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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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wurde sie durch Geklirr und Geklapper aus ihren Träumen gerissen. Sie horchte. Ihr war, als höre sie Morning Star auf der anderen Seite der offenen Halle in der Küche herumhantieren. Ein dumpfer Knall, als sei ein schwerer Gegenstand zu Boden gefallen.
    Kochte die Indianerin schon für die Rückkehr der Männer? Wenn ja, würde es trotzdem noch eine ganze Weile dauern, bis diese die Mahlzeit einnehmen konnten. Es war vielleicht besser, wenn sie ihr ihre Hilfe anbot, statt hier Trübsal zu blasen und ihre Gedanken endlos um dasselbe Thema kreisen zu lassen.
    Als Angeline die Tür öffnete, kehrte ihr Morning Star den Rücken zu. Die Indianerin nahm Töpfe und Tiegel vom Regal und steckte sie in einen Sack, der neben ihr auf dem Boden lag. Sachen, die ihr unbrauchbar schienen, warf sie beiseite. Als Angeline eintrat, flog gerade eine große Holzschüssel mit einem Riß an die Wand.
    »Was machst du da?« fragte Angeline in einem Ton, der vor Verblüffung scharf war.
    Morning Star drehte sich um. In der Hand hielt sie einen gußeisernen Kessel. Ihre braunen Augen blickten Angeline trotzig an. »Ich nehme mir, was mir gehört.«
    »Das alles gehört dir?« Angeline wies auf die aufgestapelten Zinnteller, die Säcke mit Mehl und Schrot, Kaffee und Bohnen, die auf der einen Seite des Raumes zusammengestellt waren.
    »Es ist mein Recht, es zu nehmen. Ich habe McCullough Vieh mitgebracht, als ich von meinem Stamm gekommen bin, auch Pelze, Körbe und perlenbesticktes Leder, das er verkauft hat. Er hat mich einmal mit vollständig leeren Händen weggeschickt, jetzt nehme ich alles.«
    »Das kann ich nicht zulassen. Die Männer müssen bei ihrer Rückkehr etwas zu essen bekommen.«
    »Ich sage dir, nimm dir einen Anteil und geh. Es gibt keinen Grund zu bleiben.« Das Lächeln in den dunklen Augen der Indianerin war alles andere als freundlich.
    Angelines Haut kribbelte. Sie runzelte die Stirn. »Was meinst du damit? Warum sollte es keinen Grund geben, hierzubleiben? Ich kann nicht fort.«
    »Bleib, und du wirst allein sein, du und die anderen Frauen, die von den grausamen weißen Männern mißbraucht werden. Weil du gelächelt und mit mir gearbeitet hast wie eine Blutsschwester, sage ich es dir. Es ist das beste, jetzt fortzugehen.«
    »Was ist los? Was hast du getan?« Angeline trat einen Schritt auf das Mädchen zu, doch Morning Star wich zurück und stopfte die bereitstehenden Nahrungsmittel in ihren Sack.
    »Ich? Ich habe den Spaniern nur eine Botschaft überbracht. Es war nicht schwer und hat mir Spaß gemacht. In diesem Augenblick wartet der, der Don Pedro heißt, und McCullough reitet hin.«
    »Und... und die anderen?« Die Frage war ein sinnlos gehauchter Laut, denn Angeline kannte die Antwort schon.
    »Die Falle«, erwiderte Morning Star, »hat einen großen Schlund. Aber was kümmert es dich, wenn die Männer sterben, die dich gegen deinen Willen von deinen Leuten verschleppt haben?«
    Angeline stützte die Hände auf den Tisch. »Wer war es? Wer hat dich gebeten, die Botschaft zu überbringen?«
    Morning Star senkte den Kopf. »Der, der meinen Haß erkannt hat, da er seine Schwärze schon so oft sah.«
    »Aber wie heißt er?« rief Angeline aus.
    »Was weiß ich, was kümmert es mich, nachdem er mir den Weg zu meiner Rache gezeigt hat?«
    »Sag mir wenigstens, ob es einer von den Leuten des Prinzen war?« Morning Star steuerte auf die Tür zu, und Angeline folgte ihr.
    »Männer kommen und gehen hier. Ich kenne sie nicht alle, ich will es auch nicht, denn es ziemt sich nicht für eine Frau, ihnen ins Gesicht zu sehen. Leb wohl, Angeline, ich muß fort.«
    Sie huschte durch die Halle und verschwand wie ein Geist im Regengrau der Abenddämmerung. Gedämpfter Hufschlag war zu hören, dann war alles still. Angeline rang die Hände und biß sich auf die Lippen. Ihre Gedanken rasten wirr durcheinander, und ihre Kopfhaut prickelte vor Entsetzen. Eine wohldurchdachte Falle, und der Spanier ließ sie zuschnappen. Genau in diesem Moment ritten Rolf und die anderen vielleicht schon ahnungslos und siegessicher hinein.
    Wie lange war es her, daß sie aufgebrochen waren? Eine Stunde vielleicht? Länger? Sie wollten das feindliche Lager bei Einbruch der Dämmerung erreichen und im Schutz der Dunkelheit im Handstreich nehmen. Der Regen schuf eine künstliche Dämmerung, obwohl der Tag noch nicht zu Ende war.
    Eine kastanienbraune Stute stellte die Ohren auf, als sie Angeline kommen sah. Es war nicht schwierig, sie zu satteln,

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