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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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in jedem Muskel, ein Zeichen für die ohnmächtige, ungläubige Wut, mit der Rolf zusehen mußte, wie ihm Claire wieder entschlüpfte.
    Der Spanier warf die Tür auf, hob die herunterhängenden Enden seines Schnurrbartes zu einem höhnischen Lächeln und sagte: »Amigos, wenn Ihr mich verfolgt, liegt die Frau tot auf der Straße.«
    Er trat hinaus. Sie hörten seine Schritte und die von Claires nackten Füßen. Rufe, Schüsse, ein erstickter Schrei, dann verklingendes Hufgetrappel.
    Sie erreichten die Tür rechtzeitig, um McCulloughs Leute mit ihren Flinten zu unterstützen und dem Schotten zu Hilfe zu eilen, der von einem bösen Kreuzfeuer hinter einem Holzstoß festgenagelt wurde. Diese zusätzliche Streitmacht schlug die Männer des Spaniers in die Flucht. Führerlos im Kampf gegen eine Übermacht, blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich auf die Pferde zu werfen und Hals über Kopf hinter Don Pedro die Straße hinunter zu jagen.
    »Den Schlachtensieg«, sagte Rolf und beugte sich über McCullough, der ausgestreckt auf einer Pferdedecke am Feuer lag, »kann der Schwachkopf beanspruchen, der mehr Waffen und Leute hat als seine Gegner.«
    »Ihr nennt mich 'nen Schwachkopf und denkt, daß ich mir’s gefallen laß, weil ich Euch noch was schuldig bin«, knurrte McCullough. »Ich war zwar einverstanden, daß ich meinen Anspruch auf das Lösegeld aufgeb, des heißt aber noch lang’ net, daß ich mir hier Eure Beleidigungen anhör!«
    »Wo denn sonst?« witzelte Rolf, hob die Brauen und lächelte auf den Gesetzlosen hinab.
    Statt einer Antwort gaffte ihn der Schotte nur an. Er wand sich und zuckte, während ihm Angeline das Knie verband. Er war beim letzten Feuergefecht angeschossen worden, und die Kugel hatte dabei den Knochen gestreift. Jetzt murmelte er: »Jedenfalls ham se den
    Schwanz eingezogen und sich wie geprügelte Hunde davongemacht.«
    »Ja, wobei der brutalste von ihnen Claire verschleppt hat.«
    »Ja, ’s ist schade um sie.« Aus dem unechten betrübten Blick, den McCullough Angeline zuwarf, war ersichtlich, wie wenig er es bedauerte.
    »Es ist mehr als schade. Es bedeutet, daß wir die Rettungsoperation noch einmal durchführen... und den spanischen Räuber vernichtend schlagen müssen.«
    »Und alles wegen der?«
    »Richtig«, antwortete Rolf und fuhr beredt fort, »und auch, damit Ihr Ruhe habt. Wir haben dem Spanier zwar das Dach über dem Kopf angezündet und sein Vieh in alle Winde zerstreut, aber Ihr wißt so gut wie ich, daß es keinen Monat dauert, bis er sich wieder einen Stützpunkt aufgebaut und ausreichend Lebensmittel zusammengestohlen hat, und dann wird er erneut in Eurem Revier wildern.«
    »Teufel, da habt Ihr recht!«
    »Was hättet Ihr also gewonnen?«
    McCullough schnaubte. »Ihr seid e’ gerissener Hund, des ist klar wie Kloßbrüh’. Ihr wollt mich und meine Männer nur dazu benutzen, die Frau zurückzuholen, aber wozu Ihr die braucht, wo Ihr doch Angeline habt, ist mir zu hoch.«
    »Na, wegen ihrer hausfraulichen Talente natürlich«, erwiderte Rolf mit ironischer Unschuld. Der Schotte schnaubte wieder und wandte sich dann ab.
    Sie hatten wenige Meilen von dem Flammenmeer, das einmal der Stützpunkt des Spaniers gewesen war, ihr Lager aufgeschlagen. Die Verwundeten mußten versorgt werden, die Männer waren erschöpft, und die Pferde, die sie so weit getragen hatten, brauchten Ruhe.
    Angeline war mit McCulloughs Verband fertig, und Rolf half ihr auf.
    »Könnte ich noch einen Schluck Wasser haben?« fragte der Schotte, rollte sich zur Seite und richtete die listigen braunen Augen auf Angeline.
    Bevor sie ihm antworten konnte, erwiderte Rolf: »Wenn Ihr es Euch bitte selbst holen würdet, Angeline hat genug für Euch getan.«
    »Ja, für alle, nur für Euch net, könnt ich wetten«, rief ihm McCullough nach, als sie weggingen.
    Rolf verzog das Gesicht, gab aber keine Antwort. Er führte Angeline zu einer flachen Mulde im Boden, auf der Decken ausgebreitet waren, ein grauer Fleck in der vormorgendlichen Dämmerung.
    Der Mantel, den man Angeline gegen die kühle Feuchtigkeit gegeben hatte, schleifte beim Gehen über den Boden und verfing sich in den herumliegenden Zweigen. Sie wickelte sich fester hinein und fragte sich, ob Claire irgend etwas erhalten hatte, um ihre Blöße zu bedecken, ob sie überhaupt noch am Leben und bei Don Pedro war oder ob er sie ausgesetzt hatte, als sie ihm nicht mehr von Nutzen sein konnte. Oswald und Oskar waren den Räubern dieser Möglichkeit wegen

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