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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Blick in den Tiefen seiner türkisblauen Augen verlor.
    Dann drehte er sich um und saß hastig auf, und das Licht spielte trotz des trüben Tages dunkelgold in seinen Haaren. Er hob gebieterisch die Hand, und der Trupp stob unter Hufgetrappel davon, daß der Schlamm hoch aufspritzte. Dann verklang das Klappern der Hufe.
    Nach einer Stunde setzte Regen ein und fiel so leise und schwer wie Tränen bei tiefer Trauer. Es wurde dunkel, und Angeline zündete die Lampen an. Der Abend brach schon früh herein. Es war seltsam, hier allein zu sein, ohne daß Männer mit schmutzigen Stiefeln kamen und gingen, ohne ihre Ansprüche und ihren Appetit. Angeline saß am Feuer, starrte in die Flammen und ließ den Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, freien Lauf. Sie fühlte sich kraftlos. Böse Ahnungen überkamen sie, und in der Brust spürte sie einen merkwürdigen Schmerz.
    Wie hatte es nur dazu kommen können, daß ihr das Schicksal eines einzigen Mannes so viel bedeutete? Sie hatte es nicht gewollt. Die Tage und Nächte waren vergangen, und Angeline war wie verzaubert gewesen. Wohin sollte das bloß führen?
    Es wurde Zeit, daß sie ernsthaft darüber nachdachte, was sie zu tun hatte. Dieser Frage auszuweichen oder sie aufzuschieben hatte keinen Sinn. Aber welche Alternativen boten sich ihr? Angeline war sich nicht einmal sicher, ob ihre Tante sie nach Claires Rettung wieder in ihr Haus aufnehmen würde. Und selbst wenn sich ihr diese Möglichkeit noch bieten sollte, würde sie dort lebendig begraben sein, so sehr mußte ihr Ruf durch diese Eskapade gelitten haben. Sie mußte sich Jim Bowies Angebot, sie nach Hause zu bringen, also gut überlegen.
    Und Meyers Vorschlag? Der Gedanke an die Intimität, die die Vorstellung von einer Ehe mit ihm heraufbeschwor, war ihr entsetzlich. Konnte sie eine ewige Bindung ertragen, die völlig auf steifer Etikette und Dankbarkeit beruhte, noch dazu in Rolfs Nähe und doch von ihm getrennt? Konnte sie es in Ruthenien, so weit weg von allem, was ihr von Kindheit an vertraut war, überhaupt aushalten ohne die raison d’etre einer leidenschaftlichen Liebe? Und würde sie der Makel, Rolfs Maitresse gewesen zu sein, nicht sogar dorthin verfolgen und einen Schatten auf ihre Zukunft werfen, selbst wenn sie nie mehr miteinander sprechen würden, wenn die Küste Louisianas ihren Blicken entschwunden war?
    Es war vielleicht besser für ihren Seelenfrieden und ihr künftiges Glück, wenn Angeline statt dessen mit Andre sprach. Er hatte in der vergangenen Woche mehrmals versucht, unter vier Augen mit ihr zu reden, aber es hatte sich keine Gelegenheit geboten. Da er wußte, wie wenig schuld sie an ihrem Abweichen vom Pfad der Tugend trug, konnte sie seine Zuneigung vielleicht wiedergewinnen. Wollte sie das? Hatte er verdient, mit einer Frau belastet zu werden, die als Gegenleistung nicht viel mehr als Sympathie zu bieten hatte? Konnte er mit ihr glücklich werden, wenn der Gedanke an ihre Zeit mit Rolf sich immer zwischen sie drängen würde? Aber sie konnte dann in Louisiana und bei Leuten bleiben, die ihre Sprache sprachen und dieselben Sitten und Gebräuche hatten. Und doch, wozu sollte das gut sein, wenn sie dabei nicht glücklich wurde?
    Es gab noch mehr Möglichkeiten. Mutter Theresa konnte Angeline zwar wahrscheinlich wegen dem Mißvergnügen der Eltern ihrer Schülerinnen nicht im Internat behalten, aber sie konnte ihr vielleicht ein Kloster nennen, das sie aufnahm. Wenn nicht, fand sie möglicherweise Arbeit als Näherin oder Gouvernante, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie bis dahin leben oder wie sie ohne Referenzen, die ihre hochstehende Moral und reiche Erfahrung bezeugten, überhaupt eine Stellung finden sollte.
    Es wurde für sie Zeit, etwas zu unternehmen oder zumindest zu planen. Mit Rolf gab es keine Beständigkeit; das hatte sie sich in diesen letzten Tagen, wo eine merkwürdige Kälte zwischen ihnen lag, klargemacht. Ihre Zukunft war auf nichts Greifbareres gegründet als seine Leidenschaft. Wenn diese erlosch, würde Angeline in einem fremden Land einsam und alleine dastehen. Auf die Beteuerungen von Gustav - oder war es Meyer -, daß Rolf sie bei einer Trennung abfinden würde, vertraute sie nicht. Solche Versprechen, dachte sie, haben wenig zu bedeuten, und ich will auf keinen Fall etwas von ihm. Stolz ist zwar in meiner Lage Luxus, aber er ist das einzige, was mir bleibt, und ich werde nie auf meine Selbstachtung verzichten, um Rolf ein ruhiges Gewissen zu verschaffen.
    Da

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