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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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ebenfalls eingeschenkt zu bekommen. Er streckte Angeline die Tasse entgegen.
    »Trinkt Ihr mit mir, Angeline?«
    Es war keine Bitte, trotz des Tonfalls. Angeline nahm den
    Whisky. »Warum? Habt Ihr noch nicht genügend Leute, die Euch Gesellschaft leisten?«
    »Ihr sprecht von meinen Männern? Nun ja, sie sind keine solche Augenweide wie Ihr.«
    »Eine betrunkene Frau ist wohl kaum ein erfreulicher Anblick.«
    »Ihr irrt - so etwas kann sehr lustig sein. Ihr seid kalt, und ich wünsche Euch mir ein wenig... heißblütiger.«
    »Darauf würde ich nicht rechnen. Es ist eher möglich, daß ich mich übergeben muß, und zwar heftig.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln, dem jede Wärme fehlte. »Wollt Ihr mich mit solchen Prophezeiungen in die Schranken weisen? Dazu bedarf es mehr.«
    Sie sah ihn mit graugrünen Augen an, in denen keine Spur von ängstlichem Zurückweichen lag.
    Draußen bellte ein Hund. Einer der Männer stand auf und sah zur Tür hinaus. Claire schrak zusammen und richtete den Blick wie in Trance auf diese Bewegung, als wisse sie nicht, was um sie herum geschah. Als der Mann die Tür zuschlug, schloß sie die Augen wieder.
    »War nix weiter«, sagte der Gesetzlose.
    Drei ihrer Verwundeten hatten sich auf die Matratzen geworfen und waren in ihrer Trunkenheit eingeschlafen. Einige Räuber hatten sich mit dem Rücken zum Feuer in Decken gerollt, ein paar andere starrten in die heruntergebrannten Flammen und warteten, bis es Zeit für ihre Wache wurde.
    Die Nähe des Spaniers machte Angeline angst, das konnte sie nicht leugnen. Ob wegen der Grausamkeit in seinen Zügen oder wegen der Anzeichen seines blutigen Handwerks, sie fürchtete sich, wie sie sich noch nie im Leben gefürchtet hatte. Sein Mangel an Leidenschaft beschwichtigte nicht ihre Angst, nein, sie wurde dadurch nur noch schlimmer, denn es war gar nicht auszudenken, was er mit ihr vorhatte.
    Angeline starrte ihn an wie der Vogel, den die Schlange hypnotisiert, als er ihr die Hand auf den Arm legte. Seine Berührung war heiß und trocken wie ein glühendes Stück Eisen, und seine Augen brannten. Er wies mit dem Kopf auf ein freies Bett und sagte: »Kommt.«
    Sie wich zurück, in jeder Sehne ihres Körpers lag Widerstand, und auf ihrem starren Gesicht stand ein deutliches Nein. Gleichzeitig war sie sich bewußt, daß ihr Mangel an Kooperation dem Spanier gefiel und ihn sogar anfeuerte.
    Zum Nachdenken blieb keine Zeit, nur noch zum Handeln. Angeline stürzte auf Don Pedro zu und zog den Dolch an seinem Gürtel aus der Scheide. Dann wirbelte sie zurück.
    Er kam langsam und drohend auf sie zu. Angeline sah sein grimmiges, selbstsicheres Vordringen und wog das schwere Heft aus Gold und Silber in der Hand. Je näher er kam, desto fester umklammerte sie die Waffe. Sie spürte, wie sie innerlich hart wurde, wie sich in ihrem Gehirn ein furchtbarer, dunkler Entschluß bildete. Sie holte tief Atem, aber die graugrünen Augen blieben völlig ruhig.
    Mit überlegener Selbstsicherheit rückte er näher, und in den hungrigen Habichtsaugen stand schon Triumph.
    Da stieß sie zu. Sie hielt die Klinge, wie sie sie Rolf vor wenigen Stunden hatte handhaben sehen, und legte ihr ganzes Gewicht in den Stoß auf seinen schlanken, ungeschützten Unterleib.
    Er fing die Waffe mit dem Unterarm ab und schlug Angelines Hand nach oben, aber das Messer schnitt durch sein Fleisch bis auf die Knochen, wurde abgelenkt und schlitzte Muskeln und Adem auf. Das magere Gesicht des Spaniers flammte in wilder Rage auf, er holte aus und gab Angeline eine Ohrfeige, daß sie an die Wand flog und ihr das Messer aus der Hand fiel. Blut tropfte von seinem linken Arm, als er den Dolch an sich nahm und mit gefletschten gelben Zähnen und Mordlust in den Augen auf sie eindrang.
    Angeline rappelte sich auf und duckte sich. Einer der Männer am Feuer wollte sie festhalten, wurde aber von einem fauchenden Befehl des Spaniers daran gehindert.
    »Laß das, du Dummkopf! Sie gehört mir, und mein ist auch die süße Rache!«
    Das hielt die anderen nicht davon ab, die Haustür zu verrammeln, als Angeline in diese Richtung zurückwich. Sie wurde auf das Bett zugetrieben. Neben ihm standen auf einem fragilen Kirschholztischchen eine Teekanne und diverse Tassen. Angeline benutzte sie eine nach der anderen als Wurfgeschosse. Mit der ersten traf sie den
    Spanier am Jochbein, verletzte ihn aber kaum, den anderen wich er geschickt aus. Doch Angeline hatte zu lange gezaudert. Don Pedro

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