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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Diener war schon da, bevor noch das Echo von seines Herrn Ruf verhallt war. Auf der Schwelle verbeugte er sich und wartete schweigend auf Befehle. Obwohl er nicht zu Angeline hinübersah, war ihr bewußt, daß ihm nicht das Geringste entging, weder die im Raum verstreuten Kleider noch ihr blasses, ramponiertes Aussehen. Falls derlei Umstände ihn staunen machten, war in seinen gelben Zügen jedenfalls nichts davon zu bemerken.
    »Zwei Glas Cognac«, bestellte der Prinz, »und Abendessen für zwei Personen.«
    Er schlug dem Diener die Tür vor der Nase zu und schlenderte zum Kamin. In flinker, selbstverständlicher Geschicklichkeit legte er Holz nach, als wisse er nicht, daß das keine Arbeit für hochadelige Hände war. Mit unbewegtem Gesicht hob er die Pantalons auf, stieg hinein und trat zu Angeline, wobei er den Hosenbund zuknöpfte.
    »Offenbar habt Ihr eine dritte Möglichkeit gefunden, Eure Worte zu beweisen, Angeline Fortin.«
    Sie hörte ihren Namen, ohne überrascht zu sein. »Ich kann Euch versichern, daß es keineswegs meine Absicht war.«
    »Ich bedaure die Notwendigkeit. Es ist sonst nicht meine Art, Unschuldige zu vergewaltigen.«
    Sie glaubte ihm das sogar, aber das änderte nichts an der Leere in ihrem Innern. »Nein«, erwiderte sie, »nur die Mätressen Eures Bruders.«
    Ein Kratzen an der Tür unterbrach sie. Sarus trat mit einem Tablett ein, auf dem eine Cognackaraffe, verschiedene Sorten Fleisch und Gebäck sowie Teller, Gläser und Besteck waren. Er stellte es auf den Tisch und rückte ihn ans Bett. Der Diener schenkte zwei Gläser ein und blieb in abwartender Haltung stehen. Der Prinz warf einen Blick auf das Tablett und nickte dann, er sei entlassen. Als Sarus draußen war, nahm Rolf ein Glas und reichte es Angeline.
    »Nein, danke. Ich... ich bin an starke Getränke nicht gewöhnt.«
    »Mir ist bekannt, daß Damen generell nicht daran gewöhnt sind«, entgegnete er mit kaum gezügelter Ungeduld. »Aber bei einem solchen Anlaß kann weder wäßriger Wein noch Eierlikör viel bewirken.«
    »Es ist wirklich nicht nötig.«
    Er hob die Braue. »Ihr habt mich wohl im Verdacht, daß ich Euch betrunken machen will? Ich möchte darauf hinweisen, daß dazu jetzt nicht mehr der geringste Grund besteht.«
    Die Zornesröte stieg ihr ins Gesicht, und sie richtete sich in den Kissen auf. »Daran dachte ich keineswegs.«
    »Und woran sonst? Soll ich Euch etwa dazu zwingen, etwas zu trinken? Wollt Ihr das?«
    Sie sah ihn voll Abscheu an, riß ihm das Glas aus der Hand und stürzte einen Schluck des flüssigen Feuers hinunter. Dabei mußte sie husten und um Atem ringen, wollte sich aber nichts anmerken lassen. Sie schluckte, auch wenn ihr diese Anstrengung das Wasser in die Augen trieb. Ein amüsiertes Lächeln glitt über die Züge des Prinzen. Er nippte an seinem Glas und setzte sich auf die Bettkante. »Weinbrand und Wut - welch wirksame Kombination zur Vertreibung der Unvernunft...«
    Als er Angeline ins Bett gebracht hatte, war ihre Kette wieder auf den alten Platz zurückgeglitten. Das Flakon lag zwischen ihren Brüsten. Als sie vor dem Prinzen zurückwich, schwang es nach vorn, so daß das Licht darin gebrochen wurde, und das Fläschchen seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er nahm es in die Hand und drehte es hin und her. Sein Blick traf Angelines weit aufgerissene grüne Augen.
    »Trinkt Euren Cognac«, befahl er, »und dann sagt Ihr mir, wo sie ist.«
    »Ich... ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.« Sie zögerte nicht wegen der feurigen Kraft des Weinbrands, sondern wegen der drohenden Miene des Prinzen.
    »Gebt Euch keine Mühe, es zu leugnen. Wenn ich glauben könnte, daß Max dumm genug war, eine Jungfrau zur Mätresse zu haben, würde ich Euch den Mord an ihm noch einmal ins Gesicht schleudern, aber das entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Da ihr da jedoch ein Ding mit Maximilians verschlungenem Monogramm um den Hals tragt und er solchen Tand öfter für erwiesene Dienste verteilte, könnt Ihr nicht abstreiten, Claire de Buys getroffen zu haben. Also frage ich Euch noch einmal, zum letzten Mal: Wo ist sie?«
    »Und wenn ich es nicht sage, was dann?« Sie hob trotzig das Kinn, obwohl sie wußte, daß das unklug war, aber sie konnte nicht anders.
    Er ließ das Flakon los. »Wut als Mittel der Wiederherstellung war ein Fehler, wie ich jetzt merke. Es wäre allerdings ein Irrtum von Euch, in einem Anflug von Tapferkeit zu glauben, daß Ihr nichts mehr zu befürchten habt.«
    Sie senkte die Lider und

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