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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sein Blut zum Kochen. Das ist besonders an Euch in den Augen von Seiner Hoheit, das steht fest.«
    »Ich habe Euch gebeten, mich loszulassen«, fauchte Angeline und stemmte die Füße auf den Boden, um sich seinem ständigen Zerren an ihrem Handgelenk zu widersetzen. »Ihr habt schon zwei Frauen. Genügt Euch das nicht?«
    »Stimmt, ich hatte zwei, aber jetzt ist bloß noch eine übrig.«
    »Was?« fragte sie und schwieg, während ihr das Bild von Claire vor Augen trat und der Gedanke, daß sie dieser Mensch ermordet oder sie sich selbst das Leben genommen hatte.
    »Morning Star ist weg. Ich hab sie wegen der Hexe fortschicken müssen, ’s war ’ne Wette, sie hat auf die Männer vom Prinz gesetzt und ich auf meine. Sie hat gewonnen, und ich hab meine Morning Star vor die Tür setzen müssen. Wollte mich niederstechen, die Wildkatze von Indianerin, mußte ihr eine aufs Kinn verpassen. Dann hat se mich noch fast kastriert, hat ausgeschlagen und sich gewunden, wie ich se aufs Pferd gesetzt hab.«
    »Und jetzt müßt Ihr Euch das Frühstück selbst bereiten? Wie schrecklich!« Ihr Mitgefühl war nicht ohne Schadenfreude.
    »Claire kann net kochen«, pflichtete er ihr schlicht bei.
    »Ihr hättet das schon bedenken müssen, bevor Ihr die Wette eingegangen seid!«
    »Och, aye, aber ich war mir sicher, daß ich gewinn, und der Preis war’s Risiko schon wert.«
    Sie öffnete den Mund, um zu fragen, worin er bestanden hätte, sah aber das lüsterne Glitzern in seinen Augen und klappte ihn wieder zu. »Ihr müßt Euch an eine der anderen Frauen wenden.«
    »Des könnt ich machen, aber dann muß ich warten, bis se mit ihrer eigenen Kocherei fertig ist.«
    »Pech.« Angeline riß sich mit einem jähen Ruck los. Sie lief zur Tür. McCullough schwang sich mit einer Hast auf die Beine, daß er seinen Stuhl umwarf, und packte sie dann so heftig am Arm, daß sie herumgeworfen wurde und auf ihn fiel.
    »Laßt sie los!«
    Die Aufforderung kam von Meyer, der die Treppe vom Hof hinter dem Haus zur offenen Halle heraufstieg. Hinter ihm kamen Gustav und Oswald. Sie waren zwar unbewaffnet, aber mit ihren geschmeidigen, athletischen Körpern bildeten sie eine große Übermacht gegen einen einzigen Gegner.
    McCullough ließ Angelines Arm los wie von einer Tarantel gestochen. »Na, na«, murmelte er und rieb sich die Hand an seiner schäbigen Hose. »Ich tu ihr ja nix. So lieb und hübsch wie sie dasteht, is’ se wie der Honig, der die Wespen anzieht, und ich könnt net widerstehn. Aber ich wart eigentlich auf Euch Männer, ich hab Euch 'nen Vorschlag zu machen, der Euch vielleicht interessiert.«
    »Wir hören.« Meyer sah Angeline an und nickte leicht zur Tür hin. Sie brauchte keine weitere Aufforderung. Sie schritt schnell um den Räuberhauptmann herum und betrat die andere Hälfte des Gebäudes, wo auf einer Bank am Herd ein Eimer mit Wasser aus der Quelle im Hof stand. Sie füllte ihren Krug und begab sich wieder in die Halle. In dem offenen Korridor hörte sie McCulloughs Vorschlag, die Leibwache solle seine Männer ausbilden.
    »Mit fünfzig solcher Kerle wie Euch drei würd mir das ganze Niemandsland gehören mitsamt Fähren, Straßen und Handelsniederlassungen. Ich wär so stinkreich, daß ich nie mehr stehlen müßt, außer vielleicht, um net ganz aus der Übung zu kommen. Und, was des Beste wär, die widerliche Laus von Spanier, die mir hier im Pelz sitzt, hätt so viel Chancen wie ’ne gottlose Hur’ im Priesterseminar!«
    Das erste, was Angeline sah, als sie das Schlafzimmer betrat, waren die glänzenden Schweißperlen auf Rolfs Oberlippe, um seine Augen und am Haaransatz, die langsam auf das Kissen flossen, auf dem er lag. Die Laken waren tropfnaß.
    In Angelines Augen stiegen Tränen, und sie preßte erschrocken die Hand vor den Mund. Die Gefahr war groß, daß sich Rolf erkältete, wenn er schweißgebadet in der Kühle des Morgens so dalag. Er mußte von Kopf bis Fuß gewaschen, die Bettwäsche mußte gewech-selt werden, und er brauchte etwas Nahrhaftes wie eine heiße Suppe. Hilfe tat not, und da Morning Star nicht mehr da war, mußte ihr einer von der Garde beistehen, und das so schnell wie möglich.
    Oskar und Oswald hatten sich den anderen angeschlossen. Alle fünf standen um McCullough herum und redeten und gestikulierten. Als sie aus dem Wohnzimmer in die Halle stürzte, schauten alle auf.
    Bevor sie den Mund aufmachen konnte, ertönte von der Front des Gebäudes ein Ruf, und zwei Reiter trabten heran. Auf einem

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