hier nur noch aus Granattrichtern besteht. Es bleibt euch kein Ausweg außer dem Tod.«
    »Dann werden wir eben sterben. Carlito, laß mich! Wenigstens angezogen will ich dabei sein.«
    Sie riß sich von ihm los, schlüpfte in ihre engen Jeans und die Feldbluse, die sie mit den Waffen empfangen hatte, band ihr langes schwarzes Haar auf dem Kopf zu einem Knoten zusammen und stülpte den Helm drüber. Dann holte sie ihre Maschinenpistole aus der Barackenecke und sah den noch immer nackt auf dem Bettrand hockenden Gebbhardt an.
    »Bleib hier«, sagte sie ruhig. »Auf dem Dach weht ein großes weißes Handtuch. Dr. Santaluz hat es aufstecken lassen, während wir uns liebten. Dir wird nichts geschehen. Aber komm nicht heraus.« Sie ging rückwärts zur Tür und schob die MP vor ihre Brust. »Carlito, bleib hier sitzen. Wenn du dich vorn an den Barrikaden blicken läßt, schieße ich dich ins Bein und lasse dich zurücktragen. Du sollst leben, Carlito. Leb wohl.«
    »Norina!« Sein Aufschrei hallte durch die enge Baubude, und er erschrak vor seiner eigenen Stimme. Er sprang auf, aber Norina hatte bereits die Tür aufgerissen und rannte davon. Die Schreie von Verwundeten waren zwischen den Detonationen zu hören. Der Boden zitterte, als zöge er sich frierend zusammen. Durch die offene Tür sah Gebbhardt, wie ein riesiger Urwaldbaum zerfetzt wurde, als eine Granate in halber Höhe seinen mächtigen Stamm traf und explodierte. Ein Regen aus Holz, Ästen und glühenden Splittern prasselte auf die Männer an den Barrikaden nieder.
    Die ersten Verwundeten und Toten wurden zu den Lazarettzelten getragen. Man behandelte die Verletzten nicht. Man legte sie nebeneinander auf den Boden, und dann rannten die Träger zurück zu den Sperren.
    Gebbhardt zog sich schnell an und wartete einen Moment ab, in dem die Granaten nicht in allzu dichter Folge einschlugen. Dann rannte auch er los, nahm einem Toten vor dem Lazarettzelt Helm und Maschinenpistole ab und hetzte zu den Barrikaden. Im Gewirr aus zerrissenem und verbogenem Stahl, das von dem großen Bagger übriggeblieben war, traf er auf Paulo Alegre. Er lag in einem flachen Granattrichter, unkenntlich vor Dreck – unverkennbar waren nur die gewaltigen Maße seines Körpers. An seiner Seite, klein und schmal, lag Alja. Gebbhardt plumpste neben Alegre in den Trichter und fiel in eine gelbliche Brühe.
    »Was wollen Sie denn hier, Senhor Carlos?« brüllte Alegre. »Machen Sie, daß Sie fortkommen!«
    »Wer befiehlt hier, Paulo?« schrie Gebbhardt zurück. »Wer ist der Chef der vorderen Baukolonnen?«
    »Es gibt keine Kolonnen mehr, es gibt nur noch Brasilianer. Das hier ist unsere Sache. Das geht euch Deutsche gar nichts an. Weg mit Ihnen … und nehmen Sie Alja mit. Das Weibsbild ist verrückt. Sie klebt an mir und läßt sich nicht abschütteln.«
    »Wagen Sie nicht, mich anzufassen, Senhor«, sagte Alja. Sie drehte sich etwas zur Seite. Ihr sonst so rührendes Kindergesicht hatte an den Mundwinkeln scharfe Falten bekommen.
    »Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll«, stöhnte Alegre. »Ich kann sie doch nicht besinnungslos schlagen.«
    »Auch das hilft nichts. Ich wache ja wieder auf und komme dann zurück. Du mußt mich schon umbringen.«
    »Das besorgen schon die andern.« Gebbhardt duckte sich. Eine neue Granatenwelle rauschte heran, zerschlug die Barrikaden, wirbelte Menschenkörper durch die Luft, entfachte neue Schreie, zerhieb die Deckungen. »Das ist doch Wahnsinn!« schrie

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