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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihren schweigsamen Bewegungen, ihre Blicke waren hart und feindselig.
    Polizei! Polizei war ins Lager gekommen. Areras hatte es wahr gemacht: Er ließ unter Zwang arbeiten. Zwar waren es nur ein Hauptmann und sein Fahrer, aber jeder wußte, daß hinten im Hauptlager eine ganze Truppe angekommen war.
    Gebbhardt saß über seinen Zeichnungen und machte gerade den Tagesbericht fertig, als es klopfte und der Hauptmann eintrat. Der Fahrer blieb draußen in seinem Jeep. Er wurde von den finster dreinblickenden Männern umringt und steckte sich mit bebenden Fingern eine Zigarette an.
    Kaum brannte sie, da schlug sie ihm eine Hand aus dem Mund. Es geschah völlig lautlos. Der Polizist blieb so steif sitzen, als wäre er plötzlich versteinert. Er wußte, worum es ging. Nur ein falsches Wort, und man zog ihn aus dem Wagen. Von allen Seiten blickten ihn feindselige Augen an; er sah in Gesichter, die der Haß verzerrte.
    »Mein Name ist Dorias Bandeira«, sagte der Polizeihauptmann und legte die Hand grüßend an die Mütze. Gebbhardt erhob sich und starrte ihn verständnislos an. »Sie sind der deutsche Ingenieur?«
    »Ja.« Gebbhardt deutete auf einen Klappstuhl neben dem kleinen Tisch. »Wollen Sie sich setzen, Hauptmann? Was wollen Sie hier?«
    Bandeira setzte sich. »Um einem Irrtum vorzubeugen, Senhor: Ich komme nicht, weil man uns wegen gewisser Aufsässigkeiten angefordert hat. Nicht nur deswegen. Ich komme wegen Ihrer Berichte.«
    Gebbhardt sah Bandeira verblüfft an. Er bückte sich, holte unter dem Tisch eine Flasche mit Kognak hervor und zeigte sie dem Hauptmann. Bandeira nickte.
    »Einen … gern.«
    »Wieso kommen meine Berichte in die Hände der Polizei?« fragte Gebbhardt, nachdem er zwei Gläser gefüllt hatte. »Ich habe immer gedacht, sie verstauben irgendwo zwischen Aktendeckeln.«
    »Das tun sie auch, Senhor.« Bandeira trank einen kleinen Schluck. »Trotzdem haben wir Kenntnis davon. Bestimmte Dinge gehen in diesem Land geheimnisvolle Wege, das müßten Sie doch schon gemerkt haben. Ich kenne die Leiden Ihrer Leute, und uns ist die Korruption bekannt, die überall herrscht.« Bandeira hob die rechte Hand. »Sparen Sie sich die Frage, warum nichts geschieht. Wie kann etwas geschehen, wenn zehn oder zwanzig Hände daran verdienen, und diese Hände gehören Menschen, die man mit Orden und Titeln auszeichnet? In Ihrem Land ist es nicht anders, Senhor, nur sind die Auswirkungen nicht so katastrophal wie hier. Die Armen noch ärmer zu machen, die Entrechteten noch rechtloser, Verbrechen durch neue Verbrechen zu decken … diese Kunst ist allerdings unsere Erfindung.« Er beugte sich vor. »Ich kann doch offen mit Ihnen reden, Senhor Gebbhardt?«
    »Natürlich.« Gebbhardt war noch immer etwas verwirrt. Das Interesse der Polizei war ihm rätselhaft. Er hatte bisher alles vermieden, was Unruhe in die Arbeiter tragen konnte. Die Anwesenheit von Uniformen war schwer zu erklären.
    »Haben Sie eine Liste, Senhor Gebbhardt, von allen Personen, die sich nach Ihrer Meinung am Elend der Arbeiter bereichern?« fragte Bandeira.
    Gebbhardt nickte. »Natürlich. Aber sie ist unvollständig. Ich kenne nur die untergeordneten Manager. Die ganz oben habe ich noch nie zu Gesicht bekommen, geschweige denn gesprochen.« Er winkte ab. »Aber was soll's, Hauptmann. Auch die Polizei wird sich die Zähne daran ausbeißen. Wie Sie schon sagten, die Korruption wuchert pilzartig bis in die höchsten Ämter. Ein Befehl wird Sie stoppen.«
    »Wir werden Befehle ausführen.« Bandeira erhob sich. »Danke für den Kognak, Senhor. Ich habe mich entschlossen, bis übermorgen bei Ihnen im Lager zu bleiben. Dann wird auch das Hospital eintreffen. Haben Sie etwas dagegen?«
    »Ich nicht. Aber meine Leute.« Gebbhardt trat an das kleine Fenster. Die Arbeiter umringten immer noch den Jeep. Der junge Polizist hockte bleich und unbeweglich auf dem eisernen Sitz. Er hatte Angst, man sah es deutlich. »Die Männer da draußen haben von der Polizei eine schlechte Meinung.«
    »Das scheint international zu sein.« Bandeira lachte bitter. »Damit müssen Polizisten leben. Ich rede mit den Männern. Einverstanden?«
    »Natürlich.«
    Es dauerte nicht lange, was Bandeira zu sagen hatte. Er ging durch die Gasse, die sich sofort bildete, zu seinem Jeep und lehnte sich an den Kühler. »Leute«, sagte er ruhig, »ich bin nicht hier, um euch auf die Finger zu klopfen, sondern um in eure Hände Gerechtigkeit zu legen.«
    »Wir arbeiten nicht unter

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