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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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sie nahm den Erpel hier an Ort und Stelle aus, wo es fließendes Wasser gab. Margo setzte sich auf eine Milchkiste und machte sich leise an die Arbeit. Zuerst rupfte sie mit gleichmäßigen Bewegungen die Brust des Vogels, dann die Flügel und zum Schluss den Rücken. Sie genoss die Gesellschaft des Hundes und des alten Mannes, dessen zusammengesunkener Körper im Schlaf etwas Anrührendes hatte. Die Innereien warf sie in den Fluss, den Topf spülte sie am Wasserhahn an der Hausseite aus. Der große Hund sah ihr dabei zu. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Alte noch schlief, warf sie dem Hund das rohe, abgewaschene Herz zu. Er schnappte es sich im Flug und verschlang es.

17. KAPITEL
    Margo wanderte stromabwärts zurück zum Lager. Dort schleppte sie aus dem Wald und vom Fluss große Steine heran und legte sie ringförmig um die Feuerstelle. In der Flussmitte sprang ein Karpfen aus dem Wasser und tauchte spritzend wieder ein. Karpfen galten als minderwertige Fische, aber Margo schmeckten sie, nur die vielen Gräten waren lästig. Manchmal fand sie die schillernden Fische sogar richtig schön. Sie setzte sich ans Wasser und kühlte den Erpel in einer Plastiktüte. Brian hatte Enten immer über Nacht in Salzwasser eingeweicht, aber so viel Zeit hatte Margo nicht; außerdem besaß sie nur ein paar kleine Salztütchen, die der Indianer ihr gegeben hatte. Sie beobachtete die Vögel beim Trinken an der sandigen Stelle, wo das Bächlein in den Fluss rieselte, zuerst Blauhäher, dann einen Carolinaspecht, gefolgt von ein paar Sumpfschwalben, die vom anderen Ufer herübersegelten. In einem Baum landeten drei Krähen und spähten auf sie herab. Nach einer Weile flatterten sie eine nach der anderen wieder auf und ließen sich in einem benachbarten Baum nieder. Beim Anblick ihres Flügelschlags bekam Margo unbändige Lust zu rudern. Sie ließ den Kopf zurücksinken, schloss die Augen und dachte daran, wie sie dem Alten die Zigarette mit nur einem Schuss aus dem Mund geschossen hatte. Dann schlug sie die Augen wieder auf und bewunderte ihren neuen Topf. Er war groß genug, um darin Wasser für eine Katzenwäsche zu erhitzen oder mehrere Liter Ahornsaft zu einer Tasse Sirup einzukochen, wie sie und ihre Cousins es früher in einem der Schuppen der Murrays getan hatten, bis alles geklebt hatte. Den Topf hatte sie sich mit ihrem eigenen Geschick verdient. So musste sich Annie Oakley gefühlt haben, als sie herausfand, dass ihre Schießkünste nicht nur gut, sondern auch einträglich waren.
    Mit dem Kochen wollte Margo warten, bis der Indianer zurück war – verkochte Ente schmeckte nicht –, aber das Feuer zündete sie schon mal an. Sie sengte den gerupften Erpel über der Flamme ab, um den Flaum zu entfernen, und es dauerte eine Weile, bis sich der Gestank danach verflüchtigt hatte. Margo brauchte keine große Küche, um gut zu essen, sondern lediglich ein paar Utensilien, die sie kaufen, eintauschen oder sich »erschießen« konnte, zum Beispiel ein schweres Küchenmesser wie das, das sie sich heimlich vom alten Mann ausgeborgt hatte, oder einen großen Rührlöffel aus Metall. Wenn es hier in der Nähe nur irgendwo eine Höhle gäbe, könnte sie sogar überwintern.
    Gegen Abend, als es kühler wurde, erspähte Margo zwischen den Bäumen etwas Weißes: ein Riesenbovist, doppelt so groß wie ein Menschenschädel. Davon konnte sie eine Woche lang essen. So einen Bovist fand man nur alle paar Jahre mal. Den letzten in dieser Größe hatte sie an dem Tag entdeckt, als ihre Mutter aus Murrayville fortgegangen war. Normalerweise braucht ein Bovist Regen, um so riesig zu werden, und deshalb ging sie davon aus, dass sich am Fluss jede Menge Tau niederschlug.
    Als der Indianer schließlich zurückkam, stand die Sonne schon tief. Er berichtete, dass er den Nachmittag in der Stadtbücherei verbracht, sich mit dem Bibliothekar über Heimatkunde unterhalten und in alten Dokumenten gestöbert habe. Margo sah sich nach einem mittelgroßen Stock aus Hickoryholz um und schabte die Rinde ab. Dann bohrte sie den Spieß durch den Erpel und legte ihn übers Feuer. Als etwas Entenfett auf die glühenden Kohlen zu tropfen begann, fing Margo es mit der Pfanne des Indianers auf, um darin eine Scheibe von dem Bovist zu braten. Sie empfand sich als Glückspilz, denn normalerweise haben Wildenten kein Fett. Vielleicht hatte sich dieser Erpel am Mais des Farmers gütlich getan.
    Margo schärfte dem Indianer ein, den Braten nicht aus den Augen

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