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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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was sollten seine dunklen Worte sonst bedeuten?
    Ein leises Knarren des Bettrahmens warnte sie, daß er aufgestanden war und sich ihr näherte. Sanft und stark legte er ihr die Hand auf die Schulter, umspannte mit dem Arm ihre schlanke Taille, streichelte Angeline und zog sie an sich. Er atmete den reinen Rosenduft ihres Haars, und sein Kinn mit dem Stoppelbart kratzte an ihrer Schläfe. Er neigte den Kopf und strich mit den Lippen unter ihrem Ohr über die empfindsame Haut an ihrem Hals.
    »Nicht!« Sie sog scharf den Atem ein. Hastig wollte sie sich seinem Griff entwinden, aber er hielt sie fest.
    »Warum nicht? Fürchtet Ihr, doch noch den Lockungen seliger Verzückung zu erliegen?« Er sprach leise, und sein Atem wehte heiß auf ihre Wange.
    Als sie den Kopf zurückwarf und ihn ansah, fiel ihm ihr Haar in einer Kaskade von glänzendem Kastanienrot über den Arm. »Ihr seid zu sehr von euch überzeugt. Nichts ist weniger wahrscheinlich, insbesondere wenn ich daran denke, was Ihr damit bezweckt.«
    »Und das wäre?« fragte er, und seine Augen waren auf die bezaubernd geschwungenen Lippen gerichtet.
    »Ich bin nicht so naiv, anzunehmen, daß Ihr Euch von mir als Person angezogen fühlt. Ihr habt nichts anderes im Sinn, als... als meine Gefühle zu mißbrauchen, um mich Eurem Willen zu unterwerfen.«
    Langsam sammelte sich ein Lächeln in seinen Augen. »Euch mit Küssen betören? Ein interessanter Gedanke. Ich frage mich, ob es funktionieren wird?«
    »Nie«, knirschte sie, »solange ich es verhindern kann.«
    »Aber könnt Ihr es? Das ist doch die Frage!«
    Er hielt ihrem klaren graugrünen Blick stand und beugte den
    Kopf, um sie zu küssen. Sein Mund war fest und warm und von verzehrender Zärtlichkeit, und er schmeckte nach Wein. Sie spürte, daß sich ihre Sinne nicht länger ihrem Willen unterwerfen wollten, und obwohl sie versuchte, sich gegen diese sanfte, hinterhältige Zersetzung ihres Widerstands zu wehren, konnte sie die Sehnsucht nicht zurückhalten und schmolz dahin. Sie gab immer weiter nach und lehnte sich an Rolf. Langsam hob er den Kopf und blickte auf sie nieder, auf ihre strahlenden Augen und ihre leicht geöffneten Lippen.
    Für einen Moment der Spannung blieb sie reglos, dann senkte sie die Lider. Als sie sich zum Sprechen zwang, klang ihre Stimme gepreßt. »Nehmt Euch in acht, oder es kann Euch passieren, daß Ihr, während Ihr meine Gefühle in Wallung bringt, nicht gut genug auf Eure eigenen aufpaßt. Ich schwöre, daß ich nicht zögern werde, Euer eigenes Schwert gegen Euch zu verwenden, und dann werde ich von Euch verlangen, daß Ihr Eure Suche aufgebt und dorthin zurückkehrt, wo Ihr hergekommen seid.«
    »Es ist freundlich von Euch, mich zu warnen, aber Ihr solltet Euch des Risikos bewußt sein, das Ihr in solch einem Falle eingeht.«
    »Was für ein Risiko?« Sein starker Arm, den er um sie gelegt hatte, war eine sichere, verlockende Stütze, an die sie sich beängstigend leicht würde gewöhnen können.
    »Sollte ich meiner Seele Fesseln anlegen und mich freiwillig in Eurer reizenden Falle fangen lassen, dann könnte mein Verlangen nach Euch ins Unermeßliche wachsen, und ich müßte Euch zwingen, für immer mit mir zu kommen.«
    Dieser Gedanke hätte Angst und Schrecken in ihr hervorrufen müssen. Daß sie nichts Dergleichen verspürte, war beängstigender als alles, was er gesagt hatte. Allerdings blieb ihr zum Grübeln keine Zeit.
    Mit einem seltsamen, nachdenklichen Funkeln in den türkisblauen Augen küßte er sie noch einmal, forschte und schmeckte in ihrem Mund, war ebenso bei der Sache, ebenso stahlhart entschlossen wie vorher, als er unten im Saal den ersten Schuß abgegeben hatte. Sein von grimmiger Intelligenz und unbeugsamem Willen begleitetes Begehren war eine Attacke, der gegenüber Angeline keine
    Hoffnung auf einen siegreichen Widerstand hatte. Sie spürte, wie sich ihre Sinne ihm hingeben wollten, seinen gewaltsamen Ansturm in sich aufsogen und mit Honigsüße darauf antworteten. Und in einem letzten Moment der Klarheit erkannte sie instinktiv die uralte Weisheit, daß darin die letzte Raffinesse der Frau lag. Ihre Antwort auf die Gewalt des Mannes war immer schon die weiche Umarmung. Ihn im Wissen um ihre geringere Kraft zu bekämpfen, hieße, die eigene Niederlage besiegeln. Wenn sie ihn aber statt dessen mit nachgiebiger Anmut empfing, streckte er die Waffen und war anderen, versteckteren Angriffen wehrlos ausgeliefert.
    Rolfs Hände glitten über Angelines

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