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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Fluchtversuch wagen.«
    »Du willst fliehen? Du willst da hinaus?« Angeline wies mit dem Finger zur Vorderfront des Hauses, wo der Schußwechsel immer lauter geworden war, so daß sich der Lärm nach einer größeren Schlacht anhörte und der ohrenbetäubende Krawall sie zwang, die Stimme zu erheben, bis sie fast schreien mußte.
    »Ja!« rief Claire und kam näher. »Wenn wir hinten hinausschlüpfen, werden sie uns nicht vermissen, da sie genug Ablenkung haben. Wir können uns an den Anführer der anderen Bande wenden. Wir können ihn doch bestimmt dazu überreden, uns nach Hause bringen zu lassen?«
    »Wie kommst du bloß darauf?« stöhnte Angeline. »Vielleicht ist er schlimmer als McCullough.«
    »Das kann nicht sein! Aber ich kann mir denken, warum du zögerst. Ich habe ja Rolfs wundersame Auferstehung vom Krankenbett gesehen. Du hast ihn gesund und munter wieder und kannst es nicht ertragen, dich von ihm zu trennen, wie ein liebestolles Klosterfräulein, das sich nach einem Meßdiener verzehrt.« Claires Hohn war bösartig vor Verzweiflung.
    »Das ist nicht wahr! Es ist doch Wahnsinn, sich blindlings in eine unbekannte Gefahr zu stürzen. Nach allem, was ich von den anderen Räubern gehört habe, sind die Leute des Spaniers gemeine Diebe und Halsabschneider.«
    »Wer hat das behauptet? Vermutlich McCullough. Und warum sollte er seinen Feinden gegenüber unvoreingenommen sein?« Claire warf den Kopf zurück und schüttelte die Haarmähne nach hinten. »Aber ich bleibe nicht mehr in dieser Mausefalle, ich tanze diesem hinterwäldlerischen Rohling nicht mehr nach der Pfeife! Ich gehe, und ob du mitkommst oder hierbleibst, ist mir egal!«
    Claire rannte zur Tür, die im selben Moment geöffnet wurde und durch die vier Männer, unter ihnen McCullough, eintraten. Der Räuberhauptmann nickte mit dem Kopf zum Schlafzimmer, schob die beiden Frauen in diese Richtung und wandte sich dann wieder den geschlossenen Fenstern an der Frontseite des Wohnzimmers zu. Schon hatten seine Männer die Schießscharten in den hölzernen Läden geöffnet und sandten mit ihren langen Büchsen Blitze ins Dunkel; sie schossen abwechselnd und traten nach jedem Schuß zurück, um die Waffe wieder zu laden.
    Angeline ging vor Claire in das Schlafgemach und hustete ein wenig, da der beißende blaue Pulverdampf auch hier schon durch den Raum wehte. Sie schloß die Tür hinter sich, und in ihrer Miene spiegelte sich die Erleichterung darüber, daß ihnen die Entscheidung aus den Händen genommen war.
    Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an. Claire blieb mitten im Zimmer stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Um ihren schönen Mund lag ein aufsässiger Zug. Sie schaute um sich, würdigte das Bett, in dem Rolf gelegen hatte, nur eines flüchtigen Blickes und sah dann zum Fenster, das hinter das Haus führte. Sie warf Angeline einen trotzigen Blick zu, trat ans Fenster, entriegelte die Läden und warf sie weit auf.
    »Claire, nicht«, rief Angeline, lief zu ihr hin und fiel ihr in den Arm.
    Claire drehte sich um. Ihre Miene strahlte Entschlossenheit aus, und die smaragdgrünen Augen waren dunkel vor Zorn und Verzweiflung. »Ich muß gehen, verstehst du das denn nicht? Ich... ich habe Angst zu bleiben, Angeline, furchtbare Angst!«
    »Vor Rolf? Er hat mir versprochen, dir nichts zu tun.«
    »Roh? Nein... ja. Du weißt nichts über die Gefahr, in der ich schwebe, und jetzt ist keine Zeit für Erklärungen. Komm mit! Sofort!«
    »Es ist Wahnsinn. Ich kann nicht.«
    »Dann laß mich los!« Die Kusine schüttelte sie ab, schwang sich aufs Fensterbrett und ließ die Beine hinaushängen.
    »Nicht, warte doch...« Angeline griff wieder nach ihr, aber Claire stieß sich ab und stürzte in die Dunkelheit. »Komm zurück!« rief Angeline, aber sie erhielt keine Antwort.
    Sie zögerte nur einen Moment. Der Fall war tiefer als erwartet, und als sie auf dem Boden aufkam, fiel sie auf die Knie. Angeline kauerte sich nieder und suchte die mitternächtliche Dunkelheit nach ihrer Kusine ab; sie lauschte, um noch etwas anderes als das lärmende Kampfgetümmel von der Frontseite des Stützpunkts der Räuber hören zu können. Claire mußte auf den Krach zugelaufen sein, denn Angeline konnte sie nirgends entdecken.
    Ein entsetzter Schrei aus voller Kehle zerriß die Nacht. Ohne nachzudenken, rappelte sich Angeline auf und stürzte darauf zu. Sie bog um die Hausecke, erblickte Claires Nachthemd als blassen Schleier und sah sie mit zwei schattenhaften Gestalten

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